Man muss aus der Zuschauerrolle heraus und die heiligen Tage so feiern, dass im Drama des Leidens, Sterbens und Auferstehens Jesu das Drama des eigenen Lebens erkannt wird.

Ostersonntag – Lesejahr C, 21. April 2019
Wort zum Sonntag von Dr. Richard Geier

Evangelium

Johannes 20,1–9
Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war. Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem anderen Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Sie haben den Herrn aus dem Grab weggenommen und wir wissen nicht, wohin sie ihn gelegt haben. Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab; sie liefen beide zusammen, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als Erster ans Grab. Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging jedoch nicht hinein. Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Haupt Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle. Da ging auch der andere Jünger, der als Erster an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte. Denn sie hatten noch nicht die Schrift verstanden, dass er von den Toten auferstehen müsse.

1. Lesung

Apostelgeschichte 10,34a.37–43
Da begann Petrus zu reden und sagte: Ihr wisst, was im ganzen Land der Juden geschehen ist, angefangen in Galiläa, nach der Taufe, die Johannes verkündet hat: wie Gott Jesus von Nazaret gesalbt hat mit dem Heiligen Geist und mit Kraft, wie dieser umherzog, Gutes tat und alle heilte, die in der Gewalt des Teufels waren; denn Gott war mit ihm. Und wir sind Zeugen für alles, was er im Land der Juden und in Jerusalem getan hat. Ihn haben sie an den Pfahl gehängt und getötet. Gott aber hat ihn am dritten Tag auferweckt und hat ihn erscheinen lassen, zwar nicht dem ganzen Volk, wohl aber den von Gott vorherbestimmten Zeugen: uns, die wir mit ihm nach seiner Auferstehung von den Toten gegessen und getrunken haben. Und er hat uns geboten, dem Volk zu verkünden und zu bezeugen: Dieser ist der von Gott eingesetzte Richter der Lebenden und der Toten. Von ihm bezeugen alle Propheten, dass jeder, der an ihn glaubt, durch seinen Namen die Vergebung der Sünden empfängt.

2. Lesung

Kolosser 3,1–4
Seid ihr nun mit Christus auferweckt, so strebt nach dem, was oben ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt! Richtet euren Sinn auf das, was oben ist, nicht auf das Irdische! Denn ihr seid gestorben und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott. Wenn Christus, unser Leben, offenbar wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit.

WORT ZUM SONNTAG

Dr. Richard Geier

Dr. Richard Geier ist Pfarrmoderator von St. Margarethen i.Bgld. und
Pastoralamtsleiter der Diözese Eisenstadt. Den Autor erreichen Sie unter

Erfahrung verwandelt

Kann man Ostern begreifen? Beim Blick ins leere Grab beginnt nur einer zu glauben! Petrus bleibt ratlos, ebenso die Frauen. Sie müssen noch Erfahrungen machen, erst dann können sie verstehen. Zuerst kommt die Erfahrung, dann der Glaube. Der Sinn des Glaubens aber ist die Verwandlung! Das gilt auch nach zweitausend Jahren. Viele Christen von heute bleiben dabei stehen, dass sie Ostern nur als historisches Ereignis betrachten. Das ist noch keine Erfahrung! Da ändert sich auch nichts! Ich muss aus der Zuschauerrolle raus und die heiligen Tage so feiern, dass ich im Drama des Leidens, Sterbens und Auferstehens Jesu das Drama des eigenen Lebens erkenne: Da gibt einer sein Leben hin, weil er in dieser Bewegung das tiefste Geheimnis des Lebens entdeckt hatte. Leben ist Hingabe. Wer sich der Hingabe verweigert, blockiert sein Leben. Hingabe ist die Einwilligung in Verwandlung. Man kann sich an vieles hingeben und dadurch viel Verwandlung zulassen. Jesus gibt sich im Tod hin, um zu zeigen, dass auch der Tod verwandelt werden kann. Im Tod steckt der Keimling des Lebens. Das Leben Jesu wird in ewiges Leben verwandelt, nur weil er sein Leben im Tod hingibt. Jesus wusste das. Er schreckte nicht zurück vor dem Tod, von dem man immer meint, er sei das Ende. Warum konnte Jesus den Mut aufbringen, sich dem Tode hinzugeben? Nur weil er eine andere Erfahrung gemacht hatte: die Erfahrung der Liebe. Liebe ist so stark wie der Tod und Liebe ist der stärkste Katalysator für das Zulassen von Verwandlung. Johannes hat Jesus geliebt. Darum war er der Erste, der glauben konnte.

Zum Weiterdenken

Ich betrachte meine Erfahrung von Lieben und Geliebtwerden. Sind es Auferstehungserfahrungen, in denen sich mein Leben ­verwandelt?

Dankt dem HERRN, denn er ist gut,
denn seine Huld währt ewig!
So soll Israel sagen:
Denn seine Huld währt ewig.
Die Rechte des HERRN, sie erhöht,
die Rechte des HERRN, Taten der Macht vollbringt sie.
Ich werde nicht sterben, sondern leben,
um die Taten des HERRN zu verkünden.
Ein Stein, den die Bauleute verwarfen,
er ist zum Eckstein geworden.
Vom HERRN her ist dies gewirkt,
ein Wunder in unseren Augen.

Antwortpsalm (aus Psalm 118)

(aus dem KirchenBlatt Nr. 16/17 vom 18. April 2019)