aus der Reihe "Welt der Religionen" von Aglaia Poscher-Mika.

Den Dialog mit anderen zu pflegen, hat sich unsere Diözese in ihrem Jubeljahr besonders fest vorgenommen. Denn nicht alle Menschen, mit denen ein Wortwechsel schön und wichtig wäre, finden den Weg zu pfarrlichen Treffpunkten. Es sind Menschen, die aus gesundheitlichen oder sozialen Gründen nicht die Kraft dazu finden und sich aufgrund ihrer Lebenserfahrung „am Rand“ fühlen. Oder es sind Menschen, die den Glauben verloren haben, oder aber ihn ganz anders zum Ausdruck bringen möchten. Oder sie haben aufgrund ihrer geographischen Herkunft eine andere Religion. All das wären eigentlich keine Gründe, mit diesen Menschen nicht zu sprechen. Es sind, ganz im Gegenteil, eine ganze Menge guter Gründe, um in ein Gespräch zu kommen, über das man vielleicht später noch nachdenken wird.

So ein Gespräch verlangt Mut. Aber es geht nicht darum, dass ein/e Gesprächspartner/in Recht haben muss. Beide Meinungen dürfen in Frieden neben einander stehen. Die Durchmischung unserer Gesellschaft verlangt diese Offenheit. Denn ständiges Sich-Verschließen kostet zu viel Energie. Möglicherweise verpassen wir dabei auch wunderbare Begegnungen.
„My country talks“ („Mein Land redet“) ist eine internationale Initiative für politischen Dialog. Menschen gegensätzlicher Weltanschauungen werden einander vermittelt und treffen sich zu einem Gespräch unter vier Augen. In Österreich trifft die Tageszeitung „der standard“ gerade alle Vorbereitungen, damit am 13. Oktober 2018 Dialogpartner/innen zusammenkommen. Zur Anmeldung beantwortet man Fragen wie etwa „Sollte Europa seine Außengrenzen schließen?“ oder „Ist Fleisch aus Massentierhaltung ethisch und ökologisch vertretbar?“ - Fragen, bei denen oft Welten aufeinander prallen.

Wäre eine solche Initiative auch im religiösen Diskurs denkbar? Wie gerne würden wir jemanden kennenlernen, der auf Fragen wie „Ist Jesus Gottes Sohn?“ oder „Sollte die katholische Kirche das Frauenpriestertum erlauben?“ eine gegenteilige Antwort gibt? Die diözesane Initiative „Dialog für alle“ schreckt vor diesen Themen nicht zurück, und begleitet auch gerne Gespräche, im Vertrauen darauf, dass Gottes Liebe allen Menschen gilt.

Aglaia Mika, SopranAglaia Poscher-Mika, MMA
Beauftragte der KatholischenKirche Vorarlberg
für den Interreligiösen Dialog;
Musiktherapeutin, Sängerin, Stimmbildnerin.

(aus dem KirchenBlatt Nr. 36 vom 6. September 2018)