Abt Franz Pfanner, der Gründer der Mariannhiller Missionare, war eine schillernde Persönlichkeit. Aufbrüche, Niederlagen und Erfolge kennzeichneten seinen Lebensweg. Am 5. und 6. Oktober wird in seinem Heimatort Langen bei Bregenz seines 110. Todesjahres gedacht.

Elisabeth Willi

Beschreibungen für Abt Franz Pfanner (1825-1909) gibt es viele: Draufgänger, Tausendsassa, Abenteurer in der Kutte. Er war ein Mann, der aneckte, der über ein cholerisches Naturell verfügte und der sich nicht immer an Gesetze und Regeln hielt. Adalbert L. Balling, ein Mariannhiller Missionar, schrieb 1999: „Er passte in kein Schema. Seiner Zeit war er nicht nur um vieles voraus, sondern einigen Zeitgenossen auch verdächtig.“

Geboren wurde Abt Pfanner am 21. September 1825 in Langen bei Bregenz, getauft auf den Namen Wendelin. Als Sohn eines Landwirts und Sägemühlenbesitzers musste er früh mit anpacken. Da er jedoch körperlich nicht sonderlich stark war, wurde er zu den Jesuiten nach Feldkirch ins Gymnasium geschickt. Es folgte das Theologiestudium. Seine Wanderschuhe schnürte er dann erstmals als Student: Zu Fuß, per Floß und per Kutsche pilgerte er nach Köln, wo er seinen Obulus für den Weiterbau des Doms ablieferte.

Leben im Kloster beenden.

1850 erhielt Pfanner die Priesterweihe und übernahm die Pfarrei Haselstauden. 1859 wurde er Beichtvater der Barmherzigen Schwestern in Agram, im heutigen Kroatien, nebenbei war er als Seelsorger eines großen Gefängnisses tätig. Beide Aufgaben bereiteten ihm Freude. Wenn nur nicht seine angeschlagene Gesundheit gewesen wäre, bereits seit Jahren machte ihm vermutlich Tuberkulose zu schaffen. Pfanner beschloss, zwei Pilgerreisen zu unternehmen - diese führten ihn nach Rom und ins Heilige Land - und dann in einem Kloster sein Leben zu beenden. So trat er 1863 ins Trappistenkloster Mariawald im Rheinland ein. Dort fühlte sich der Langener sehr wohl - und bald auch wieder gesund. Karge Kost, asketisches Leben, der Tagesrhythmus und die Abwechslung zwischen Arbeit und Gebet schienen ihm bestens zu bekommen.

Wendelin Pfanner legte die Profess ab, nahm den Ordensnamen Franz an und wurde Subprior. Doch das rief Unmut hervor, denn das Draufgängerische und Fordernde seiner Persönlichkeit war für manche nicht mit dem kontemplativen Lebensstil der Trappisten in Einklang zu bringen. Man bot ihm an, das Kloster zu verlassen, er ließ sich aber nicht vertreiben, und schließlich fand sich ein Kompromiss: Pfanner wurde mit dem Auftrag, auf dem Balkan ein Kloster zu gründen, nach Serbien geschickt. 1869 entstand dort unter seiner Ägide das Trappistenpriorat Maria-Stern. Knapp zehn Jahre danach tauchte ein Bischof aus Südafrika auf und bettelte um Mönche: Sie sollten am Kap der Guten Hoffnung ein Kloster gründen. „Wenn keiner geht, gehe ich“, sagte Pfanner und nahm das Amt an.

„Hier bleiben wir!“

Am ersten Ort in Südafrika - einer Halbwüste - wo Pfanner und seine dreißig Mönche das Kloster erbauen wollten, erlebten sie nichts als Enttäuschungen: Das Geld ging aus, und die angebauten Feldfrüchte vertrockneten. Schließlich verluden sie ihr Hab und Gut auf Ochsenkarren und fuhren in Richtung Ostküste Südafrikas. Am Abend des 26. Dezember 1882 blieben sie stecken, und Pfanner rief: „Abladen! Hier bauen wir unser Kloster. Das ist Gottes Wille!“ Drei Jahre später stand dort die erste Trappistenabtei des südlichen Afrikas: Mariannhill.

Pfanner, der 1886 zum Abt geweiht wurde, warb hunderte Ordensbrüder an. Unter ihm übten sie umfangreiche missionarische Tätigkeiten aus - eine Neuheit. Doch man warf dem Abt vor, die Novizen viel zu früh und selbständig auf Außenstationen zu schicken. Außerdem: Missionseifer auf der einen und die trappistische Ordensregel auf der anderen Seite vertrugen sich nicht. Rom ließ eine Visitation vornehmen, Pfanner wurde - für ein Jahr - seines Amtes enthoben.
1892 legte er sein Amt nieder, baute die Missionsstation in Emaus in Südafrika auf und zog sich dorthin zurück. Er lebte fortan in großer Einfachheit, widmete sich vor allem dem Gebet, der Arbeit und dem Aufbau der von ihm gegründeten „Missionsschwestern vom Kostbaren Blut“. Persönlich war er nach wie vor überzeugt, dass die Ausbreitung des Gottesreiches Vorrang haben müsse vor dem kontemplativen Lebensstil.

Eigenständig.

Am 2. Februar 1909 trennte Papst Pius X. die Gemeinschaft der Abtei Mariannhill vom Trappistenorden und verlieh ihnen Eigenständigkeit: Die Kongregation der Missionare von Mariannhill war entstanden. Nur wenige Monate später starb Abt Pfanner in Emaus - versöhnt und zufrieden, wie der Marianhiller Adalbert L. Balling in einem Artikel schrieb. Abt Pfanner hinterließ ein umfangreiches, bis heute lebendiges Werk in der Missionsarbeit, das laut Mariannhiller Pater Frans Lenssen u. a. gekennzeichnet war durch: Pfanners Eintreten für die Rechte aller Menschen in Südafrika und die Ablehnung von Rassismus, seine Bemühungen, die Lebensverhältnisse der Einheimischen zu verbessern und seine Anerkennung der Gleichberechtigung von Frauen in der Missionsarbeit. Zudem war es ihm wichtig, südafrikanische Priester auszubilden. «

Gedenken an Abt Franz Pfanner in Langen b.B.

  • Sa 5. Oktober, 17 Uhr: Rundgang auf dem Abt Pfanner-Gedenkweg, 18.30 Uhr: Abendandacht in der Stollen-Kapelle.
  • So 6. Oktober, 10.15 Uhr: Gedenkgottesdienst in der Pfarrkirche, 15 Uhr: Besuch des Geburtshauses von Abt Pfanner.

Abt Pfanner Haus

Abt Pfanner HausIn den 1960er Jahren wollten einige Langener/innen eine Stätte zur Erinnerung an Abt Pfanner errichten. Zeitgleich gab es Pläne vom Orden des Kostbaren Blutes, in der Heimatgemeinde ihres Gründers eine Schwesternniederlassung zu schaffen. Schließlich einigte man sich darauf, ein Wohnhaus für betagte Menschen zu bauen. Im September 1969 traten die ersten Ordensschwestern ihren Dienst an. Im Jahr 2010 - als immer  weniger geistliche Schwestern nachkamen - beschloss die Ordensleitung, die Niederlassung in Langen aufzulassen. 2013 verließ die letzte Schwester das Haus. Die BENEVIT Vorarlberger Pflegemanagement GmbH übernahm es. Um den ständig steigenden Anforderungen in der Altenbetreuung und Pflege zu entsprechen, wurde ab 2016 mit einem Neubau begonnen. Im Dezember 2018 wurde er fertiggestellt. Das neue Pflegeheim verfügt über 33 Pflegebetten und ist modern und zeitgemäß ausgestattet.

Sa 5. Oktober, 10 Uhr: ­feierliche Eröffnung mit Segnung des Hauses durch Bischof Benno Elbs.
11 bis 16 Uhr: Tag der offenen Tür.

(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 40 vom 3. Oktober 2019)