Mittlerweile über fünfzig Ikonen hat Kurt Bonner in seinem Leben geschrieben. Seine genaue Kenntnis dieses Kunsthandwerkes und seine Präzision in den Details zeichnen seine Andachtsbilder aus.

Wolfgang Ölz

Der Thüringer Kurt Bonner fand vor 35 Jahren auf dem Dachboden seiner Eltern Werkzeug und Materialien wie Blattgold aus der Tätigkeit seines Vaters als Buchbinder und begann mit Holz, Farbe und Oberflächen zu experimentieren. Autodidaktisch arbeitete sich Bonner so in die Ikonenmalerei ein. Wie er in seiner Jugend ohne Kenntnis der Musiknoten mit seiner Band in den vornehmsten Hotels am Arlberg aufspielte, so vertiefte sich Kurt Bonner ohne akademische Vorbildung in die Ikonenmalerei.

Geküsste Ikonen

In der Ikonenmalerei geht es nicht um Kreativität, sondern darum, durch genaues Studium der Motive, Linienführung und Farbwahl den griechischen Originalen besonders nahezukommen. Die Ikone ist nicht Schmuck, wie das Kunst im Verständnis der westlichen Kirchen ist. In der Ikone sind im orthodoxem Verständnis die dargestellten Personen wie Christus, Maria oder die Heiligen anwesend. Deswegen werden Ikonen im Osten auch geküsst. Die Ikone ist ein Fenster in die Ewigkeit. Sie macht Unsichtbares sichtbar.

Genaue Technik

Das Malen der Ikonen ist ganz klar ein meditativer Akt, der im Dialog mit Gott geschieht, wie sich Bonner ausdrückt.
Das Holz stammt bei Kurt Bonner auch von Fußböden aus 200 Jahre alten Bauernhäusern. Zuerst wird das alte Holz siebenmal mit Kreide und Knochenleim grundiert. Dann wird das Motiv freihändig oder mittels Pausen auf das Holz gebracht. Gemalt wird mit Eidotter angerührten Farben. Die Farben folgen der alten Symbolik. So steht etwa grün für das Handwerkliche, rot und blau für das Göttliche. Die 10-15 Farbschichten einer Ikone werden vom Dunkel beginnend bis zu den hellsten Teilen aufgetragen. Dann erfolgt die Vergoldung mit Blattgold. Kurt Bonner beherrscht auch die beliebte Methode des „Altmachens“. Dabei werden extra sogenannte „Krakelieren“, künstliche Risse, angebracht.

Abserviert!

Rucksackwanderungen auf der Halbinsel des Berg Athos haben bei Kurt Bonner einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Er erinnert sich an ein Osterfest 1995. Der durch Weihrauch, Ikonen und Sonnenlicht mystische Gottesdienst dauerte sieben Stunden. Im Anschluss beim Osterfestmahl gab es Fisch, Fischsuppe, Osterei und Orangen. Allerdings müssen die Besucher schneller essen als der Abt, weil nach altem Brauch, sobald der Abt gegessen hat, abserviert wird, egal ob die Gäste schon fertig sind. Während Kurt Bonner sich beeilt hatte, musste sein Kollege, der Bludenzer Lehrer und Theologe Dr. Willi Schmutzhart, sehen, wie ihm trotz Hunger der leckere Fisch wieder abserviert wurde.

Protest!

Aus der Zeit gefallen und kurios ist auch, dass keine Frauen, nicht einmal weibliche Tiere, den Berg Athos betreten dürfen. Das könnte sich ändern, wenn sich feministische Frauen-Gruppen aus den Niederlanden durchsetzen, die dies mit Verweis auf EU-Gelder ändern wollen.

Zur Person:
Kurt Bonner (Jahrgang 1946) ist seit 15 Jahren als Autoelektrikermeister in Pension. Vier Besuche auf dem Berg Athos beim Malermönch Pater Gregorius, der letztes Jahr verstorben ist, haben ihn geprägt. P. Gregorius führte ihn in die „Byzantinischen Farbgeheimnisse“ ein.
Der passionierte Ikonenmaler stellte in der Propstei St. Gerold und in Rapperswil aus. Weitere Ausstellungen führten ihn zu den Wiener Kirchen in Alterlaa und Inzersdorf, zur ersten Gloria Kirchenfachmesse und zur Vorarlberger Kunstmesse, der Art Bodensee.

(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 2 vom 14. Jänner 2021)