Es war nicht geplant, es geschah einfach. Es ist wie ein kurzer Moment, in dem sich alles Bisherige verdichtet. In dem plötzlich „das Ganze“ verstehbar wird. Ein Ereignis, das die eigene Vergangenheit und Zukunft in ein anderes Licht taucht. Eine Begegnung, die fortan das gesamte Leben trägt: Gott hat einen Bund mit mir geschlossen.

2. Fastensonntag - Lesejahr C, 21. Februar 2016.
Wort zum Sonntag von Dorothea Schwarzbauer-Haupt

1. Lesung
Genesis  15,5–12.17–18

Er führte ihn hinaus und sprach: Sieh doch zum Himmel hinauf, und zähl die Sterne, wenn du sie zählen kannst. Und er sprach zu ihm: So zahlreich werden deine Nachkommen sein. Abram glaubte dem Herrn, und der Herr rechnete es ihm als Gerechtigkeit an. Er sprach zu ihm: Ich bin der Herr, der dich aus Ur in Chaldäa herausgeführt hat, um dir dieses Land zu eigen zu geben. Da sagte Abram: Herr, mein Herr, woran soll ich erkennen, dass ich es zu eigen bekomme? Der Herr antwortete ihm: Hol mir ein dreijähriges Rind, eine dreijährige Ziege, einen dreijährigen Widder, eine Turteltaube und eine Haustaube!
Abram brachte ihm alle diese Tiere, zerteilte sie und legte je eine Hälfte der andern gegenüber; die Vögel aber zerteilte er nicht. Da stießen Raubvögel auf die Fleischstücke herab, doch Abram verscheuchte sie. Bei Sonnenuntergang fiel auf Abram ein tiefer Schlaf, große unheimliche Angst überfiel ihn. [...] Die Sonne war untergegangen, und es war dunkel geworden. Auf einmal waren ein rauchender Ofen und eine lodernde Fackel da; sie fuhren zwischen jenen Fleischstücken hindurch. An diesem Tag schloss der Herr mit Abram folgenden Bund: Deinen Nachkommen gebe ich dieses Land vom Grenzbach Ägyptens bis zum großen Strom, dem Eufrat.

2. Lesung
Philipper  3,17 – 4,1

Ahmt auch ihr mich nach, Brüder, und achtet auf jene, die nach dem Vorbild leben, das ihr an uns habt. Denn viele – von denen ich oft zu euch gesprochen habe, doch jetzt unter Tränen spreche – leben als Feinde des Kreuzes Christi. Ihr Ende ist das Verderben, ihr Gott der Bauch; ihr Ruhm besteht in ihrer Schande; Irdisches haben sie im Sinn. Unsere Heimat aber ist im Himmel. Von dort her erwarten wir auch Jesus Christus, den Herrn, als Retter, der unseren armseligen Leib verwandeln wird in die Gestalt seines verherrlichten Leibes, in der Kraft, mit der er sich alles unterwerfen kann. Darum, meine geliebten Brüder, nach denen ich mich sehne, meine Freude und mein Ehrenkranz, steht fest in der Gemeinschaft mit dem Herrn, liebe Brüder.

Evangelium
Lukas  9,28b–36

Da nahm Jesus Petrus, Johannes und Jakobus beiseite und stieg mit ihnen auf einen Berg, um zu beten. Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes, und sein Gewand wurde leuchtend weiß. Und plötzlich redeten zwei Männer mit ihm. Es waren Mose und Elija; sie erschienen in strahlendem Licht und sprachen von seinem Ende, das sich in Jerusalem erfüllen sollte. Petrus und seine Begleiter aber waren eingeschlafen, wurden jedoch wach und sahen Jesus in strahlendem Licht und die zwei Männer, die bei ihm standen. Als die beiden sich von ihm trennen wollten, sagte Petrus zu Jesus: Meister, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Er wusste aber nicht, was er sagte.

Während er noch redete, kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf sie. Sie gerieten in die Wolke hinein und bekamen Angst. Da rief eine Stimme aus der Wolke: Das ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören. Als aber die Stimme erklang, war Jesus wieder allein. Die Jünger schwiegen jedoch über das, was sie gesehen hatten, und erzählten in jenen Tagen niemand davon.

WORT ZUM SONNTAG

Wort zum Sonntag Febr 2016Dorothea Schwarzbauer-Haupt
Theologin, tätig im Religions­unterricht für Erwachsene und
in der Pfarre Linz-St. Konrad;
verheiratet, drei erwachsene Kinder.
Die Autorin erreichen Sie unter

Mit Gott verbündet   
Zum Kern der jüdisch-christlichen Religion ­gehört, dass Gott sich mit dem Volk Israel und mit allen Menschen verbündet hat. Das ist einzigartig unter den Religionen. Und wenn dann der Inhalt dieses Bundes auch noch einigermaßen unwahrscheinlich ist, sind dem Zweifel Tür und Tor geöffnet. Gott verheißt Abram und Sara, beide ­kinderlos, alt und unfruchtbar, dass sie ein großes Volk ­begründen werden. In seinem Zweifel und ­seiner Not bittet Abram Gott um ein Zeichen und dann wird von einem handfesten, ­uralten Schwurritual berichtet. Dabei wurde etwas in zwei Teile zerbrochen, das nur die zwei Bundespartner wieder zusammenfügen konnten. ­Abram schlachtet also Tiere und zerteilt sie ­in zwei Hälften. Gott geht – symbolisiert durch Rauch und Feuer – in der Mitte hindurch und besiegelt so den Bund. Ein etwas gruseliges ­Verfahren, auch Abram bekommt Angst. Aber trotzdem stärkt das in seiner sinnlichen Eindringlichkeit sein Vertrauen, dass dieser Gott sich mit ihm verbündet hat und seine ­Zusage halten wird.

Eine Erfahrung der Jünger Jesu, beschrieben als strahlendes Licht, wird uns im ­Evangelium berichtet. Die Jünger treibt die Frage um, wer dieser Jesus eigentlich ist? Er hat ihr ­Weltbild und ihr Leben ganz schön durcheinander­gebracht. Aber können sie dem trauen, was er sagt und tut? Im Hinblick auf diese Zweifel geht den Aposteln am Berg ein Licht auf. Es wird ihnen klar, dass dieser Jesus der ver­heißene Messias ist und ganz in der jüdischen Tradition von Mose bis zu den Propheten steht. Diese Erfahrung befreit die Männer nicht nachhaltig von ihren Zweifeln, aber sie stärkt ­ihren Glauben an die Treue und Verlässlichkeit des Bundesgottes. Nach der Auferstehung Jesu ­erinnern sie sich daran und das festigt ihren Glauben.

Zum Weiterdenken
Was bedeutet es für mein Leben, dass Gott mit mir verbündet ist? Gibt es in meinem Leben sinnliche, ­handfeste Erfahrungen mit Gott, die meinen Glauben stärken und festigen?

Der Herr ist mein Licht und mein Heil:
Vor wem sollte ich mich fürchten?
Der Herr ist die Kraft meines Lebens:
Vor wem sollte mir bangen?
 [...] Mein Herz denkt an dein Wort: „Sucht mein Angesicht!“
Dein Angesicht, Herr, will ich suchen.
Verbirg nicht dein Gesicht vor mir;
weise deinen Knecht im Zorn nicht ab!
Du wurdest meine Hilfe. Verstoß mich nicht,
verlass mich nicht, du Gott meines Heiles!
Wenn mich auch Vater und Mutter verlassen,
der Herr nimmt mich auf.
[...] Ich aber bin gewiss, zu schauen
die Güte des Herrn im Land der Lebenden.

Antwortpsalm, aus Psalm 27 

(aus dem KirchenBlatt Nr. 7 vom 18 Februar 2016)