Für Generalvikar Hubert Lenz ist es immer etwas Schönes, Menschen segnen zu dürfen. Seine Doktorarbeit widmete er dem Segen, der das Heil offenbar macht.

Generalvikar Hubert Lenz

In meiner Kaplanspfarre in den 1990er-Jahren gab es immer an Martini eine Kindersegnung, zu der etwa tausend Menschen kamen. Wir luden dazu die Priester aus der ganzen Stadt ein, damit sie mithelfen die vielen Kinder zu segnen. Mich hat es sehr fasziniert, aber auch Fragen aufgeworfen (vor allem: wer darf segnen), sodass ich mich dann in meiner Doktorarbeit in Liturgie mit dem Segen und mit der Spendung von Segen und Segnungen auseinandergesetzt habe. Heute, 30 Jahre danach, ist dieses Thema aktueller denn je: Die Menschen spüren, dass sie segensbedürftig sind; in vielen Pfarren werden verschiedene Segnungen angeboten.

Was bedeutet Segen?

Das Wort „segnen“ heißt im Lateinischen: „bene-dicere“ – auf Deutsch: „Gutes sagen“, „gut meinen“. Gott ist der Ursprung allen Segens: Er meint es gut mit uns. Er hat uns das Leben geschenkt, er sieht uns an, gibt Ansehen, er schenkt uns Heil. In Jesus Christus hat er uns erlöst. Er ist es, der uns Menschen den Segen Gottes vermittelt.

Was bedeutet eine Segnung?

Bis heute verstehen Menschen Sachsegnungen oft falsch. Wenn wir Dinge segnen, machen wir nicht schlechte Gegenstände gut, wir verwandeln nicht Negatives in Positives. Die ganze Schöpfung ist gut, sie ist von Gott geheiligt, wir müssen nichts durch eine Segnung gut machen. Wird ein Gegenstand gesegnet, verändert sich nicht das Wesen, sondern der Sinn des Gegenstandes. Durch eine Segnung wird ein Gegenstand zum Zeichen des Heilswirkens Gottes. Ein gesegneter Gegenstand bringt zum Ausdruck, dass es Gott „gut mit uns meint“. Ein gesegneter Gegenstand möchte uns aber auch zur Dankbarkeit und zum Gotteslob einladen.
Werden Menschen gesegnet, ist es die heilende Erinnerung, dass wir erlöste Menschen und geliebte Kinder Gottes sind. Der Segen ist die Erneuerung der wirksamen Zusage Gottes, dass er uns Menschen in unserem Leben begleitet.

Wer kann und darf segnen?

Im Auftrag Jesu vermittelt die Kirche den Segen Gottes, die Kirche mit ihrer Fürbitte steht dahinter. Als man 1978 das deutschsprachige Segensbuch veröffentlichte, hat der damalige Regensburger Professor Ratzinger die Segenskompetenz so beschrieben: Jede:r Getaufte kann segnen (die Segenskompetenz kommt also nicht von der Weihe) und jede:r segnet, wofür er/sie zuständig ist. Eltern segnen in der Familie, die Religionslehrerin ihre Schüler:innen, der Pfarrer oder seine beauftragten Mitarbeiter:innen in der Pfarre und im öffentlichen Leben, der Papst segnet „urbi et orbi“ (als Bischof von Rom die Stadt Rom (urbi) und als Papst den Erdkreis (orbi). Je mehr eine Segnung auf die Mitte der Kirche hingeordnet ist, desto eher ist sie einem kirchlichen Amtsträger vorbehalten. Offizielle kirchliche Segnungen werden vom Bischof, Priester, Diakon oder auch von (vom Bischof) beauftragten Laien vorgenommen.
Es ist für mich als Pfarrer immer etwas Schönes, Menschen segnen zu dürfen und zu sehen, wie sie der Segen Gottes berührt.

Zur Person Hubert Lenz 

Dr. Hubert Lenz, geb. in Höchst, seit 1990 Priester, Kaplan im Hatlerdorf, Doktorat, Pfarrer in Nenzing und in Hard, seit 2019 Generalvikar, Herausgeber des Vorarlberger KirchenBlattes und Pfarrer im PV Nofels-Tisis-Tosters.