Ende Oktober führte eine KirchenBlatt-Reise 36 Teilnehmer/innen ins herbstlich sonnendurchflutete Mittel-Italien. Dort begaben sie sich - nicht nur - auf die Spuren des heiligen Franz von Assisi.

Dietmar Steinmair

Umbrien ist die einzige Region Italiens südlich des Po, die keinen direkten Zugang zum Meer hat. Auch wenn Adria oder Tyrrhenisches Meer in wenigen Autostunden erreichbar sind, fehlt dem Landstrich das maritime Flair. Ausgenommen davon ist der Trasimener See, an dessen Ufer in Passignano die Vorarlberger Reisenden ihre Unterkunft fanden. Umbrien, das grundwasserreiche grüne „Herz Italiens“, ist geprägt von Hügeln und fruchtbaren Tälern dazwischen. Und so ist auch seine Geschichte bestimmt von der Landwirtschaft und den Städten und Stadtstaaten, die sich vor allem im Mittelalter zu blühenden Zentren des Handels und der Kultur entwickelten.

Gründergestalten

Die kurzen Betrachtungen während der Anfahrt zu den Stätten standen ganz im Zeichen des - neben Benedikt und Klara - größten Heiligen Umbriens: Franz von Assisi. Vor Ort wurde die Reisegruppe von der aus Berlin stammenden Ruth Jakobs begleitet, die seit dreißig Jahren in Perugia lebt und neben allen kunsthistorischen Details auch viele Einblicke in das heutige Umbrien bot. Erste Station der Reisenden war Assisi, die Stadt, die der reiche Kaufmannssohn Francesco di Pietro di Bernardone Anfang des 13. Jahrhunderts verlassen hatte, um in den Höhlen und Hügeln vor der Stadt der Not der Armen zu begegnen und dem Ruf Gottes zu folgen. Die Fresken von Cimabue, Giotto, Martini und den Lorenzettis in der Basilika San Francesco erzählen farbenreich aus dem Leben des Heiligen - die Basilika Santa Chiara wiederum beherbergt neben dem berühmten Kreuz von San Damiano auch die letzte Ruhestätte der hl. Klara, die Franziskus folgte und den Orden der Klarissen gründete. Auch die Besuche der Portiunkula-Kapelle - mit ihrem mächtigen barocken „Überbau“ - und von Rivotorto, beides erste Niederlassungen der jungen Gemeinschaft um Franziskus, führten zurück an die Anfänge der Bewegung.

Tags darauf stand Gubbio auf dem Programm, wo Franziskus einen wilden Wolf (oder eher einen menschlichen Unruhestifter) gezähmt hatte. Die Stadt am Hang beeindruckte mit gut erhaltenen mittelalterlichen Gassen, dem alles dominierenden Palazzo dei Consoli und einem hervorragenden Blick über das Tal bis in die Sibillinischen Berge. Zurück im Tiber-Tal folgte der Reisebus dessen Lauf nordwärts, um die Grenze zur Toskana zu überschreiten und sich hinauf zum Kloster La Verna zu schlängeln. Dorthin hatte sich der hl. Franziskus mehrmals zurückgezogen, um Klarheit über Gottes Wille zu erhalten und auch, um sich dem damals grassierenden Kreuzzugs-Wahnsinn zu entziehen. Zwei Jahre vor seinem Tod soll er in La Verna auch die Wundmale Christi empfangen haben. Ein abendlicher Abstecher ins quirlige San Sepolcro rundete diesen intensiven Tag ab.

Etruskerland

In Perugia führte Frau Jakobs die alemannischen Besucher - deren Vorfahren sich schon im Mittalalter u.a. als Söldner dort verdingt hatten - durch gleich mehrere Jahrtausende Geschichte: Etrusker, Römer, Germanen und Päpste hinterließen in der umbrischen Hauptstadt unübersehbare Spuren. Nach dem Besuch des Sonntagsgottesdienstes in der - nie fertiggestellten - Kathedrale San Lorenzo durfte ein Espresso im Caffè Sandri ebenso wenig fehlen wie der Einkauf von „Baci“ aus dem Hause Perugina.

Den Nachmittag verbrachte die Reisegruppe auf einer etwas stürmischen Schifffahrt von Passignano zur Isola Maggiore im Trasimener See. Der hl. Franziskus hatte dort im Jahre 1211 für vierzig Tage gefastet. Später war die Insel Standort von bis zu 600 Fischern, 5 Klöstern und 8 Kirchen. Heute ist die Isola Maggiore vor allem im Sommer ein beliebtes Ausflugsziel. In Sichtweite lag auch der Ort, an dem Hannibal 217 v. Chr. die Römer und Gaius Flaminius vernichtend geschlagen hatte.

Der letzte Tag in Umbrien galt Orvieto, bekannt nicht nur durch seinen goldgelben Weißwein, sondern auch durch den alles überragenden gotischen Dom - und das nicht nur im buchstäblichen Sinne: Der Dom ist innen und außen überreich bebildert und war gebaut worden, um die Reliquie des Blutwunders im nahegelegenen Bolsena aufzubewahren. Der damals in Orvieto residierende Papst Urban IV. hatte dieses Wunder 1264 zum Anlass genommen, um das Fronleichnamsfest zum Fest für die gesamte Kirche zu erheben. Mit dem Besuch dieser einzigartigen Stadt auf dem mit vielen Weinkellern durchlöcherten Tuff-Felsen, mit ihren vielen Gassen, Plätzen und alten Kirchen, neigte sich auch die KirchenBlatt-Reise ihrem Ende zu.
Im Reisebus - stets in sicheren Händen des Chauffeurs Manfred - erreichten die Vorarlberger/innen sechs Tage nach ihrer Abfahrt wieder das Ländle - erfüllt mit Bildern, Heiligen-Geschichten und dem Nachgeschmack guten italienischen Essens.