Die österreichischen Bischöfe reagierten mit Entsetzen und Trauer auf die Attacke, die am Montag dieser Woche fünf Todesopfer forderte. Der fünfte Tote ist einer der Attentäter, der mittlerweile identifiziert wurde und der ein Anhänger der radikalislamischen Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) gewesen sein soll.

Kathpress/Steinmair

Papst Franziskus hat „Trauer und Bestürzung“ über den Terroranschlag in Wien bekundet sowie den Opfern und ihren Familien sein Gebet zugesichert. „Schluss mit der Gewalt!“, hieß es in einem am Dienstag verbreiteten Tweet des Vatikans. Franziskus appellierte an alle, gemeinsam Frieden und Brüderlichkeit aufzubauen. „Nur Liebe löscht den Hass aus“, so der Papst.

Österreich

Der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, appellierte in einem ORF-Interview an die Bevölkerung, auf Gewalt und Hass nicht mit Panik oder gar neuem Hass zu antworten. „Hass schürt nur neuen Hass“ - und dies sei ebenso der falsche Weg, auf die schrecklichen Ereignisse der Nacht zu reagieren, wie in Panik zu verfallen, „denn wer in Panik gerät, ist immer in Gefahr, diese Panik weiter zu tragen“.

Fassungslos und entschlossen zugleich zeigte sich in einer ersten Reaktion auch der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner: „Welch irregeleitete, menschenverachtende Ideologie war da am Werke? Wahllos in friedlich versammelte Menschen zu schießen. Gläubige Menschen müssen diese Tat im Namen Gottes verurteilen, sich innerlich mit der ganzen Geistes- und Glaubenskraft dagegen stemmen.“  Auch weitere österreichische Kirchenvertreter drückten ihre Bestürzung aus. Caritas-Präsident Michael Landau etwa twitterte: „Ich bin in Gedanken und im Gebet bei den Opfern und ihren Angehörigen. Mein Dank gilt allen Einsatzkräften von Polizei, Rettung und Bundesheer, die unter Einsatz ihres Lebens das Leben anderer schützen. Unsere Werte sind stärker als Gewalt und Terror. Liebe ist stärker als Hass.“

Ökumene

Der Vorstand des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) hat angesichts des Terroranschlags in Wien zum Einsatz für Freiheit, Frieden und Demokratie aufgerufen. Wörtlich heißt es in der Erklärung des ÖRKÖ-Vorstands vom Dienstag: „Der Glaube des Evangeliums ist stärker. Dieser Glaube ist stärker als der Terror und stärker als die Angst und die Verunsicherung. Im Blick auf Jesus Christus gedenken die Kirchen der Opfer der Terrornacht in Wien, der Toten, der Verletzten, der Angehörigen und Freunde aller Betroffenen. Zugleich sprechen die Kirchen den Sicherheitsbehörden und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Dank und Anerkennung aus. In einer überaus gefahrvollen und schwer durchschaubaren Situation wurde entschlossen, mutig und umsichtig reagiert.“

Der evangelische Bischof Michael Chalupka schrieb ebenfalls auf Twitter: „Wenn die Worte versagen, bleibt mir nur das stille Gebet für die Opfer und ihre Angehörigen und die Helferinnen und Helfer. Wien hält zusammen für das Leben in dieser Stadt. Terror wird den Zusammenhalt nicht spalten!“

Jüdische Gemeinde

Die jüngsten Gewaltakte weckten Erinnerungen an den Anschlag von 1981 auf die jüdische Gemeinde Wiens „und lässt dieses Trauma wieder auferstehen“, das sagte der Wiener Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister im ORF-Interview am Dienstagmorgen. Doch die Verunsicherung sei nicht auf seine Glaubensgemeinschaft beschränkt, die sei in der ganzen Stadt sehr groß. „Das war ein Angriff auf Wien, auf uns alle“, wie Hofmeister betonte.

Bundespräsident

„Der Hass wird bei uns nicht auf fruchtbaren Boden fallen. Wir werden uns davon nicht anstecken lassen und unsere Werte schützen und verteidigen.“ Das hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen in einer Fernsehansprache am Dienstagvormittag im ORF unterstrichen. Auf dem Boden Österreichs und Europas sei in den vergangenen Jahrhunderten zu hart um die Werte von Freiheit, Demokratie, Toleranz und Respekt gerungen worden, „als dass wir nun klein beigeben werden“, zeigte sich Van der Bellen kämpferisch. „Wer das annimmt, der kennt uns schlecht.“

Bundesregierung

Bundeskanzler Sebastian Kurz hat am Dienstag angekündigt, dem Terrorismus nach dem Anschlag in Wien mit allen Mitteln entgegenzutreten. „Wir werden uns von Terroristen nicht einschüchtern lassen“, sagte er in einer kurzen Ansprache, wie die APA berichtete. Gleichzeitig appellierte er, die von den Islamisten angestrebte Spaltung der Gesellschaft nicht zuzulassen: „Wir werden diesem Hass keinen Raum geben.“ Der Feind sei der islamische Extremismus, nicht alle Angehörigen einer ganzen Religion.

Die österreichische Bundesregierung hat am Dienstagvormittag in ihrer Sondersitzung nach dem Terroranschlag in Wien eine dreitägige „Staatstrauer“ beschlossen. Bis inklusive Donnerstag werden die öffentlichen Gebäude mit Trauerbeflaggung versehen. Außerdem wurde für Dienstag, 12 Uhr, eine Schweigeminute angesetzt. Um 12 Uhr läuteten auf Veranlassung von Kardinal Christoph Schönborn zudem auch alle Kirchenglocken in Wien zum Gedenken an die Terroropfer. Auch der Stephansdom war Dienstagmittag bereits schwarz beflaggt. Im ORF wurde landesweit das Läuten der Pummerin des Stephansdoms live übertragen.

(Aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 45 vom 5. November 2020)