17. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr A, 27. Juli 2014. Wort zum Sonntag von Reinhilde Woditsch.

Ein „hörendes Herz“ ist es, was er von Gott erbittet ... Salomo wusste, wer er „wirklich“ war, nämlich ein Knecht Gottes. Er nimmt seine Berufung zum König und somit zum Diener seines Volkes ernst. Von der gleichen Hingabe erzählt das Gleichnis vom Schatz im Acker. Die Freude über den gefundenen Schatz beflügelt den Mann so sehr, dass er alles andere verkauft. Solche Erkenntnis befähigt, die eigenen Grenzen zu überschreiten und offen für das Geheimnis Gottes zu werden. 

Evangelium
Matthäus  13,44–52

Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn, grub ihn aber wieder ein. Und in seiner Freude verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte den Acker. Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte. Als er eine besonders wertvolle Perle fand, verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte sie. Weiter ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Netz, das man ins Meer warf, um Fische aller Art zu fangen. Als es voll war, zogen es die Fischer ans Ufer; sie setzen sich, lasen die guten Fische aus und legten sie in Körbe, die schlechten aber warfen sie weg. So wird es auch am Ende der Welt sein: Die Engel werden kommen und die Bösen von den Gerechten trennen und in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt. Dort werden sie heulen und mit den Zähnen knirschen. Habt ihr das alles verstanden? Sie antworteten: Ja. Da sagte er zu ihnen: Jeder Schriftgelehrte also, der ein Jünger des Himmelreiches geworden ist, gleicht einem Hausherrn, der aus seinem reichen Vorrat Altes und Neues hervorholt.

1. Lesung
1 Könige  3,5.7–12

In Gibeon erschien der Herr dem Salomo nachts in einem Traum und forderte ihn auf: Sprich eine Bitte aus, die ich dir gewähren soll. [...] (Salomo sprach:) So hast du jetzt, Herr, mein Gott, deinen Knecht anstelle meines Vaters David zum König gemacht. Doch ich bin noch sehr jung und weiß nicht, wie ich mich als König verhalten soll. Dein Knecht steht aber mitten in deinem Volk, das du erwählt hast: einem großen Volk, das man wegen seiner Menge nicht zählen und nicht schätzen kann. Verleih daher deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht. Wer könnte sonst dieses mächtige Volk regieren? Es gefiel dem Herrn, dass Salomo diese Bitte aussprach. Daher antwortete ihm Gott: Weil du gerade diese Bitte ausgesprochen hast und nicht um langes Leben, Reichtum oder um den Tod deiner Feinde, sondern um Einsicht gebeten hast, um auf das Recht zu hören, werde ich deine Bitte erfüllen. Sieh, ich gebe dir ein so weises und verständiges Herz, dass keiner vor dir war und keiner nach dir kommen wird, der dir gleicht.

2. Lesung
Römer  8,28–30

Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt, bei denen, die nach seinem ewigen Plan berufen sind; denn alle, die er im Voraus erkannt hat, hat er auch im Voraus dazu bestimmt, an Wesen und Gestalt seines Sohnes teilzuhaben, damit dieser der Erstgeborene von vielen Brüdern sei. Die aber, die er vorausbestimmt hat, hat er auch berufen, und die er berufen hat, hat er auch gerecht gemacht; die er aber gerecht gemacht hat, die hat er auch verherrlicht. 

WORT ZUM SONNTAG

Reinhilde WoditschReinhilde Woditsch
Religionslehrerin an der Volksschule Eisenstadt
und Mitarbeiterin am Institut für religionspädagogische Bildung
der Pädagogischen Hochschule Burgenland.
Die Autorin erreichen Sie unter
sonntag@kirchenzeitung.at

Vor-Zeichen Gnade

Einer von den vielen Wünschen, die meiner Enkelin Veronika zur Taufe mit auf den Weg gegeben wurden, berührt mich besonders: „Sei wer du wirklich bist! Gott ist an deiner Seite.“
Salomo war schon erwachsen und König, als er seinen Wunsch formulierte: „Verleih daher deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht.“ (1 Kön 3,9)
Salomo wusste, wer er „wirklich“ war, nämlich ein Knecht Gottes. Die Begründung seines Wunsches zeigt, dass er sich auch von seinem Volk in den Dienst genommen weiß. Er nimmt seine Berufung zum König und somit zum Diener seines Volkes ernst. Die Perspektive des Dienstes für das Leben insgesamt, nicht nur für sein eigenes, ist ihm Orientierung.

Von der gleichen Hingabe erzählt das Gleichnis vom Schatz im Acker (Mt 13,44). Die Freude über den gefundenen Schatz beflügelt den Mann so sehr, dass er alles andere verkauft. Solche Erkenntnis befähigt, die eigenen Grenzen auf ein Mehr-als-Alles hin zu überschreiten und offen für das Geheimnis Gottes zu werden.

Gottes Stimme ruft immer in eine konkrete Situation und will in Bewegung bringen. Salomo kann sich auf das Geschenk und die Zusage Gottes verlassen. Der Mann im Gleichnis ist sich seiner Sache ebenfalls sicher. Das bedeutet auch, dass der Ruf Gottes radikal ist. Es bedarf keiner Diskussion und ist immer lebensförderlich.

In der Mathematik gilt, was in der Klammer steht, als Quantität. Erst das Vorzeichen verleiht dieser Menge Qualität. Bernd Jochen Hilberath schreibt in seinem Buch „Auf das Vor-Zeichen kommt es an“, dass das, was ohne unser Zutun schon da ist, die Qualität unseres Lebens bestimmt. Gott schenkt unserem Leben diese Qualität von Anfang an. Deshalb kann ich mich dem obigen Wunsch an meine Enkelin anschließen. Darüber hinaus möchte ich uns allen wünschen: Sei wer du wirklich bist! Gott ist an deiner Seite.

Zum Weiterdenken
Wie kann ich meiner Berufung, den Gott des Lebens sichtbar und spürbar zu machen, folgen?

(Aus dem KirchenBlatt Nr. 30 vom 24. Juli 2014)