Den Weg bereiten – das wird in den Sonntagslesungen gefordert: Ebnen, begradigen, auffüllen und abtragen. Das hört sich nach schwerer Arbeit an. Tatsächlich sind die Aufgaben keine leichten, geht es doch um Enttäuschung, Misstrauen und Streitigkeiten. Und es geht um das Gehen anderer Wege: solche, die wir früher einmal gegangen sind, oder solche, die in eine andere Richtung weisen. So heißt es: Innehalten und Orientierung suchen.

2. Adventsonntag – Lesejahr C, 9. Dezember 2018
Wort zum Sonntag von Nora Bösch

Evangelium
Lukas 3,1–6

Es war im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius; Pontius Pilatus war Statthalter von Judäa, Herodes Tetrarch von Galiläa, sein Bruder Philippus Tetrarch von Ituräa und der Trachonitis, Lysanias Tetrarch von Abilene; Hohepriester waren Hannas und Kajaphas.
Da erging in der Wüste das Wort Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias. Und er zog in die Gegend am Jordan und verkündete dort überall die Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden, wie im Buch der ­Reden des Propheten Jesaja geschrieben steht: Stimme eines Rufers in der Wüste: ­Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen! Jede Schlucht soll aufgefüllt und jeder Berg und Hügel abgetragen werden. Was krumm ist, soll gerade, was ­uneben ist, soll zum ebenen Weg werden. Und alle Menschen werden das Heil Gottes schauen.

1. Lesung
Baruch 5,1–9

Leg ab, Jerusalem, das Kleid deiner Trauer und deines Elends und bekleide dich mit dem Schmuck der Herrlichkeit, die Gott dir für immer verleiht! Leg den Mantel der göttlichen Gerechtigkeit an; setz dir die Krone der Herrlichkeit des Ewigen aufs Haupt! Denn Gott will deinen Glanz dem ganzen Erdkreis unter dem Himmel zeigen. Gott gibt dir für immer den Namen: Friede der Gerechtigkeit und Herrlichkeit der Gottesfurcht. Steh auf, Jerusalem, und steig auf die Höhe! Schau nach Osten und sieh ­deine Kinder: Vom Untergang der Sonne bis zum Aufgang hat das Wort des Heiligen sie ­gesammelt. Sie freuen sich, dass Gott an sie gedacht hat. Denn zu Fuß zogen sie fort von dir, weggetrieben von Feinden; Gott aber bringt sie heim zu dir, ehrenvoll getragen wie in einer königlichen Sänfte. Denn Gott hat befohlen: Senken sollen sich alle hohen Berge und die ewigen Hügel und heben sollen sich die Täler zu ebenem Land, sodass Israel unter der Herrlichkeit Gottes sicher dahinziehen kann. Wälder und duftende Bäume aller Art spenden Israel Schatten auf Gottes Geheiß. Denn Gott führt Israel heim in Freude, im Licht seiner Herrlichkeit; Erbarmen und Gerechtigkeit kommen von ihm. Abschrift eines Briefes, den Jeremia an jene gesandt hat, die vom König der Babylonier als Gefangene nach Babel weggeführt werden sollten; darin teilte er ihnen mit, was Gott ihm aufgetragen hatte.

2. Lesung
Philipper 1,4–6.8–11

Immer, wenn ich für euch alle bete, bete ich mit Freude. Ich danke für eure Gemeinschaft im Dienst am Evangelium vom ­ersten Tag an bis jetzt. Ich vertraue darauf, dass er, der bei euch das gute Werk begonnen hat, es auch vollenden wird bis zum Tag Christi Jesu. [...] Denn Gott ist mein Zeuge, wie ich mich nach euch allen sehne im Erbarmen Christi Jesu. Und ich bete darum, dass eure ­Liebe immer noch reicher an Einsicht und ­jedem Verständnis wird, damit ihr beurteilen könnt, worauf es ankommt. Dann ­werdet ihr rein und ohne Tadel sein für den Tag Christi, erfüllt mit der Frucht der Gerechtigkeit, die durch Jesus Christus kommt, zur Ehre und zum Lob Gottes.

WORT ZUM SONNTAG

Wort zum Sonntag Dez 2018Nora Bösch
Pfarrkoordinatorin in
St. Martin, Dornbirn.
Die Autorin erreichen Sie unter

Bereitet den Weg

„Es war im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius“ – mit einer genauen ­Zeitangabe beginnt dieser Bericht. Es war eine Zeit, in der das jüdische Volk schwer unter der ­Besatzung der Römer zu leiden hatte. Eine Zeit der Hoffnungslosigkeit, der Entmutigung, der Sinnlosigkeit. Eine Wüstenzeit. Mitten hinein in diese Wüstenzeit ­predigt ­Johannes von Umkehr und fordert die ­Menschen auf, sich taufen zu lassen. Er ­kündigt eine Zeit der Wende an, eine Zeit der ­neuen Hoffnung, eine Zeit des Wieder-Geboren-Werdens. Alle sind dazu eingeladen! Er nimmt dazu die Worte des Propheten Jesaja in den Mund, der in der Zeit des Exils der große Hoffnungsträger war. „Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen!“

Johannes erinnert uns in diesen adventlichen Tagen, dass wir in den Wüsten unseres Lebens neue Wege bereiten sollen. Den Wüsten, in ­denen wir mit unserer tiefsten Sehnsucht konfrontiert sind, der Sehnsucht nach geglücktem Leben, nach gelingenden Beziehungen, nach Sicherheit, Frieden und vielem mehr. ­Dafür heißt es, die Wege zu ebnen. Denn da gibt es die Schluchten der Enttäuschung, die neu ­gefüllt werden sollen. Die Berge und Hügel
der Missverständnisse und Streitigkeiten, die zwischen Menschen stehen, und die abgetragen werden sollen. Die krummen Wege des Misstrauens und die unebenen Wege voll von den Steinen unserer eigenen Grenzen und Schwächen. Advent – bereitet den Weg! Gott kommt uns auf diesem Weg entgegen. Er lädt uns ein zu Umkehr und Neubeginn!

Zum Weiterdenken
Den Weg bereiten: Gibt es in meinem Leben Wege, die ich lange nicht mehr gegangen bin? Wege, die abgebrochen sind? Wege, die ich schon lange gehen wollte? Ich kann es versuchen in dieser Woche. Sie können Umkehr und Neuanfang sein.

Als der HERR das Geschick Zions wendete, da waren wir wie Träumende.
Da füllte sich unser Mund mit Lachen und unsere Zunge mit Jubel.
Da sagte man unter den Völkern: Groß hat der HERR an ihnen gehandelt!
Ja, groß hat der HERR an uns gehandelt. Da waren wir voll Freude.
Wende doch, HERR, unser Geschick wie die Bäche im Südland!
Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten.
Sie gehen, ja gehen und weinen und tragen zur Aussaat den Samen.
Sie kommen, ja kommen mit Jubel und bringen ihre Garben.

Antwortpsalm (aus Psalm 126)

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(aus dem KirchenBlatt Nr. 49 vom 6. Dezember 2018)