14. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr A, 6. Juli 2014. Wort zum Sonntag von Reinhilde Woditsch, Eisenstadt.

Nicht, wer einer Armen oder einem Bedürftigen viel zu geben hat, beugt sich hinunter und macht sich gleichsam „klein“. Es ist der andere Mensch: Der Weinende, der sich trösten lässt. Die Kranke, die sich pflegen lässt. Der Alte, der sich helfen lässt. Die Einsame, die Besuch empfängt und sich darüber freuen kann. Sie „brauchen“ einander, die Ungleichen. Den Weisen und Klugen ist verborgen, was Gott den Unmündigen aber offenbart hat, sagt Jesus über seine tiefe Beziehung zu Gott. „Unmündige“ sind jene Menschen, die sich auf andere angewiesen wissen. Sie verstehen am besten, dass alle auf alle angewiesen sind ... sie ahnen das Ganze.  

Evangelium
Matthäus  11,25–30

In jener Zeit sprach Jesus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen. Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden; niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will. Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht.

1. Lesung
Sacharja  9,9–10

Juble laut, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir. Er ist gerecht und hilft; er ist demütig und reitet auf einem Esel, auf einem Fohlen, dem Jungen einer Eselin. Ich vernichte die Streitwagen aus Efraim und die Rosse aus Jerusalem, vernichtet wird der Kriegsbogen. Er verkündet für die Völker den Frieden; seine Herrschaft reicht von Meer zu Meer und vom Euphrat bis an die Enden der Erde

2. Lesung
Römer  8,9.11–13

Ihr aber seid nicht vom Fleisch, sondern vom Geist bestimmt, da ja der Geist Gottes in euch wohnt. Wer den Geist Christi nicht hat, der gehört nicht zu ihm. [...] Wenn der Geist dessen in euch wohnt, der Jesus von den Toten auferweckt hat, dann wird er, der Christus Jesus von den Toten auferweckt hat, auch euren sterblichen Leib lebendig machen, durch seinen Geist, der in euch wohnt. Wir sind also nicht dem Fleisch verpflichtet, so dass wir nach dem Fleisch leben müssten. Wenn ihr nach dem Fleisch lebt, müsst ihr sterben; wenn ihr aber durch den Geist die (sündigen) Taten des Leibes tötet, werdet ihr leben. 

WORT ZUM SONNTAG

Reinhilde WoditschReinhilde Woditsch
Religionslehrerin an der Volksschule Eisenstadt
und Mitarbeiterin am Institut für religionspädagogische Bildung
der Pädagogischen Hochschule Burgenland.
Die Autorin erreichen Sie unter
sonntag@kirchenzeitung.at 

Gott hat ein Herz für uns

Mit einer vollgezeichneten Tafel haben mich vor einigen Tagen Volksschulkinder einer dritten Klasse überrascht. Zwischen Sonnen, Wolken, Kreuzen, Herzen ... waren da auch einige Worte zu lesen, unter anderem: „Von Herz zu Herz“. Damit haben sie eine Beziehungsqualität angesprochen, die wichtig ist, wenn Lernprozesse gelingen sollen. Das Geheimnis einer solchen Verbindung ist nicht mit dem Verstand fassbar, kann nicht gekauft werden. Für die Augen ist es unsichtbar, für die Ohren unhörbar und lässt sich mit wissenschaftlichen Theorien nicht beglaubigen.

„In jener Zeit sprach Jesus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast.“ Mt 11,25. Jedes Mal, wenn ich diesen Vers höre, irritiert mich, dass Gott den „Unmündigen“ sein Reich geoffenbart hat. Gerade deshalb versuche ich meiner „Unmündigkeit“ auf die Spur zu kommen. Einen Hinweis haben mir die Kinder mit ihren Worten an der Tafel gegeben.
Eine weitere finde ich in der Geschichte von der Begegnung zwischen dem Kleinen Prinzen und dem Fuchs von Saint-Exupéry. Da wird dieses Geheimnis benannt: „Man sieht nur mit dem Herzen gut!“ Zugänglich wird es demjenigen, dem sich ein anderer vertraut gemacht hat, jemandem, der viel Zeit und Geduld geschenkt bekommen hat. Eine solche Begegnung ist lebenswendend. Die „Unmündigen“, jene Menschen, die sich auf andere angewiesen wissen, erfahren die Zuneigung Jesu und können diese annehmen. Ihnen wird seine innige Beziehung zum Vater offenbar. Diese Botschaft entlastet mich. Ich bin und bleibe unmündig, da ich auf andere angewiesen bin, das Reich Gottes lässt sich nur in Beziehung entdecken. Gott selbst ist einer, der sich offenbart und kommunikativ ist. Ich darf im Religionsunterricht den Raum für die Kommunikation mit ihm schaffen. Ob diese gelingt liegt in der Hand dessen, der uns das beziehungsreiche Leben geschenkt hat.

Zum Weiterdenken
In meinen Beziehungen werden Spuren vom Reich Gottes auf vielerlei Weise sichtbar, auch in Konflikten und in Leiderfahrungen.