Die Frohbotinnen von Batschuns wagen ein Experiment: Auch Männer und Verheiratete sollen ihrer 1947 gegründeten Gemeinschaft beitreten können. „Wichtig ist unsere Botschaft“, sagt Leiterin Brigitte Knünz. „Wir müssen sie nicht nur als zölibatär lebende Frauen weitergeben.“ Das Experiment startet zu Ostern.

Heinz Niederleitner

Armut, Gehorsam, Ehelosigkeit: Wie bei Ordensgemeinschaften sind auch beim „Werk der Frohbotschaft Batschuns“ die evangelischen Räte teil der Regel. Armut und Gehorsam haben die Frohbotinnen schon bisher eigenverantwortlich und modern ausgelegt, nämlich als Einfachheit und Verfügbarkeit. Das entspricht ihrem Verständnis als Säkularinstitut, das dem Glauben gottgeweiht, aber im ganz „normalen“ Alltag lebt. Ehelosigkeit jedoch bedeutet klar ein zölibatäres Leben. Nun will die Gemeinschaft versuchen, ob es auch anders geht.

Brigitte KnünzVorbildlos. „Wir sprechen von einem Versuch, weil wir für das, was wir planen, keine Vorbilder haben. Wir probieren diesen Weg für zwei Jahre aus und reflektieren dann, ob und was in unserer Regel geändert werden soll“, sagt Brigitte Knünz, die als gewählte Leiterin dem „Werk der Frohbotschaft“ vorsteht. Konkret bedeutet das, dass die Gemeinschaft neben den bisher rein weiblichen Interessenten nun auch Männern und Frauen in den verschiedenen Lebensformen offensteht. Zudem wird auf die bisherige Eingrenzung verzichtet, wonach ein Eintritt nur zwischen 20 und 40 Jahren möglich ist. „Wir wissen heute einfach, dass die Sehnsucht nach einem Leben, wie wir es führen, auch in einem späteren Lebensabschnitt aufkommen kann“, sagt Knünz. Eine erste Veranstaltung für Interessenten wird am Ostermontag (2. April) in Batschuns stattfinden. Dabei unterscheidet sich das Leben der Frohbotinnen von jenem in einer Ordensgemeinschaft – auch wenn es in beiden Fällen um gottgeweihtes Leben geht. „Draußen zuhause“ lautet ein Motto des „Werks der Frohbotschaft“: Die Mitglieder leben in Wohnungen, eventuell zu zweit. In manchen Fällen bleiben sie in ihrem bisherigen Beruf. Doch trotz dieser großen Weltzugewandtheit ist Gemeinschaft wichtig: „Sie wird vor allem in den monatlichen Kleingruppen gelebt und wir schauen sehr aufeinander“, erklärt Knünz. Daneben gibt es in Dornbirn einen Gemeinschaftsgottesdienst im Monat und ein gesungenes Abendgebet.

Wirken. Aber die Mitglieder leben auch jenseits des „Ländle“ in anderen Teilen Österreichs oder zum Beispiel in Bolivien, wo die aus Oberösterreich stammende Daniela Kastner eine Schule verwaltet. In der St.-Georgs-Gemeinde in Istanbul arbeitet eine Frohbotin im interreligiösen Dialog mit. In Batschuns werden heute Asylwerber/innen betreut. Besonders wichtig ist der Gemeinschaft die Auseinandersetzung mit der Bibel.
„Bei unserem Experiment geht es darum, wie unsere Botschaft weitergegeben werden kann: Auf verschiedene Arten bedürftige Menschen von nebenan sollen spüren, dass Gott diese Welt und seine Geschöpfe liebt“, sagt Knünz. Sie verschweigt nicht, dass ein Anstoß für das Ausprobieren eines neuen Weges darin besteht, dass die Gemeinschaft mit ihren 52 Mitgliedern zwar einen Freundeskreis, aber seit 15 Jahren keinen nachhaltigen Neuzugang hatte. „Wir haben daraufhin unsere Möglichkeiten ausgelotet. Am Ende stand der einstimmige Beschluss für unseren Versuch“, sagt Knünz. „Wir gehen dem ganz offen entgegen und schauen, was passiert.“

Mehr Informationen

www.frohbotinnen.at

(aus dem KirchenBlatt Nr. 4 vom 25. Jänner 2018)