Wer ist er, dieser Sohn des Zimmermanns? Ist dieser Jesus für uns selber schon so alltäglich, dass wir das große Wunder von ihm nicht wirklich erwarten?

Bild: Gemeinsam mit Jesus dicke Bretter sägen – eine faszinierende Vorstellung! Wandmalerei in der Basilika Frauenkirchen.  

14. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr B, 8. Juli 2018
Wort zum Sonntag von Dipl.Päd. Ella Györög

1. Lesung
Ezechiel  1, 28b–2,5

Das war das Aussehen der Gestalt der Herrlichkeit des Herrn. Und ich schaute und ich fiel nieder auf mein Angesicht. Er sagte zu mir: Menschensohn, stell dich auf deine Füße; ich will mit dir reden. Da kam Geist in mich, als er zu mir redete, und er stellte mich auf meine Füße. Und ich hörte den, der mit mir redete. Er sagte zu mir: Menschensohn, ich sende dich zu den Söhnen Israels, zu abtrünnigen Völkern, die von mir abtrünnig wurden. Sie und ihre Väter sind von mir abgefallen, bis zum heutigen Tag. Es sind Söhne mit trotzigem Gesicht und hartem Herzen. Zu ihnen sende ich dich. Du sollst zu ihnen sagen: So spricht Gott, der Herr. Sie aber: Mögen sie hören oder es lassen – denn sie sind ein Haus der Widerspenstigkeit –, sie werden erkennen müssen, dass mitten unter ihnen ein Prophet war.

2. Lesung
2 Korinther  12, 7–10

Damit ich mich wegen der einzigartigen Offenbarungen nicht überhebe, wurde mir ein Stachel ins Fleisch gestoßen: ein Bote Satans, der mich mit Fäusten schlagen soll, damit ich mich nicht überhebe. Dreimal habe ich den Herrn angefleht, dass dieser Bote Satans von mir ablasse. Er aber antwortete mir: Meine Gnade genügt dir; denn die Kraft wird in der Schwachheit vollendet. Viel lieber also will ich mich meiner Schwachheit rühmen, damit die Kraft Christi auf mich herabkommt. Deswegen bejahe ich meine Ohnmacht, alle Misshandlungen und Nöte, Verfolgungen und Ängste, die ich für Christus ertrage; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.

Evangelium
Markus  6, 1b–6

Seine Jünger folgten ihm nach. Am Sabbat lehrte er in der Synagoge. Und die vielen Menschen, die ihm zuhörten, gerieten außer sich vor Staunen und sagten: Woher hat er das alles? Was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist! Und was sind das für Machttaten, die durch ihn geschehen! Ist das nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und der Bruder von Jakobus, Joses, Judas und Simon? Leben nicht seine Schwestern hier unter uns? Und sie nahmen Anstoß an ihm. Da sagte Jesus zu ihnen: Nirgends ist ein Prophet ohne Ansehen außer in seiner Heimat, bei seinen Verwandten und in seiner Familie. Und er konnte dort keine Machttat tun; nur einigen Kranken legte er die Hände auf und heilte sie. Und er wunderte sich über ihren Unglauben. 

Wort zum Sonntag

Wort z. Sonntag Juli18Dipl.Päd. Ella Györög
war Diözesanleiterin der Kath. Frauenbewegung.
Sie entstammt der ungarischen Volksgruppe
und wohnt in Pinkafeld.
Die Autorin erreichen Sie unter

Woher hat er das alles?

Fragen wir uns: Wie würde es Jesus gehen, wenn er in unseren Heimatort käme? Würde man ihn erkennen? Man sagt ja bis heute: „Der Prophet zählt nichts im eigenen Lande.“ Ein eigenartiger Gedanke, denn was sind doch für Wunder durch ihn geschehen! In seiner Stadt, in Nazareth, hat er keine besondere Anteilnahme erweckt, obwohl er Kranken die Hand aufgelegt und sie geheilt hat. Die Frage bleibt allerdings: Woher hat er das alles? Jesus hat es von seinem himmlischen Vater. Er setzt Zeichen durch ihn. Die Jünger erlebten den Auftritt Jesu anders, sie und seine Anhänger waren begeistert. Für die Jünger wurde es eine Herausforderung, sie zogen mit Jesus durch die umliegenden Dörfer und lehrten dort. Kommt er auch in unsere Stadt, in unseren Ort? Es gibt Christen und Christinnen, die von der Wahrhaftigkeit ihres Glaubens berichten und Zeugnis davon geben, ihr Leben danach ausrichten. 

Wesentlich ist, dass der Glaube an Gott im  Alltag sichtbar wird und bleibt und das Gebet uns täglich begleitet. Wenden wir uns den Menschen zu, erzählen wir vom Wort Gottes, überzeugen wir sie, dass sein Wort Platz in unserem Leben braucht.

Zum Weiterdenken
Achten wir doch auf solche Menschen, die Jesus wie die Jünger nachfolgen und sich von Ihm begeistern lassen. Die „Frage nach Jesus“ kann nicht ein für alle Mal beantwortet werden. Jeder Einzelne muss sich dieser Frage nach Jesus stellen und eine persönliche Antwort geben. Wenden wir uns dem „Wunder Mensch“ zu – einmalig verwirklicht in Gottes Sohn und in unendlich vielfältiger Ausprägung in allen unseren Nächsten.

Ein Wallfahrtslied.
Ich erhebe meine Augen zu dir,
der du thronst im Himmel.
Siehe, wie die Augen der Knechte auf die Hand ihres Herrn,
wie die Augen der Magd auf die Hand ihrer Herrin,
so sind unsere Augen erhoben zum Herrn, unserem Gott,
bis er uns gnädig ist.
Sei uns gnädig, Herr, sei uns gnädig!
Denn übersatt sind wir von Verachtung,
vom Spott der Selbstsicheren ist übersatt unsere Seele,
von der Verachtung durch die Stolzen.

Antwortpsalm (Psalm 123)

(aus dem KirchenBlatt Nr. 27 vom 5. Juli 2018)