Gehe ich meinen Lebensweg mit „reinem Herzen“? Habe ich mir genug Zeit und Einkehr vergönnt, um in meinem Leben die Spur Gottes zu verfolgen?

4. Fastensonntag (Laetare) – Lesejahr A, 26. März 2017
Wort zum Sonntag von Christine Rothe

Evangelium
Johannes 9,1–41

Unterwegs sah Jesus einen Mann, der seit seiner Geburt blind war. Da fragten ihn seine Jünger: Rabbi, wer hat gesündigt? Er selbst? Oder haben seine Eltern gesündigt, so dass er blind geboren wurde? Jesus antwortete: Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern das Wirken Gottes soll an ihm offenbar werden. Wir müssen, solange es Tag ist, die Werke dessen vollbringen, der mich gesandt hat; es kommt die Nacht, in der niemand mehr etwas tun kann. Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt. Als er dies gesagt hatte, spuckte er auf die Erde; dann machte er mit dem Speichel einen Teig, strich ihn dem Blinden auf die Augen und sagte zu ihm: Geh und wasch dich im Teich Schiloach! Schiloach heißt übersetzt: Der Gesandte. Der Mann ging fort und wusch sich. Und als er zurückkam, konnte er sehen.

Die Nachbarn und andere, die ihn früher als Bettler gesehen hatten, sagten: Ist das nicht der Mann, der dasaß und bettelte? Einige sagten: Er ist es. Andere meinten: Nein, er sieht ihm nur ähnlich. Er selbst aber sagte: Ich bin es. Da fragten sie ihn: Wie sind deine Augen geöffnet worden? Er antwortete: Der Mann, der Jesus heißt, machte einen Teig, bestrich damit meine Augen und sagte zu mir: Geh zum Schiloach, und wasch dich! Ich ging hin, wusch mich und konnte sehen. Sie fragten ihn: Wo ist er? Er sagte: Ich weiß es nicht. Da brachten sie den Mann, der blind gewesen war, zu den Pharisäern. Es war aber Sabbat an dem Tag, als Jesus den Teig gemacht und ihm die Augen geöffnet hatte. Auch die Pharisäer fragten ihn, wie er sehend geworden sei. Der Mann antwortete ihnen: Er legte mir einen Teig auf die Augen; dann wusch ich mich, und jetzt kann ich sehen. Einige der Pharisäer meinten: Dieser Mensch kann nicht von Gott sein, weil er den Sabbat nicht hält. Andere aber sagten: Wie kann ein Sünder solche Zeichen tun?

So entstand eine Spaltung unter ihnen. Da fragten sie den Blinden noch einmal: Was sagst du selbst über ihn? Er hat doch deine Augen geöffnet. Der Mann antwortete: Er ist ein Prophet. Die Juden aber wollten nicht glauben, dass er blind gewesen und sehend geworden war. Daher riefen sie die Eltern des Geheilten und fragten sie: Ist das euer Sohn, von dem ihr behauptet, dass er blind geboren wurde? Wie kommt es, dass er jetzt sehen kann? Seine Eltern antworteten: Wir wissen, dass er unser Sohn ist und dass er blind geboren wurde. Wie es kommt, dass er jetzt sehen kann, das wissen wir nicht. Und wer seine Augen geöffnet hat, das wissen wir auch nicht. Fragt doch ihn selbst, er ist alt genug und kann selbst für sich sprechen. Das sagten seine Eltern, weil sie sich vor den Juden fürchteten; denn die Juden hatten schon beschlossen, jeden, der ihn als Messias bekenne, aus der Synagoge auszustoßen. Deswegen sagten seine Eltern: Er ist alt genug, fragt ihn selbst. Da riefen die Pharisäer den Mann, der blind gewesen war, zum zweitenmal und sagten zu ihm: Gib Gott die Ehre! Wir wissen, dass dieser Mensch ein Sünder ist. Er antwortete: Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht. Nur das eine weiß ich, dass ich blind war und jetzt sehen kann. Sie fragten ihn: Was hat er mit dir gemacht? Wie hat er deine Augen geöffnet? Er antwortete ihnen: Ich habe es euch bereits gesagt, aber ihr habt nicht gehört. Warum wollt ihr es noch einmal hören? Wollt auch ihr seine Jünger werden?

Da beschimpften sie ihn: Du bist ein Jünger dieses Menschen; wir aber sind Jünger Mose. Wir wissen, dass zu Mose Gott gesprochen hat; aber von dem da wissen wir nicht, woher er kommt. Der Mann antwortete ihnen: Darin liegt ja das Erstaunliche, dass ihr nicht wisst, woher er kommt; dabei hat er doch meine Augen geöffnet. Wir wissen, dass Gott einen Sünder nicht erhört; wer aber Gott fürchtet und seinen Willen tut, den erhört er. Noch nie hat man gehört, dass jemand die Augen eines Blindgeborenen geöffnet hat. Wenn dieser Mensch nicht von Gott wäre, dann hätte er gewiss nichts ausrichten können. Sie entgegneten ihm: Du bist ganz und gar in Sünden geboren, und du willst uns belehren? Und sie stießen ihn hinaus. Jesus hörte, dass sie ihn hinausgestoßen hatten, und als er ihn traf, sagte er zu ihm: Glaubst du an den Menschensohn? Der Mann antwortete: Wer ist das, Herr? Sag es mir, damit ich an ihn glaube. Jesus sagte zu ihm: Du siehst ihn vor dir; er, der mit dir redet, ist es. Er aber sagte: Ich glaube, Herr! Und er warf sich vor ihm nieder.

Da sprach Jesus: Um zu richten, bin ich in diese Welt gekommen: Damit die Blinden sehend und die Sehenden blind werden. Einige Pharisäer, die bei ihm waren, hörten dies. Sie fragten ihn: Sind etwa auch wir blind? Jesus antwortete ihnen: Wenn ihr blind wärt, hättet ihr keine Sünde. Jetzt aber sagt ihr: Wir sehen. Darum bleibt eure Sünde.

1. Lesung
1 Samuel 16, 1b.6–7.10–13b

2. Lesung
Epheser 5, 8–14 

Wort zum Sonntag

Wort zum Sonntag März 2017Christine Rothe
ist Lehrerin für Religion und Englisch.
Sie war für Jugend Eine Welt in der Republik Kongo als Volontärin im Einsatz.
Die Autorin erreichen Sie unter

Berufen

Ist es nicht eine unglaublich beeindruckende und inspirierende Geschichte? Völlig unerwartet wird David zum König gesalbt. Während all seine Brüder von Samuel angesehen, aber nicht auserwählt werden, ist der jüngste Sohn Isais noch nicht einmal anwesend. Vielmehr hütet er gewissenhaft und nichtsahnend seine Schafe. Wir erfahren auch, warum gerade David auserwählt wurde: Gott sieht nicht auf das Äußere, sondern auf das Herz der Menschen.
Bestimmt können auch Sie in Ihrem Leben unterscheiden zwischen jenen Dingen, die Sie „reinen Herzens“ tun und jenen, die Sie aufgrund irgendwelcher äußerlichen Zwänge verrichten. Zugegebenermaßen ist es oft schwierig, diese als solche zu identifizieren und sich von ihnen zu lösen. Das mag daran liegen, dass wir mit unserem menschlichen Blick zu sehr auf das blicken, was wir vor Augen haben. So wollen wir beispielsweise auf der Karriereleiter hoch hinauf. Das ist selbstverständlich nichts Schlechtes. Entscheidend ist jedoch, was die Beweggründe hinter unserem Streben sind. Geht es uns darum, durch eine hohe Stellung Macht, Geld und Einfluss erreichen zu können? Oder geht es darum, dass wir dem folgen, wozu wir uns aus tiefster Seele berufen fühlen; oder, um biblisch zu sprechen, wofür Gott uns auserwählt hat? Oft erfordert es den Mut zur Stille, zur Einkehr, manchmal vielleicht einer größer angelegten Umkehr, um eben genau diesen Weg zu finden. 

Zum Weiterdenken
Wie steht es um meinen eigenen Lebensweg? Gehe ich ihn reinen Herzens? Vielleicht kann die Fastenzeit mir Anlass sein, im Gespräch mit engen Anvertrauten, durch innere Einkehr, oder im Gebet zu Gott, dies für mich zu überprüfen.

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(aus dem KirchenBlatt Nr. 12 vom 23. März 2017)