10. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C, 9. Juni 2013. Wort zum Sonntag von Stefanie Hinterleitner.

Jesus geht nicht vorbei – nicht an der Bahre, auf der man den toten jungen Mann aus der Stadt trägt, nicht an dessen verzweifelter Mutter. Die Liebe stärker ist als der Tod und Jesus selbst ist der Garant dafür. Wenn Trauernde Menschen finden, die sie in ihren schwersten Stunden nicht alleine lassen, die dieses Vertrauen und diesen Glauben an die Liebe in sich tragen und ausstrahlen, dann kann dies ebenso ein großer Trost für sie sein.

1. Lesung
1 Könige  17, 17–24

Nach einiger Zeit erkrankte der Sohn der Witwe, der das Haus gehörte. Die Krankheit verschlimmerte sich so, dass zuletzt kein Atem mehr in ihm war. Da sagte sie zu Elija: Was habe ich mit dir zu schaffen, Mann Gottes? Du bist nur zu mir gekommen, um an meine Sünde zu erinnern und meinem Sohn den Tod zu bringen.
Er antwortete ihr: Gib mir deinen Sohn!
Und er nahm ihn von ihrem Schoß, trug ihn in das Obergemach hinauf, in dem er wohnte, und legte ihn auf sein Bett. Dann rief er zum Herrn und sagte: Herr, mein Gott, willst du denn auch über die Witwe, in deren Haus ich wohne, Unheil bringen und ihren Sohn sterben lassen? Hierauf streckte er sich dreimal über den Knaben hin, rief zum Herrn und flehte: Herr, mein Gott, lass doch das Leben in diesen Knaben zurückkehren!
Der Herr erhörte das Gebet Elijas. Das Leben kehrte in den Knaben zurück, und er lebte wieder auf. Elija nahm ihn, brachte ihn vom Obergemach in das Haus hinab und gab ihn seiner Mutter zurück mit den Worten: Sieh, dein Sohn lebt.
Da sagte die Frau zu Elija: Jetzt weiß ich, dass du ein Mann Gottes bist und dass das Wort des Herrn wirklich in deinem Mund ist.

2. Lesung
Galater  1, 11–19

Ich erkläre euch, Brüder: Das Evangelium, das ich verkündigt habe, stammt nicht von Menschen; ich habe es ja nicht von einem Menschen übernommen oder gelernt, sondern durch die Offenbarung Jesu Christi empfangen. Ihr habt doch gehört, wie ich früher als gesetzestreuer Jude gelebt habe, ihr wisst, wie maßlos ich die Kirche Gottes verfolgte und zu vernichten suchte. In der Treue zum jüdischen Gesetz übertraf ich die meisten Altersgenossen in meinem Volk, und mit dem größten Eifer setzte ich mich für die Überlieferungen meiner Väter ein. Als aber Gott, der mich schon im Mutterleib auserwählt und durch seine Gnade berufen hat, mir in seiner Güte seinen Sohn offenbarte, damit ich ihn unter den Heiden verkündige, da zog ich keinen Menschen zu Rate; ich ging auch nicht sogleich nach Jerusalem hinauf zu denen, die vor mir Apostel waren, sondern zog nach Arabien und kehrte dann wieder nach Damaskus zurück. Drei Jahre später ging ich nach Jerusalem hinauf, um Kephas kennen zu lernen, und blieb fünfzehn Tage bei ihm. Von den anderen Aposteln habe ich keinen gesehen, nur Jakobus, den Bruder des Herrn.

Evangelium
Lukas  7, 11–17

Einige Zeit später ging er (Jesus) in eine Stadt namens Naïn; seine Jünger und eine große Menschenmenge folgten ihm. Als er in die Nähe des Stadttors kam, trug man gerade einen Toten heraus. Es war der einzige Sohn seiner Mutter, einer Witwe. Und viele Leute aus der Stadt begleiteten sie. Als der Herr die Frau sah, hatte er Mitleid mit ihr und sagte zu ihr: Weine nicht! Dann ging er zu der Bahre hin und fasste sie an. Die Träger blieben stehen und er sagte: Ich befehle dir, junger Mann: Steh auf! Da richtete sich der Tote auf und begann zu sprechen und Jesus gab ihn seiner Mutter zurück. Alle wurden von Furcht ergriffen; sie priesen Gott und sagten: Ein großer Prophet ist unter uns aufgetreten: Gott hat sich seines Volkes angenommen. Und die Kunde davon verbreitete sich überall in Judäa und im ganzen Gebiet ringsum. 

WORT ZUM SONNTAG

Stefanie HinterleitnerStefanie Hinterleitner

stammt aus der Pfarre Helfenberg, 22 Jahre alt,
studiert Theologie an der KTU Linz
und ist seit 2011 ehrenamtliche Vorsitzende
der Katholischen Jugend Oberösterreich.
Die Autorin erreichen Sie unter sonntag@kirchenzeitung.at

Also, was soll das?!

Gleich zwei Geschichten zur Auferweckung eines toten Jungen, eine in der Lesung, eine im Evangelium! Vor ein paar Wochen hat in meinem Umfeld ein 18-Jähriger sein Leben bei einem Autounfall verloren. Seine Eltern,
Geschwister und Freunde bleiben geschockt und traurig zurück. Zu ihnen wird kein Elija oder Jesus kommen und ihnen den Sohn, Bruder oder Freund zurückgeben. Also was sollen diese Geschichten? Was wollen uns
die Verfasser damit auf den Weg geben?

Dass Gott ein Gott des Lebens ist, wäre vielleicht ein Aspekt. Jesus gibt im Lukasevangelium der Mutter den Jungen zurück, er schenkt ihm neues Leben, so wie Gott uns Leben schenkt. Das heißt nicht, dass der Junge nicht auch irgendwann sterben muss. Für mich ist diese Auferweckung des jungen Mannes ein Zeichen für die Auferstehung Jesu. Sie zeigt, dass er stärker ist als der Tod und in unseren schweren Stunden mit uns fühlt und uns nicht alleine lässt. Dies kann Hoffnung geben, dies kann auch die Hoffnung der Eltern, Geschwister und Freunde des 18-jährigen Unfallopfers sein. Denn Jesus wendet sich in der Geschichte nicht hauptsächlich dem Toten zu, sondern der zurückgebliebenen Mutter, der er neue Hoffnung gibt.

Dass wir an Jesu Beispiel in dieser Geschichte lernen können, das wäre ein weiterer Aspekt. Jesus zeigt, dass es Trost sein kann, wenn wir Menschen in solch schweren Stunden nicht alleine lassen. Er geht an der Bahre, auf der man den jungen Mann aus der Stadt trägt, nicht vorbei, er berührt sie entgegen den damaligen Reinheitsgeboten sogar. Und er spricht der Frau Mut und Trost zu. Jesus ist davon überzeugt, dass die Liebe stärker ist als der Tod und er selbst ist der Garant dafür.

Wenn Trauernde in uns Menschen finden, die dieses Vertrauen und diesen Glauben an die Liebe in sich tragen und ausstrahlen, dann kann dies ebenso ein großer Trost für sie sein.

Zum Weiterdenken
Jesus rüttelt auf, er bricht die toten Stellen im Leben auf und lässt Neues wachsen.
Man muss sich nur darauf einlassen können.

Ich will dich rühmen, denn du hast mich aus der Tiefe gezogen
und lässt meine Feinde nicht über mich triumphieren.
Du hast mich herausgeholt aus dem Reich des Todes,
aus der Schar der Todgeweihten mich zum Leben gerufen.
[...] Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt ,
hast mir das Trauergewand ausgezogen
und mich mit Freude umgürtet.
Darum singt dir mein Herz und will nicht verstummen.
Mein Gott, ich will dir danken in Ewigkeit. 
  

Antwortpsalm, aus Ps 30