27. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C, 6. Oktober 2013. Wort zum Sonntag von Pfr. Armin Fleisch.

Es ist äußerst widerstandsfähig. Lange Zeit bleibt es in trockener Erde, ohne zerstört zu werden. Es wartet, bis es regnet und dann wächst es. Dann wächst es so schnell, dass die Pflanze schon nach einem Jahr zwei Meter hoch sein kann. Das Senfkorn vergeht nicht, bis ihm die Umstände gegeben sind, wachsen zu können. Klein mag manchmal das eigene Vermögen scheinen, vielleicht kleiner als bei anderen. Aber mit dem Glauben eines Senfkorns wird daraus etwas viel Größeres. Es braucht nicht einen großen Glauben, sondern den Glauben an einen großen Gott.

Evangelium
Lukas  17, 5–10

Die Apostel baten den Herrn: Stärke unseren Glauben! Der Herr erwiderte: Wenn euer Glaube auch nur so groß wäre wie ein Senfkorn, würdet ihr zu dem Maulbeerbaum hier sagen: Heb dich samt deinen Wurzeln aus dem Boden, und verpflanz dich ins Meer!, und er würde euch gehorchen. Wenn einer von euch einen Sklaven hat, der pflügt oder das Vieh hütet, wird er etwa zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen: Nimm gleich Platz zum Essen? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Mach mir etwas zu essen, gürte dich, und bediene mich; wenn ich gegessen und getrunken habe, kannst auch du essen und trinken. Bedankt er sich etwa bei dem Sklaven, weil er getan hat, was ihm befohlen wurde? So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.

1. Lesung
Habakuk  1, 2–3; 2, 2–4

Wie lange, Herr, soll ich noch rufen, und du hörst nicht? Ich schreie zu dir: Hilfe, Gewalt! Aber du hilfst nicht. Warum lässt du mich die Macht des Bösen erleben und siehst der Unterdrückung zu? Wohin ich blicke, sehe ich Gewalt und Misshandlung, erhebt sich Zwietracht und Streit. [...] Der Herr gab mir Antwort und sagte: Schreib nieder, was du siehst, schreib es deutlich auf die Tafeln, damit man es mühelos lesen kann. Denn erst zu der bestimmten Zeit trifft ein, was du siehst; aber es drängt zum Ende und ist keine Täuschung; wenn es sich verzögert, so warte darauf; denn es kommt, es kommt und bleibt nicht aus. Sieh her: Wer nicht rechtschaffen ist, schwindet dahin, der Gerechte aber bleibt wegen seiner Treue am Leben.

2. Lesung
2 Timotheus  1, 6–8. 13–14

Darum rufe ich dir ins Gedächtnis: Entfache die Gnade Gottes wieder, die dir durch die Auflegung meiner Hände zuteil geworden ist. Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Schäme dich also nicht, dich zu unserem Herrn zu bekennen; schäme dich auch meiner nicht, der ich seinetwegen im Gefängnis bin, sondern leide mit mir für das Evangelium. Gott gibt dazu die Kraft. [...] Halte dich an die gesunde Lehre, die du von mir gehört hast; nimm sie dir zum Vorbild, und bleibe beim Glauben und bei der Liebe, die uns in Christus Jesus geschenkt ist. Bewahre das dir anvertraute kostbare Gut durch die Kraft des Heiligen Geistes, der in uns wohnt. 

Wort zum Sonntag

Armin FleischArmin Fleisch
ist Pfarrer von Bezau und Bizau
im Bregenzerwald und hat
mehrere religiöse Liederbücher herausgegeben.
Den Autor erreichen Sie unter sonntag@kirchenzeitung.at

Glaube wirkt Wunder

Kleingläubig hat Jesus seine Jünger öfters genannt. Sie bitten ihn, er möge ihren Glauben stärken. Jesus erfüllt ihren Wunsch nicht unmittelbar, seine Antwort ist ein Vergleich des Glaubens mit dem winzig kleinen Senfkorn. Es kommt Jesus auch nicht auf Mehr oder Weniger an Glauben an. Wo wirklich Glaube vorhanden ist – mag er noch so klein sein – kann Unmögliches möglich werden: Der Maulbeerbaum wächst im Meer weiter, Berge können versetzt werden. Eine Gefahr wäre, leichtgläubig ein Wunder zu erwarten und sich, wenn es nicht geschieht, enttäuscht vom Glauben abzuwenden.

Der Glaube ist eine starke Kraft. Hätte Jesus sonst zum Geheilten gesagt: „Dein Glaube hat dir geholfen.“? Wenn z. B. ein Verzweifelter durch den Glauben an Gottes Hilfe wieder Hoffnung schöpft und Lebensfreude findet ... oder wenn in einer Beziehung nichts mehr klappt, kann durch die Kraft des Glaubens an die Liebe wieder etwas keimen und wachsen, was man davor für unmöglich gehalten hat.
Es kommt auch tatsächlich oft vor, dass unheilbar Kranke durch den Glauben zu einem tiefen inneren Glück finden, das ihnen hilft, ihre Krankheit anzunehmen. Das ist meines Erachtens das eigentliche Wunder von Lourdes, dass viele Kranke, die dort hinfahren, nicht körperlich, sondern seelisch gesund zurückkommen, indem sie ihre Krankheit in neuem Licht sehen und mit ihr besser umgehen können. Ein Mensch, der also den Keim des Glaubens in sich hat, kann Wunder bewirken, kann Wunder erleben, wenn er ‚sein Senfkorn‘ wachsen lässt.
Maria, die Mutter Gottes, die im Oktober im Rosenkranzgebet verehrt wird, steht vor uns als ein Beispiel des Glaubens. Was unter normalen Umständen unmöglich gewesen wäre, hielt sie auf Grund ihres starken Glaubens für möglich, weil sie unerschütterlich an ihm festhielt.

Zum Weiterdenken
Wer glaubt, dem ist nichts unmöglich. Gibt es etwas, wo Du sagst: „Das ist unmöglich?“ Hast Du in Deinem Leben wirklich schon einmal voll auf die Kraft des Glaubens gesetzt?