Kostbar ist die Zeit des Lebens. Wie ein Hauch nur erscheint sie. Was fängt Jesus mit seiner Zeit an? Er heilt. Zuerst die Schwiegermutter des Petrus, dann viele andere.

5. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr B, 4. Februar 2018
Wort zum Sonntag von Mag. Maximilian Püringer OPraem

1. Lesung
Ijob 7,1–4.6–7

Ist nicht Kriegsdienst des Menschen Leben auf der Erde? Sind nicht seine Tage die eines Tagelöhners?  Wie ein Knecht ist er, der nach Schatten lechzt, wie ein Tagelöhner, der auf seinen Lohn wartet. So wurden Monde voll Enttäuschung mein Erbe und Nächte voller Mühsal teilte man mir zu. Lege ich mich nieder, sage ich: Wann darf ich aufstehn? Wird es Abend, bin ich gesättigt mit Unrast, bis es dämmert. Schneller als das Weberschiffchen eilen meine Tage, sie gehen zu Ende, ohne Hoffnung. Denk daran, dass mein Leben nur ein Hauch ist! Nie mehr schaut mein Auge Glück.

2. Lesung
1 Korinther 9,16–19.22–23

Wenn ich (nämlich) das Evangelium verkünde, gebührt mir deswegen kein Ruhm; denn ein Zwang liegt auf mir. Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde! Wäre es mein freier Entschluss, so erhielte ich Lohn. Wenn es mir aber nicht freisteht, so ist es ein Dienst, der mir anvertraut wurde. Was ist nun mein Lohn? Dass ich unentgeltlich verkünde und so das Evangelium bringe und keinen Gebrauch von meinem Anrecht aus dem Evangelium mache.
Obwohl ich also von niemandem abhängig bin, habe ich mich für alle zum Sklaven gemacht, um möglichst viele zu gewinnen. Den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden, um die Schwachen zu gewinnen. Allen bin ich alles geworden, um auf jeden Fall einige zu retten. Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, um an seiner Verheißung teilzuhaben.

Evangelium
Markus 1,29–39

Sie verließen sogleich die Synagoge und gingen zusammen mit Jakobus und Johannes in das Haus des Simon und Andreas. Die Schwiegermutter des Simon lag mit Fieber im Bett. Sie sprachen sogleich mit Jesus über sie und er ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf. Da wich das Fieber von ihr und sie diente ihnen. Am Abend, als die Sonne untergegangen war, brachte man alle Kranken und Besessenen zu Jesus. Die ganze Stadt war vor der Haustür versammelt und er heilte viele, die an allen möglichen Krankheiten litten, und trieb viele Dämonen aus. Und er verbot den Dämonen zu sagen, dass sie wussten, wer er war.
In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand er auf und ging an einen einsamen Ort, um zu beten. Simon und seine Begleiter eilten ihm nach, und als sie ihn fanden, sagten sie zu ihm: Alle suchen dich. Er antwortete: Lasst uns anderswohin gehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort verkünde; denn dazu bin ich gekommen. Und er zog durch ganz Galiläa, verkündete in ihren Synagogen und trieb die Dämonen aus.

Wort zum Sonntag

Wort z. Sonntag Feb 2108Mag. Maximilian PÜHRINGER OPraem
Prämonstratenser Chorherr des Stiftes Schlägl,
Pfarradministrator in Oberkappel

Kraft des Anfangs

Aus kleinen Anfängen wird oft etwas Großes. Diesen Gedanken schenkt uns der Abschnitt des Evangeliums. Jesus steht am Anfang seines Wirkens. Er heilt „nur“ einen Menschen – die Schwiegermutter des Petrus. Was ist schon ein geheilter Mensch in einer Welt, in der es viele verwundete Menschen gibt, mag man denken? Doch es geht schnell anders weiter, denn bereits „am Abend, als die Sonne untergegangen war, brachte man alle Kranken und Besessenen zu Jesus. Die ganze Stadt war vor der Haustüre versammelt, und er heilte viele.“
Die Kraft der Liebe Gottes, die bei Jesus im kleineren Rahmen begonnen hat, bewirkte doch in der zweitausendjährigen Geschichte des Christentums viel. Vieles nämlich, das wir sicher nicht missen möchten. Die kleine Kraft kann große Wirkung erzielen, im Guten, manchmal im weniger Guten.
Die kleine Kraft ganz am Anfang des Auftretens Jesu, die so schnell groß geworden ist, ist eine Einladung. Es ist die Einladung, die gute Kraft im eigenen Leben groß werden lassen. Dadurch entsteht das Reich Gottes, das wir Menschen nie herstellen, wohl aber darstellen können. Wenn sich jedoch durch unser Leben negative Kraft entfaltet, wenn ein Unfall der Menschlichkeit passiert, sind wir eingeladen, stets neu aufzustehen und weiter zu üben. Die folgende kleine Begebenheit sagt uns das: Ein kleiner Bub kippte mit dem Dreirad um. Ein Erwachsener ging in Startstellung, um zu Hilfe zu eilen. Doch nicht nötig. Der Bub rappelte sich auf und strampelt auf dem Dreirad weiter. Im Wegfahren dreht er sich um und ruft uns zu: „Das war ein Unfall.“ Wie viel Realismus, wie viel Demut ist in dieser Geschichte, wie viel Hoffnung ist in den Kräften Gottes, die der Mensch entfalten kann? 

Zum Weiterdenken
Wo durfte ich erfahren, dass in meinem Leben eine kleine Anfangskraft viel Wirkung erzielt hat? Wo gibt es negative Kräfte, die ich verringern möchte?

Ja, gut ist es, unserem Gott zu singen und zu spielen,
ja, schön und geziemend ist Lobgesang.
Der HERR baut Jerusalem auf,
er sammelt die Versprengten Israels.
Er heilt, die gebrochenen Herzens sind,
er verbindet ihre Wunden.
Er bestimmt die Zahl der Sterne
und ruft sie alle mit Namen.
Groß ist unser HERR und gewaltig an Kraft,
seine Einsicht ist ohne Grenzen.
Der HERR hilft auf den Gebeugten,
er drückt die Frevler zu Boden. 

Antwortpsalm (Psalm 147) 

nach oben

(aus dem KirchenBlatt Nr. 5 vom 1. Februar 2018)