Es gibt Ereignisse, die ein Leben grundlegend verändern. Ihr Ort ist irgendwo zwischen Suchbewegung und Findungsprozess. Walter Fink erzählt von solchen Ereignissen, von jungen Menschen in Rumänien und von neuem Sinn.

Patricia Begle

Es war eine Zeitungsnotiz. Gesucht wurden Mitarbeiter für ein Sozialprojekt in Rumänien. Das ist nichts Ungewöhnliches. Was dieses „Angebot“ jedoch von anderen unterschied, waren Projektaufgabe und -sprache: „Organisation“ hieß es dort und „deutsch“.

Katholische Kirche Vorarlberg / BegleChance

Damit war dem pensionierten Bregenzer Kulturfachmann zugefallen, wonach er schon lange gesucht hatte. „Ich bin immer auf die Butterseite gefallen, habe ein wunderbares Leben geführt. Ich hätte deshalb gerne etwas über die normale Arbeit hinaus getan, etwas, das meine Dankbarkeit zeigt“, versucht Fink sein Befinden zu beschreiben. Was ihn aber an einem solchen Einsatz hinderte, waren seine Fähigkeiten. Ihm fehlten sowohl handwerkliche als auch Fremdsprachkenntnisse. Als ehemaliger Kulturchef des ORF Vorarlberg konnte er „nichts außer schreiben, reden und Filme machen. Ich dachte immer: mich braucht man nicht.“

Rasch

Als er dann mit den Projektverantwortlichen Kontakt aufnahm, ging alles sehr schnell. Nach einigen E-Mails klingelte vor zwei Monaten das Telefon: „Zerwas Walter, da ist der Georg.“ Und ein paar Minuten später: „Bist du flexibel?“ Fünf Tage darauf fand er sich im rumänischen Dorf Hosman in einer Gruppe, die P. Georg Sporschill zusammengetrommelt hatte, um über das Projekt zu „hirnen“.

Entscheidung

Die Situation der Roma an diesem Ort beschreibt der Bregenzer als „erschütternd, deprimierend und unvorstellbar“. Er traf auf Menschen, die ihre jahrhundertealte Lebensweise gegen Hoffnungslosigkeit eintauschen mussten und nun verelenden. „Die Menschen dort haben jegliche Form von kulturellen Normen einfach verloren. Dabei ist das nicht irgendwo im Busch - wir sind in der EU!“ Für Fink gab es zwei Möglichkeiten, zu reagieren. Entweder sich wegzudrehen, weil das Elend unerträglich ist, oder zu sagen: „Wenn ich etwas tun kann, tu ich etwas.“ Das war es auch, was er P. Georg Sporschill zur Antwort gab.

Sinn

Dem ersten Besuch folgte kurze Zeit später ein zweiter - zur Eröffnung der neuen Musikschule im Juli. Die Feierlichkeiten waren beeindruckend. Jugendliche aus Bukarest waren dazu angereist - sie, die einst im Kanal lebten, musizierten jetzt mit einer solchen Begeisterung und Lebensfreude, dass für Fink klar wurde: „Das ist mein Platz.“ So gehört er nun zu jener ständig wachsenden Gruppe, die sich für das Projekt engagiert. „Es macht Sinn“, denkt Fink über das neue Tun nach. „Es ist eine andere Form, das Loch des Lebens wird anders gefüllt.“

Hintergrund

Der Verein „Elijah“

Der Verein „ELIJAH Initiativa Sociala Ruth Zenkert“ wurde in Rumänien im Januar 2012 gegründet. Geleitet von Ruth Zenkert, und begleitet von P. Georg Sporschill SJ hat er seinen Sitz in Sibiu. Derzeit gibt es 10 Angestellte in Leitung, Sozialarbeit und Administration, 5 Musiker, 20 Volontäre. Ziel des gemeinnützigen Vereines ist es, ein europäisches Modell für das Zusammenleben in Gerechtigkeit zu schaffen. Die Ausbildung und Förderung der Roma-Kinder ist das Wichtigste.

Tätig

ist der Verein derzeit in den Dörfern Hosman, Nou und Tichindeal. Sie liegen 20 km östlich von Sibiu/Hermannstadt. Der Großteil der Einwohner/innen sind Roma. Ihre Siedlungen sind am Dorfrand, ohne Wasser, oft ohne Strom. Deshalb wird bei Grundlegendem angesetzt: Sauberkeit im Haus, Wäschewaschen, Gemüsegarten anlegen, Wände und Dächer abdichten, Öfen und Plumpsklos bauen. Persönliche Beratung und Freundschaft sind gefragt.

Quelle: Verein ElijahMusik

ist ein Weg zu den Kindern und ein Ausweg für die Kinder. Sie lernen sich auszudrücken, einen Rhythmus zu finden und aufeinander zu hören. Ihr Tag erhält Struktur, der Ort ist zudem Begegnungsort. Unterricht erhalten die Kinder von Musikern aus dem Philharmonischen Orchester Sibiu.

Der österreichische Verein

„ELIJAH. Pater Georg Sporschill SJ. Soziale Werke“ wurde im März 2013 gegründet, Vorsitz hat Herbert Sausgruber.

Das Projekt benötigt derzeit:

 

  • Klarinetten und Saxophone
  • Assisten/in für Ruth Zenkert
  • Organistor/in der Musikschule
  • Volontäre mit musikalischen oder pädagogischen Fähigkeiten

Kontaktperson: herbert.sausgruber@vol.at