Wenn sich ein „Herr“ ankündigt, werden Steine aus dem Weg geräumt und der rote Teppich ausgerollt. Nicht nur der Herr und seine Begleiter sollen nicht stolpern - nein, auch diejenigen nicht, die ihm entgegengehen. Darum: „In der Wüste bahnt den Weg des Herrn!“

2. Adventsonntag – Lesejahr B, 10. Dezember 2017
Wort zum Sonntag von P. Christoph Müller OSB

Evangelium
Markus 1,1–8

Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, Gottes Sohn. Wie geschrieben steht beim Propheten Jesaja – Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg bahnen wird. Stimme eines Rufers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen! – , so trat Johannes der
Täufer in der Wüste auf und verkündete eine Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden. Ganz Judäa und alle Einwohner Jerusalems zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen. Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ­ledernen Gürtel um seine Hüften und er lebte von Heuschrecken und wildem Honig. Er verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken und ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Ich habe euch mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.

1. Lesung
Jesaja 40,1–5.9–11

Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott. Redet Jerusalem zu Herzen und ruft ihr zu, dass sie vollendet hat ihren Frondienst, dass gesühnt ist ihre Schuld, dass sie ­empfangen hat aus der Hand des HERRN Doppeltes für all ihre Sünden! Eine Stimme ruft: In der Wüste bahnt den Weg des HERRN, ebnet in der Steppe eine Straße für unseren Gott! Jedes Tal soll sich heben, jeder Berg und Hügel sich senken. Was krumm ist, soll ­gerade werden, und was hüglig ist, werde eben. Dann offenbart sich die Herrlichkeit des HERRN, alles Fleisch wird sie sehen. Ja, der Mund des HERRN hat gesprochen. [...]
Steig auf einen hohen Berg, Zion, du Botin der Freude! Erheb deine Stimme mit Macht, Jerusalem, du Botin der Freude! Erheb ­deine Stimme, fürchte dich nicht! Sag den Städten in Juda: Siehe, da ist euer Gott. Siehe, GOTT, der Herr, kommt mit Macht, er herrscht mit starkem Arm. Siehe, sein Lohn ist mit ihm und sein Ertrag geht vor ihm her. Wie ein Hirt weidet er seine Herde, auf seinem Arm sammelt er die Lämmer, an seiner Brust trägt er sie, die Mutterschafe führt er behutsam.

2. Lesung
2 Petrus 3,8–14

Dies eine aber, Geliebte, soll euch nicht verborgen bleiben, dass beim Herrn ein Tag wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag sind. Der Herr der Verheißung ­zögert nicht, wie einige meinen, die von Verzögerung reden, sondern er ist geduldig mit euch, weil er nicht will, dass jemand zugrunde geht, sondern dass alle zur Umkehr gelangen. Der Tag des Herrn wird aber kommen wie ein Dieb. Dann werden die Himmel mit Geprassel vergehen, die Elemente sich in Feuer auflösen und die Erde und die Werke auf ihr wird man nicht mehr finden. Wenn sich das alles in dieser Weise auflöst: Wie heilig und fromm müsst ihr dann leben, die Ankunft des Tages Gottes erwarten und beschleunigen! An jenem Tag werden die Himmel in Flammen aufgehen und die Elemente im Feuer zerschmelzen. Wir erwarten gemäß seiner Verheißung einen neuen Himmel und eine neue Erde, in denen die Gerechtigkeit wohnt. Deswegen, Geliebte, die ihr dies erwartet, bemüht euch darum, von ihm ohne Makel und Fehler in Frieden angetroffen zu werden!

Wort zum Sonntag

P. Christoph MüllerP. Christoph Müller OSB
Benediktiner-Mönch, ­Buchautor,
Pfarrer von Blons, St. Gerold und Thüringerberg,
Dekan für Walgau-Walsertal.
Den Autor erreichen Sie unter

Meine persönliche Streckenführung

Ein vielgereister Pfarrer des vorletzten Jahrhunderts bezeichnete das Große Walsertal als ein von Tobeln durchzogenes Tobel. Recht hat er. Als man nun vor vielen Jahren daran ging, eine Straße zwischen die einzelnen Dörfer zu bauen, gab es nur eine Lösung, die schon Johannes der Täufer, der Wegbereiter des Herrn, vorschlägt: „Macht gerade die ­Straßen. Jede Schlucht soll aufgefüllt und jeder ­Hügel abgetragen werden“. Und so gingen die ­Straßenbauer ans Werk. Dank ihrer beschwerlichen Arbeit kann ich als nichtmotorisierter Pfarrer auf fast geraden Straßen von einer Pfarre zur anderen radeln.
Wenn nun Jesus zu mir kommen will, soll er auch hier eine gut präparierte Straße vorfinden, fordert Johannes. Was heißt das nun für meine persönliche Streckenführung? Zwei einfache Fragen dazu: Was ist bei mir zu viel vorhanden und sollte abgetragen werden? Im Lukasevangelium macht Johannes einen ganz konkreten Vorschlag: „Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines dem, der keines hat“. Bei uns geht es wohl kaum um zwei Gewänder, sondern um zwei Kleiderschränke voller Gewänder. Abtragen könnte da heißen: Ausräumen und jeden Neukauf gut überlegen. Und wenn halt doch mal was Neues her muss, dann den gleichen Betrag auf einen adventlichen Erlagschein setzen.
Und die zweite Frage: Was ist bei mir zu wenig vorhanden und sollte ausgefüllt werden? Vielleicht mehr Zeit für die Stille, für das Gebet, für einen adventlichen Spaziergang, für einen Krankenbesuch, für ein Buch. Versuchen wir in diesen Tagen, im obigen Sinn etwas abzutragen oder etwas auszufüllen. Dann wird Jesus sicher ganz gerne sich auch in ein von Tobeln durchzogenes Tobel hinein wagen.

Zum Weiterdenken
Ich überlege mir, wo bei mir das eine oder andere abgetragen oder aufgefüllt werden muss.

Ich will hören, was Gott redet:
Frieden verkündet der HERR seinem Volk und seinen Frommen,
sie sollen sich nicht zur Torheit wenden.
Fürwahr, sein Heil ist denen nahe, die ihn fürchten,
seine Herrlichkeit wohne in unserm Land.
Es begegnen einander Huld und Treue;
Gerechtigkeit und Friede küssen sich.
Treue sprosst aus der Erde hervor;
Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder.
Ja, der HERR gibt Gutes
und unser Land gibt seinen Ertrag.
Gerechtigkeit geht vor ihm her
und bahnt den Weg seiner Schritte.

Antwortpsalm, aus Psalm 85

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(aus dem KirchenBlatt Nr. 49 vom 7. Dezember 2017)