In unserer Arbeitswelt sind nur die Besten gefragt, schauen Sie sich doch Stellenausschreibungen oder Tipps für Bewerbungsunterlagen an. Was tut man nicht alles, um erfolgreich zu sein – oder zumindest den Schein davon zu erwecken. „Wer wird für uns gehen?“, fragt Jesus. Gesucht sind Menschen, die bereit sind, für die Sache Jesu zu brennen. Menschlichkeit ist erwünscht.

5. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C, 7. Februar 2016.
Wort zum Sonntag von Dorothea Schwarzbauer-Haupt aus Linz.

Evangelium
Lukas  5,1–11

Als Jesus am Ufer des Sees Gennesaret stand, drängte sich das Volk um ihn und wollte das Wort Gottes hören. Da sah er zwei Boote am Ufer liegen. Die Fischer waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Jesus stieg in das Boot, das dem Simon gehörte, und bat ihn, ein Stück weit vom Land wegzufahren. Dann setzte er sich und lehrte das Volk vom Boot aus. Als er seine Rede beendet hatte, sagte er zu Simon: Fahr hinaus auf den See! Dort werft eure Netze zum Fang aus! Simon antwortete ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Doch wenn du es sagst, werde ich die Netze auswerfen. Das taten sie, und sie fingen eine so große Menge Fische, dass ihre Netze zu reißen drohten. Deshalb winkten sie ihren Gefährten im anderen Boot, sie sollten kommen und ihnen helfen. Sie kamen, und gemeinsam füllten sie beide Boote bis zum Rand, so dass sie fast untergingen.

Als Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sagte: Herr, geh weg von mir; ich bin ein Sünder. Denn er und alle seine Begleiter waren erstaunt und erschrocken, weil sie so viele Fische gefangen hatten; ebenso ging es Jakobus und Johannes, den Söhnen des Zebedäus, die mit Simon zusammen arbeiteten. Da sagte Jesus zu Simon: Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen. Und sie zogen die Boote an Land, ließen alles zurück
und folgten ihm nach.

1. Lesung
Jesaja  6,1–2a.3–8

Im Todesjahr des Königs Usija sah ich den Herrn. Er saß auf einem hohen und erhabenen Thron. Der Saum seines Gewandes füllte den Tempel aus. Serafim standen über ihm. [...] Sie riefen einander zu: Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heere. Von seiner Herrlichkeit ist die ganze Erde erfüllt. Die Türschwellen bebten bei ihrem lauten Ruf, und der Tempel füllte sich mit Rauch. Da sagte ich: Weh mir, ich bin verloren. Denn ich bin ein Mann mit unreinen Lippen und lebe mitten in einem Volk mit unreinen Lippen, und meine Augen haben den König, den Herrn der Heere, gesehen. Da flog einer der Serafim zu mir; er trug in seiner Hand eine glühende Kohle, die er mit einer Zange vom Altar genommen hatte. Er berührte damit meinen Mund und sagte: Das hier hat deine Lippen berührt: Deine Schuld ist getilgt, deine Sünde gesühnt. Danach hörte ich die Stimme des Herrn, der sagte: Wen soll ich senden? Wer wird für uns gehen? Ich antwortete: Hier bin ich, sende mich!

2. Lesung
1 Korinther  15,1–11

Ich erinnere euch an das Evangelium, das ich euch verkündet habe. Ihr habtes angenommen; es ist der Grund, auf dem ihr steht. Durch dieses Evangelium werdet ihr gerettet, wenn ihr an dem Wortlaut festhaltet, den ich euch verkündet habe. Oder habt ihr den Glauben vielleicht unüberlegt angenommen? Denn vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe: Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift, und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift, und erschien dem Kephas, dann den Zwölf. Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich; die meisten von ihnen sind noch am Leben, einige sind entschlafen. Danach erschien er dem Jakobus, dann
allen Aposteln. Als Letztem von allen erschien er auch mir, dem Unerwarteten, der „Missgeburt“. Denn ich bin der Geringste von den Aposteln; ich bin nicht wert, Apostel genannt zu werden, weil ich die Kirche Gottes verfolgt habe. Doch durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin, und sein gnädiges Handeln an mir ist nicht ohne Wirkung geblieben. Mehr als sie alle habe ich mich abgemüht – nicht ich, sondern die Gnade Gottes zusammen mit mir. Ob nun ich verkündige oder die anderen: das ist unsere Botschaft, und das ist der Glaube, den ihr angenommen habt.

WORT ZUM SONNTAG

Wort zum Sonntag Febr 2016Dorothea Schwarzbauer-Haupt
Theologin, tätig im Religions­unterricht für Erwachsene und
in der Pfarre Linz-St. Konrad;
verheiratet, drei erwachsene Kinder.
Die Autorin erreichen Sie unter
 

Personalauswahl
Stellen Sie sich vor, Gott/Jesus sucht Personal für sein Unternehmen. „Wer wird für uns gehen?“ fragt er. „Von nun an wirst du Menschen fangen“, sagt Jesus zu Petrus. Interessant ist in beiden Texten, dass sich die Erwählten nach einer für sie wunderbaren und umwerfenden Erfahrung als Sünder bekennen. Damit wäre es für heutige Personalchefs wohl vorbei. Wer kann schon Menschen, die fehlerhaft und in moralischen Dingen ­unzuverlässig sind, in seinem Betrieb brauchen, noch dazu wenn diese sich ganz ungeniert dazu bekennen?

Gottes/Jesu Kriterien für die ­Personalauswahl sind offensichtlich ganz andere. Da wird die ­Bereit­schaft Jesaias, sich senden zu lassen, ­betont; und das, obwohl die ­vorhergegangene Gottesvision ihn in Angst und Schrecken ­versetzte. Da wird vom Vertrauen des ­Petrus ­berichtet, das Netz auf Jesu Wort hin, ­unter Missachtung seiner Erfahrung als Fischer, ­nochmals auszuwerfen.

Vertrauen zählt offenbar mehr als moralische Perfektion. Auch die Fähigkeit, Wunderbares wahrzunehmen oder über Banalitäten des Lebens hinauszuschauen ist wichtig. Wie ist das bei uns? Welche Maßstäbe legen wir, legt die Kirche für die Nachfolge Jesu an? Müssen wir sündenfrei sein und damit alles Versagen verleugnen, verdrängen oder schönreden? Oder glauben wir, dass Gottvertrauen und die Fähigkeit, Gottes Wirken wahrzunehmen, genügen, um brauchbar für seinen Dienst zu sein? Immer noch glauben viele Menschen, dass unsere Sündhaftigkeit für Gott/Jesus ein Problem ist, wenn er uns in seinen Dienst ruft. Diese Bibelstellen wollen uns eines Besseren belehren. Gott/Jesus braucht Menschen, die sich selbst bejahen, die sich engagieren und die Begeisterung für seine Botschaft aufbringen. Sünden aber verzeiht er einfach, wenn sie bereut werden und der Wille da ist, es besser zu machen.

Zum Weiterdenken
Welche Fähigkeiten für die Arbeit im Dienst Gottes sind mir wichtig? Eine Pfarre lebt nach dem Motto „Wir haben mehr Angst, in der Seelsorge eine Chance zu verpassen, als Fehler zu machen“. Wäre diese Haltung etwas für unsere Pfarre?

Ich will dir danken aus ganzem Herzen 
... dir vor den Engeln singen und spielen; du hast mich erhört
an dem Tag, als ich rief; du gabst meiner Seele große Kraft.
Dich sollen preisen, Herr, alle Könige der Welt,
wenn sie die Worte deines Mundes vernehmen.
Sie sollen singen von den Wegen des Herrn;
denn groß ist die Herrlichkeit des Herrn.
Ja, der Herr ist erhaben; doch er schaut auf die Niedrigen
und die Stolzen erkennt er von fern.
Gehe ich auch mitten durch große Not: du erhältst mich am Leben.

Antwortpsalm, aus Psalm 138

(aus dem KirchenBlatt Nr. 5 vom 4. Februar 2016)