Palmsonntag - Lesejahr A, 13. April 2014. Wort zum Sonntag von Pfr. Franz Wöckinger.

Auf einem Pferd in Jerusalem einzuziehen hätte Prunk und Krieg symbolisiert. Jesus reitet auf einer Eselin, ihr Junges läuft nebenher mit. Als genügsam und friedfertig gilt der Esel, er ist das Lastentier im Arbeitsalltag. Wer aber ist der Reiter? Wo war er bisher zu finden gewesen? Er ging hin, wo er willkommen war – aber auch zum allseits verhassten Zöllner. Er ließ sich berühren – auch von der gesellschaftlich verachteten Frau. War ansprechbar für die, sie ihn suchten. Erreichbar. Einer auf Augenhöhe mit den Menschen. 

1. Lesung
Jesaja  50,4–7

Gott, der Herr, gab mir die Zunge eines Jüngers, damit ich verstehe, die Müden zu stärken durch ein aufmunterndes Wort. Jeden Morgen weckt er mein Ohr, damit ich auf ihn höre wie ein Jünger. Gott, der Herr, hat mir das Ohr geöffnet. Ich aber wehrte mich nicht und wich nicht zurück. Ich hielt meinen Rücken denen hin, die mich schlugen, und denen, die mir den Bart ausrissen, die Wangen. Mein Gesicht verbarg ich nicht vor Schmähungen und Speichel. Doch Gott, der Herr, wird mir helfen; darum werde ich nicht in Schande enden. Deshalb mache ich mein Gesicht hart wie ein Kiesel; ich weiß, dass ich nicht in Schande gerate.

2. Lesung
Philipper  2,6–11

Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: „Jesus Christus ist der Herr“ – zur Ehre Gottes, des Vaters.

Evangelium
Matthäus  21,1–11

Als sich Jesus mit seinen Begleitern Jerusalem näherte und nach Betfage am Ölberg kam, schickte er zwei Jünger voraus und sagte zu ihnen: Geht in das Dorf, das vor euch liegt; dort werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Fohlen bei ihr. Bindet sie los, und bringt sie zu mir! Und wenn euch jemand zur Rede stellt, dann sagt: Der Herr braucht sie, er lässt sie aber bald zurückbringen. Das ist geschehen, damit sich erfüllte, was durch den Propheten gesagt worden ist: Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir. Er ist friedfertig, und er reitet auf einer Eselin und auf einem Fohlen, dem Jungen eines Lasttiers.

Die Jünger gingen und taten, was Jesus ihnen aufgetragen hatte. Sie brachten die Eselin und das Fohlen, legten ihre Kleider auf sie, und er setzte sich darauf. Viele Menschen breiteten ihre Kleider auf der Straße aus, andere schnitten Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. Die Leute aber, die vor ihm hergingen und die ihm folgten, riefen: Hosanna, dem Sohn Davids! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe!
Als er in Jerusalem einzog, geriet die ganze Stadt in Aufregung, und man fragte sich: Wer ist das? Die Leute sagten: Das ist der Prophet Jesus von Nazareth aus Galiläa. 

WORT ZUM SONNTAG

Franz WöckingerFranz Wöckinger
ist Pfarrer in St. Georgen
an der Gusen, Oberösterreich.
Den Autor erreichen Sie unter
sonntag@kirchenzeitung.at

In die Spur Jesu finden

Da sein – Sich Bücken – Hinhören. Diese drei Übungen empfiehlt der Jesuit Anton Aigner im Büchlein „Die Kunst des Leitens“. Ein Hymnus, den der heilige Paulus in den Brief an die Christen in Philippi geschrieben hat, sagt über Jesus: „Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod.“

„Sein Leben war das eines Menschen“ (Da sein) Gott nennt sich „Ich bin da“. In Jesus hat Gott uns nicht bloß kontaktiert. Er hat sich selbst mitgeteilt. Mehr kann Gott nicht da sein. Da sein, ansprechbar bleiben und Anteil nehmen – so geben wir schon Zeugnis von der Nähe Gottes. Ich weiß, dass manche froh darüber sind, dass ich als Pfarrer nicht nur ein Mobiltelefon habe, sondern auch im Pfarrhof wohne. Bürgermeister oder Hausärztin, Schuldirektorin oder Chef: Wer für andere verantwortlich ist, kennt, was ich den Ordensoberen Anton Aigner einmal sagen hörte: „Nicht, dass mich meine Mitbrüder überschwänglich lieben; aber sie lieben es überhaupt nicht, wenn ich nicht da bin.“

„Er erniedrigte sich“ (Sich bücken) Es geht nicht um Unterwürfigkeit. Es geht darum, sich nicht bequem aus allem herauszuhalten. Jesusnachfolge kann dann auch einmal heißen: dem klärenden Konflikt nicht aus dem Weg gehen; oder das laut Johannes XXIII. schwierigste aller Werke der Barmherzigkeit vollbringen: lästige Menschen geduldig ertragen.

„Und war gehorsam bis zum Tod“ (Hinhören)
Wer Jesus nachfolgen will, beugt sich nicht kritiklos und gedankenlos unter eine religiöse oder unter eine weltliche Obrigkeit. Und Jünger und Jüngerinnen Christi fügen sich nicht einfach einer Mehrheit. Aber sie folgen Einsichten, um die sie in Auseinandersetzung mit der Haltung Jesu und im Hören auf andere innerlich gerungen haben.

Zum Weiterdenken
„I måg di leid’n.“ So sagen Bayern, dass sie bereit sind, mit dem geliebten Menschen nicht nur Leichtes und Heiteres sondern auch Mühevolles zu teilen. Hat das Leiden Jesu gar mit Liebe zu tun?

Die Barmherzigen sind leise.

Sie fallen nicht auf. Sie machen kein Aufheben von sich.
Sie streben nicht nach oben.
Sie beugen sich nach unten zum Menschen, der ihrer bedarf.
Sie stellen sich auf die gleiche Stufe, sie sind neben ihm, nicht über ihm.
Sie richten ihn auf, in seine Würde als Mensch,
in den aufrechten Gang, in das Ebenbild Gottes.
Die Barmherzigen sind still. Sie machen keine Karriere „nach oben“.
Ihr Leben ist eine Karriere „nach unten“.
In ihnen wurzelt das Reich Gottes.    Papst Johannes XXIII.