Das Institut für Religionspädagogische Bildung in Feldkirch organisierte für Religionslehrer/innen und Kindergartenpädagog/inn/en eine Studienreise nach Istanbul, der Stadt unterschiedlicher Kulturen und Religionen zwischen Europa und Asien. 28 Menschen verbrachten eine wunderbare Zeit miteinander.

Bild rechts: Katharina Zimmerbauer von der St.Georgs-Gemeinde führt durch Istanbul

Ursula Rapp

Es gibt Städte, die hüllen ihre Besucherinnen und Besucher gleich zur Begrüßung in einen ganz eigenen Duft. Ich hatte an dieses Phänomen gar nicht gedacht, als ich in Istanbul aus dem Flugzeug ausstieg und merkte: Es riecht! Kein Gestank, sondern ein süßes, fruchtiges, frisches Aroma. Da ahnte ich schon, dass mir diese Stadt gefallen würde. Dass dies aber  - ohne Übertreibung - in unbeschreiblicher, bereichernder und herzeröffnender Faszination enden würde, war noch nicht absehbar.

Zu Fuß
Während der ganzen Reise begleitete uns Katharina Zimmerbauer. Sie arbeitet im St. Georgs-Kolleg, von wo aus sie ein Netz interreligiösen und interkonfessionellen Kennenlernens knüpft, um damit ein friedvolles, einander akzeptierendes Miteinander zu unterstützen. Sie lebt nicht nur gern in Istanbul, sie hat eine regelrechte Leidenschaft für diese bebende, lebendige und geschichtsträchtige Metropole. So hat sie uns nicht einfach von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten geführt, sondern uns viel von „ihrem“ Istanbul gezeigt, von ihren Wegen, Erfahrungen, ihrem Wissen und den Bauwerken, die sie selbst begeistern. Gesellschaftspolitische Spannungen und die Hintergründe der beginnenden Unruhen begleiteten unsere Gespräche. Da wir viel zu Fuß gingen oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln fuhren, statt in einem Reisebus umherkutschiert zu werden, erlebten wir die Stadt direkt, statt sie nur (durch Busfenster) anzusehen. Was dabei ganz wichtig war: Im Gehen und Straßenbahnfahren wird Zeit geschenkt zum Verweilen, Nach-Denken, Nach-Klingen lassen, um miteinander zu reden und Eindrücke auszutauschen. Das gab uns Gelegenheit zum Verinnerlichen des Erlebten und stellte dadurch auch eine größere Intensität an Erfahrungen her.

Auf der anderen Seite
Ein besonderer Teil der Reise waren Begegnungen. Es war ein Anliegen der Fahrt, die Gruppe von hauptsächlich Religionspädagog/inn/en mit Menschen unterschiedlicher Konfessionen und Religionen ins „Gespräch“ zu bringen. Zugegebenermaßen trugen diese Begegnungen eher den Charakter von Monologen seitens unserer Gastgeber, worüber man schmunzeln und dankbar für das Kennenlernen und die Informationen sein kann. Zugleich sieht man aber auch, dass es für ein Gespräch von einander Fremden mehr braucht, als einen Menschen, eine Gruppe und ein Thema. Für Pädagog/inn/en bietet das altbekannten Lern- und Übungsstoff im neuen Kleid ...

Durch Zeit und Raum
Bereits am Tag unserer Ankunft besichtigten wir die Hagia Sophia: Basilika, Moschee, Museum und Überlebende seit bald 1700 Jahren. Da erfährt man von gefinkelten Überlegungen, die die Statik der vier Trägersäulen sowie die Kuppelwölbung bestimmen, damit die riesige Kuppel in der erdbebengefährdeten Stadt nicht bricht. Da ist Katharina, die bremst und uns zum genauen Hinsehen einlädt: teilweise ikonenhafte Bilder, Mosaiken, die so kunstvoll sind, dass minimale Gesichtszüge und Farbschattierungen lebendige Figuren erstehen lassen. Rätselhafte, bedeutungsschwangere Ornamente an Säulenkapitellen werden sichtbar, Welten tun sich auf. Man fragt sich: Was haben sich diese Genies von damals gedacht? Vielleicht hatten sie wirklich Offenbarungen, so etwas kann man sich nicht einfach ausdenken!

Ähnliches erlebten wir in der großen Sülemanyie-Moschee, deren nahezu perfekte Akustik es ermöglicht, hinter einer Säule zu flüstern und dies am anderen Ende der Moschee zu hören. Sie ist edel und schlicht verziert, um die strenge Architektur, die geometrischen Regeln (des Euklid) folgt, zu bewundern. Auch die edlen Materialien von Marmor und Kacheln sind gezielt verwendet: Wie im Paradies soll man sich fühlen, weshalb etliche der kalligraphisch dargestellten Koransuren vom Paradies handeln. Paradiesisch ist der gesamte, riesige Baukomplex der Moschee, klar und still (an diesem Nachmittag), bis der Ruf des Muezzin die Stille in ein umfassendes Gotteslob verwandelt.

Lange könnte man weiterschwärmen von freundlichen Menschen, Trubel und immer wieder Stille dazwischen, einer fröhlichen Reisegruppe, von vier Tagen, die ein Geschenk waren.