5. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr A, 9. Februar 2014. Wort zum Sonntag von Stephan Renner.

Wie bitte? Regen ist nass. Salz ist salzig, und unsalziges Salz gibt es nicht. – „Ihr seid es!“, sagt Jesus zu seinen Jüngerinnen und Jüngern, „ihr seid das Salz der Erde“. Schon eine kleine Menge Salz bewirkt viel bei Speisen, Salz reinigt, macht haltbar. Indem ihr lebt, was ihr glaubt, seid ihr Salz. Indem ihr eure Fähigkeiten für das Reich Gottes fruchtbar macht, indem ihr nachdenkt, welcher Platz in Kirche und Gesellschaft eurer sein soll, seid ihr Salz. 

1. Lesung
Jesaja  58,7–10

[Nein, das ist ein Fasten, wie ich es liebe:] ... an die Hungrigen dein Brot auszuteilen, die obdachlosen Armen ins Haus aufzunehmen, wenn du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden und dich deinen Verwandten nicht zu entziehen. Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Wunden werden schnell vernarben. Deine Gerechtigkeit geht dir voran, die Herrlichkeit des Herrn folgt dir nach. Wenn du dann rufst, wird der Herr dir Antwort geben, und wenn du um Hilfe schreist, wird er sagen: Hier bin ich. Wenn du der Unterdrückung bei dir ein Ende machst, auf keinen mit dem Finger zeigst und niemand verleumdest, dem Hungrigen dein Brot reichst und den Darbenden satt machst, dann geht im Dunkel dein Licht auf, und deine Finsternis wird hell wie der Mittag.

2. Lesung
1 Korinther  2,1–5

Als ich zu euch kam, Brüder, kam ich nicht, um glänzende Reden oder gelehrte Weisheit vorzutragen, sondern um euch das Zeugnis Gottes zu verkündigen. Denn ich hatte mich entschlossen, bei euch nichts zu wissen außer Jesus Christus, und zwar als den Gekreuzigten. Zudem kam ich in Schwäche und in Furcht, zitternd und bebend zu euch. Meine Botschaft und Verkündigung war nicht Überredung durch gewandte und kluge Worte, sondern war mit dem Erweis von Geist und Kraft verbunden, damit sich euer Glaube nicht auf Menschenweisheit stützte, sondern auf die Kraft Gottes.

Evangelium
Matthäus  5,13–16

Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten. Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus.
So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen. 

WORT ZUM SONNTAG

Stephan Renner
Präsident der Katholischen Aktion
der Diözese Eisenstadt.
Den Autor erreichen Sie unter
sonntag@kirchenzeitung.at

Salzmangel in der Kirche

Der Bischof von Rom, Papst Franziskus, wollte in der ,Vatikan-Umfrage‘ von Christ/innen der gesamten Welt wissen, wie weit Kirche und ihre Lehre für Menschen von heute lebensspendend sind. Auf den Punkt gebracht: Ist Kirche „Salz der Erde“? „Leuchtende Stadt auf dem Berg“, der Menschen zustreben? Spüren die Menschen die vielfältige Kraft des Salzes? Geben wir dem Leben Würze, Sinn? Hat die Kirche noch die reinigende Kraft des Salzes, die Menschen zur Entscheidung für Christus führt? In jedem Leben gibt es Wachstum, aber auch Fäulnis. Salz reinigt und bewahrt vor Fäulnis. Hat die Kirche noch die Kraft, die sie der Fäulnis im Leben der Menschenfamilie entgegenbringt? Die Antworten der Menschen auf die Umfrage zeigen, zumindest in Österreich, Salzmangel an. Die kürzlich publizierten Zahlen der Kirchenaustritte sprechen dieselbe Sprache.

Wenn unsere Kirche an Salzmangel leidet – wo kann sie wieder Salz abbauen? Das Salzbergwerk heißt Jesus Christus und seine Lebenspraxis, sein Pascha-Mysterium. „Zurück zu den Wurzeln“, sagt das Zweite Vatikanum, zurück zur Heiligen Schrift. Dort muss das gesamte Volk Gottes, Amtskirche und Laien, mühevoll Salz abbauen, indem es von Jesus – meditierend und betend – lernt. Nicht ausschließen und verurteilen, sondern bei den Menschen sein und sie vom Rand in die Mitte führen. Nicht lehren und gehorchen, sondern die Talente der Menschen suchen, sie fördern und zum Einsatz bringen. Jesus nicht nur anbeten, sondern ihm nachfolgen, erfahrbares Zeichen, Sakrament für Gott sein.

Gottes salzhältige Kraft spricht auch Jesaja an: „Wenn du aus deiner Mitte Bedrückung, Fingerrecken und Unheilsrede entfernst, wenn du Hungrigen dein Brot schenkst und den Gebeugten sättigst, dann wird im Dunkel dein Licht erstrahlen, und deine Finsternis wird zur Mittagshelle.“ (58,9–10)

Zum Weiterdenken
Sie „müssten mir erlöster aussehen. Bessere Lieder müssten sie mir singen“, sagte Nietzsche. Sind Sie Christ/innen begegnet, die erlöst aussahen, deren Lieder voll salziger Kraft waren? 

Uns ist es bestimmt

Was in Stille blüht, im Schatten von Gärten,
unter der Sonne heiß, auf dem Acker,
hat Er bestimmt für die Tische der Armen.

Sonnenkraft, Erdkraft ist Er Licht in den Menschen,
dass wir einander stärken und beleben,
Brot von Gnade werden, Wein von ewigem Leben.

Doch die nichts haben, wer wird sie lassen teilhaben?
Und die in Reichtum schwelgen und von nichts wissen,
wer lässt sie nach Gerechtigkeit sich sehnen?

Antlitz der Erde, wer wird dich erneuern?
Er, der alles wird sein in allen, hat uns bestimmt,
dich Erde, dein Antlitz zu erneuern.

Aus: Huub Oosterhuis, Ich steh vor dir. Meditationen, Gebete und Lieder.