4. Fastensonntag - Lesejahr C, 10. März 2013. Wort zum Sonntag von Franz Kogler.

Das Volk der Israeliten ist angekommen im Gelobten Land. Vorbei die Zeit der Knechtschaft in Ägypten, vorüber die Strapazen der Wüste. Zeit zu feiern und Zeit, sich zu erinnern: Nur mit Gottes Hilfe haben wir es bis hierher geschafft. 

Evangelium
Lukas  15, 1–3. 11–32

Alle Zöllner und Sünder kamen zu Jesus, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen.
Da erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte: [...] Weiter sagte Jesus: Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht. Da teilte der Vater das Vermögen auf. Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen. Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über das Land, und es ging ihm sehr schlecht. Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon. Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben mehr als genug zu essen, und ich komme hier vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner. Dann brach er auf und ging zu seinem Vater.

Der Vater sah ihn schon von weitem kommen, und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Da sagte der Sohn: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein. Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand, und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an die Hand, und zieht ihm Schuhe an. Bringt das Mastkalb her und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn mein Sohn war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie begannen, ein fröhliches Fest zu feiern.

Sein älterer Sohn war unterdessen auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle. Der Knecht antwortete: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn heil und gesund wiederbekommen hat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu. Doch er erwiderte dem Vater: So viele Jahre schon diene ich dir, und nie habe ich gegen deinen Willen gehandelt; mir aber hast du nie auch nur einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet.

Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern; denn dein Bruder war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.

1. Lesung
Josua  5, 9a. 10–12

Und der Herr sagte zu Josua: Heute habe ich die ägyptische Schande von euch abgewälzt. [...] Als die Israeliten in Gilgal ihr Lager hatten, feierten sie am Abend des vierzehnten Tages jenes Monats in den Steppen von Jericho das Pascha. Am Tag nach dem Pascha, genau an diesem Tag, aßen sie ungesäuerte Brote und geröstetes Getreide aus den Erträgen des Landes. Vom folgenden Tag an, nachdem sie von den Erträgen des Landes gegessen hatten, blieb das Manna aus; von da an hatten die Israeliten kein Manna mehr, denn sie aßen in jenem Jahr von der Ernte des Landes Kanaan.

2. Lesung
2 Korinther  5, 17–21

 

WORT ZUM SONNTAG

Franz KoglerFranz Kogler
leitet seit über 20 Jahren das Bibelwerk Linz,
wo ihm mit seinem Team ein lebendiger Zugang
zur Bibel ein besonderes Anliegen ist.
Den Autor erreichen Sie unter sonntag@kirchenzeitung.at

Wir haben es geschafft

Jedes Jahr bin ich mit meiner Frau, den Kindern und einer Schar Bibelinteressierter eine Woche lang in den Bergen unterwegs. Immer wieder nehmen wir uns auch einen konkreten Gipfel vor – so im letzten Jahr in Tirol die Serles.

Für Bergsteiger eine Kleinigkeit, aber für uns Bergwanderer durchaus eine Herausforderung. Zumindest bis zu dem Moment, in dem man voll Freude oben steht, den Blick ins weite Land genießt – und schlussendlich wieder heil im Tal anlangt. Wir haben es geschafft.

Im Buch Josua ist vom Volk der Israeliten die Rede und vom Einzug ins Gelobte Land. Nach der Sklaverei in Ägypten und dem 40-jährigen Herumirren in der Wüste ist man nun endlich in Gilgal (in der Nähe von Jericho) im Gelobten Land angelangt. Gilgal bedeutet „Wälzplatz, Wendepunkt“. Die Strapazen der Wüste sind vorbei – man ist nicht mehr abhängig vom Manna, sondern kann von den eigenen Erträgen leben. Mit dem Einzug ins Gelobte Land ist das traurige Kapitel der Knechtschaft in Ägypten endgültig abgeschlossen: Es ist Zeit zu feiern. Nach dem Überschreiten des Jordans gibt es nun – im wahrsten Sinne des Wortes – einen Aufbruch zu neuen Ufern.

Schnell könnte nun der Einzug (und die so genannte Landnahme) als eigene Leistung interpretiert werden – so wie auch das Erklimmen eines Berges. Doch allein schon der Name des biblischen Buches „Josua“ könnte stutzig machen. Josua (griechisch Jesus) bedeutet „JHWH ist Hilfe“. Gott hilft und rettet.

Am Wendepunkt erinnert sich das Volk daran: Nur mit Gottes Hilfe haben wir das geschafft. Er hat uns geführt und stellt uns jetzt das Land (sein Land!) zur Verfügung. Das Buch Josua ruft bleibend in Erinnerung: Das Land ist ein Geschenk, eine Gabe Gottes: „Daran sollt ihr erkennen, dass ein lebendiger Gott mitten unter euch ist.“ (Jos 3, 10)

Zum Weiterdenken
Mit geballter Faust und Freude im Gesicht posaunen wir den Satz gelegentlich hinaus: „Wir haben es geschafft!“ Das „Wir“ stimmt, wenn dabei im Blick bleibt, dass jeder Erfolg letztlich ein Geschenk ist – ein Geschenk Gottes.