Das Kreuz steht für das Sterben eines unschuldigen Menschen. Es ist zugleich ein Mahnzeichen für die Verwundbarkeit menschlichen Lebens und zeigt die Erlösungsbedürftigkeit und Sterblichkeit der Menschheit. Wo sind wir hingelangt, wenn viele das nicht mehr aushalten und das Kreuz weghaben wollen?

5. Fastensonntag – Lesejahr B, 18. März 2018
Wort zum Sonntag von Andrea Berger-Gruber

1. Lesung
Jeremia 31,31–34

Siehe, Tage kommen – Spruch des HERRN –, da schließe ich mit dem Haus Israel und dem Haus Juda einen neuen Bund. Er ist nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vätern geschlossen habe an dem Tag, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen. Diesen meinen Bund haben sie gebrochen, obwohl ich ihr Gebieter war – Spruch des HERRN. Sondern so wird der Bund sein, den ich nach diesen Tagen mit dem Haus Israel schließe – Spruch des HERRN: Ich habe meine Weisung in ihre Mitte gegeben und werde sie auf ihr Herz schreiben. Ich werde ihnen Gott sein und sie werden mir Volk sein. Keiner wird mehr den andern belehren, man wird nicht zueinander sagen: Erkennt den HERRN!, denn sie alle, vom Kleinsten bis zum Größten, werden mich erkennen – Spruch des HERRN. Denn ich vergebe ihre Schuld, an ihre Sünde denke ich nicht mehr.

2. Lesung
Hebräer 5,7–9

Er hat in den Tagen seines irdischen Lebens mit lautem Schreien und unter Tränen Gebete und Bitten vor den gebracht, der ihn aus dem Tod retten konnte, und er ist erhört worden aufgrund seiner Gottesfurcht. Obwohl er der Sohn war, hat er durch das, was er gelitten hat, den Gehorsam gelernt; zur Vollendung gelangt, ist er für alle, die ihm gehorchen, der Urheber des ewigen Heils geworden.

Evangelium
Johannes 12,20–33

Unter den Pilgern, die beim Fest Gott anbeten wollten, gab es auch einige Griechen. Diese traten an Philippus heran, der aus Betsaida in Galiläa stammte, und baten ihn: Herr, wir möchten Jesus sehen. Philippus ging und sagte es Andreas; Andreas und Philippus gingen und sagten es Jesus. Jesus aber antwortete ihnen: Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht wird. Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht. Wer sein Leben liebt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben. Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach; und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein. Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren. Jetzt ist meine Seele erschüttert. Was soll ich sagen: Vater, rette mich aus dieser Stunde? Aber deshalb bin ich in diese Stunde gekommen. Vater, verherrliche deinen Namen! Da kam eine Stimme vom Himmel: Ich habe ihn schon verherrlicht und werde ihn wieder verherrlichen. Die Menge, die dabeistand und das hörte, sagte: Es hat gedonnert. Andere sagten: Ein Engel hat zu ihm geredet. Jesus antwortete und sagte: Nicht mir galt diese Stimme, sondern euch. Jetzt wird Gericht gehalten über diese Welt; jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werden. Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen. Das sagte er, um anzudeuten, auf welche Weise er sterben werde.

Wort zum Sonntag

Wort zum Sonntag März 2018Andrea Berger-Gruber
ist Fachinspektorin für katholischen
Religionsunterricht im Burgenland sowie
Vorsitzende des forum martinus der Diözese Eisenstadt,
sie ist verheiratet und hat eine Tochter.
Die Autorin erreichen Sie unter

Loslassen, damit Neues entstehen kann

„Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein;  wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht,“ sagt Jesus in seiner letzten öffentlichen Rede im Johannesevangelium. Er weist auf seinen Kreuzestod hin, den die jüdische Gemeinde als Scheitern sieht und nicht mit einem Messias in Verbindung bringt. Um dieses Scheitern als heilbringend darzustellen, wird hier das Bild vom Weizenkorn gebracht und die Verherrlichung und Erhöhung Jesu durch Gott beschrieben.
Ein Weizenkorn fasziniert mich schon lange auch aus naturwissenschaftlicher Sicht. Es ist ein perfekter Speicher, die Schale hält ein Korn zusammen, das Mehlkörper und Keimling enthält. Nun bietet dieses Korn durch die vorhandene Stärke die optimale Starthilfe für den Keimling, also für den Beginn neuen Lebens. Alternativ gibt das vermahlene Korn Nahrungsenergie und lässt leben.
Diese schöne Metapher des Weizenkorns finden wir hier im Johannesevangelium. Einleitend steht die Amen-Formel, die auf die Besonderheit des Bildes hinweist. Der Grundgedanke hier ist: Wer nicht loslassen kann, wird kein richtiges, erfülltes und glückliches Leben finden. Die Grundhaltung von uns Christ/innen ist die Selbsthingabe. Das Loslassen der eigenen Ideen für diesen Jesus ist gefragt. Damit verspricht uns aber Jesus die Teilhabe an seiner Herrlichkeit – sterben, um zu leben! Denn, so die Botschaft im Evangelium: „Wer an seinem Leben hängt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben.“ Der Kreuzestod Jesu birgt schon das neue Leben in sich – wie der Keimling im Weizenkorn.

Zum Weiterdenken
Was muss ich in meinem Leben loslassen, um Neues zulassen zu können? Was kann ich heute verändern, um als Christ/in überzeugender zu leben?

Gott, sei mir gnädig nach deiner Huld,
tilge meine Frevel nach deinem reichen Erbarmen!
Wasch meine Schuld von mir ab
und mach mich rein von meiner Sünde!
Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz
und einen festen Geist erneuere in meinem Innern!
Verwirf mich nicht vor deinem Angesicht,
deinen heiligen Geist nimm nicht von mir!
Gib mir wieder die Freude deines Heils,
rüste mich aus mit dem Geist der Großmut!
Ich will die Frevler deine Wege lehren
und die Sünder kehren um zu dir.

Antwortpsalm (aus Psalm 51) 

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(aus dem KirchenBlatt Nr. 11 vom 15. März 2018)