1. Adventsonntag - Lesejahr A, 1. Dezember 2013. Wort zum Sonntag von Sr. Emmanuela Reichl.

Heute wie „in den Tagen des Noach“ sind Menschen mit Essen und Trinken und Heiraten beschäftigt – mit Alltagen und Feiertagen. So weit, so normal. Aber es bleiben Fragen: Ist dabei im Bewusstsein das Fenster für Gott offen? Sind wir bereit für die Plötzlichkeit Gottes? Aufmerken ist gefragt, denn Gott spricht in leisen Tönen. Und Wachsamkeit zu erkennen, dass selbst in Ereignissen, die das Leben völlig durchkreuzen, Gott zu den Menschen kommt.

Evangelium
Matthäus  24,29–44

Sofort nach den Tagen der großen Not wird sich die Sonne verfinstern, und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Danach wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen; dann werden alle Völker der Erde jammern und klagen, und sie werden den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken des Himmels kommen sehen. Er wird seine Engel unter lautem Posaunenschall aussenden, und sie werden die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, von einem Ende des Himmels bis zum anderen. Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, wisst ihr, dass der Sommer nahe ist. Genauso sollt ihr erkennen, wenn ihr das alles seht, dass das Ende vor der Tür steht. Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles eintrifft.

Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater. Denn wie es in den Tagen des Noach war, so wird es bei der Ankunft des Menschensohnes sein. Wie die Menschen in den Tagen vor der Flut aßen und tranken und heirateten, bis zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging, und nichts ahnten, bis die Flut hereinbrach und alle wegraffte, so wird es auch bei der Ankunft des Menschensohnes sein. Dann wird von zwei Männern, die auf dem Feld arbeiten, einer mitgenommen und einer zurückgelassen. Und von zwei Frauen, die mit derselben Mühle mahlen, wird eine mitgenommen und eine zurückgelassen. Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt. Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, zu welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, würde er wach bleiben und nicht zulassen, dass man in sein Haus einbricht. Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.

1. Lesung
Jesaja  2,1–5

Das Wort, das Jesaja, der Sohn des Amoz, in einer Vision über Juda und Jerusalem gehört hat. Am Ende der Tage wird es geschehen: Der Berg mit dem Haus des Herrn steht fest gegründet als höchster der Berge; er überragt alle Hügel. Zu ihm strömen alle Völker. Viele Nationen machen sich auf den Weg; sie sagen: Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn und zum Haus des Gottes Jakobs. Er zeige uns seine Wege, auf seinen Pfaden wollen wir gehen. Denn von Zion kommt die Weisung des Herrn, aus Jerusalem sein Wort. Er spricht Recht im Streit der Völker, er weist viele Nationen zurecht. Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern und Winzermesser aus ihren Lanzen. Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk, und übt nicht mehr für den Krieg. Ihr vom Haus Jakobs, kommt, wir wollen unsere Wege gehen im Licht des Herrn.

2. Lesung
Römer  13,11–14a

Bedenkt die gegenwärtige Zeit: Die Stunde ist gekommen, aufzustehen vom Schlaf. Denn jetzt ist das Heil uns näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe. Darum lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts. Lasst uns ehrenhaft leben wie am Tag, ohne maßloses Essen und Trinken, ohne Unzucht und Ausschweifung, ohne Streit und Eifersucht. Legt (als neues Gewand) den Herrn Jesus Christus an.

Wort zum Sonntag

Sr. Emmanuela ReichlSr. Emmanuela Reichl
geistliche Leitung, dipl. Beraterin in
Logotherapie nach Viktor Frankl
und Meditationsleiterin im
Kneipp Traditionshaus der Marienschwestern
vom Karmel in Aspach.
Die Autorin erreichen Sie unter sonntag@kirchenzeitung.at

Ruf zur Wachsamkeit
Ein aufmerksames Lesen und Meditieren des Evangeliums zum ersten Adventsonntag lässt uns sehr schnell das zentrale Thema entdecken: die Wachsamkeit. Immer wieder ruft uns Jesus zur Wachsamkeit auf! Die Worte sind sehr klar: er wird kommen, aber wir wissen nicht wann … wir sind daher aufgefordert im Leben wach zu bleiben, sodass wir das Kommen des Herrn nicht verpassen oder dass es uns nicht plötzlich überrascht, weil der Herr des Hauses zu jeder Stunde kommen könnte: „Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt.“ (Mt 24,42)
Die „Tage des Noach“ sind gar nicht so weit weg wie wir oft meinen. Auch wir sind mit Essen und Trinken und Heiraten beschäftigt, mit den Geschäften des Alltags, und es kommen auch auf uns viele unerwartete Ereignisse zu, mit denen wir gar nicht rechnen. Halten wir dabei in unserem Bewusstsein das Fenster für Gott offen? Sind wir so wach zu erkennen, dass Gott selbst durch jene Ereignisse, die nicht selten unser Leben völlig durchkreuzen, auf uns zukommt? Sind wir bereit für die Plötzlichkeit Gottes? Diesen Fragen müssen wir uns stellen. Lasst uns also wachsam sein.

Der selige Kardinal John Henry Newman beschreibt einmal, was es für uns als Christen und Christinnen heißt wachsam zu sein. Er sagt unter anderem: „Der ist wach für Christus, der ein empfindendes, sehnsüchtiges und fühlendes Herz besitzt; der mit frischer Kraft, mit scharfsichtigem Eifer darauf bedacht ist, Ihn zu suchen und zu ehren; der in allem was geschieht, nach Ihm ausschaut und nicht überrascht, nicht allzu erregt oder überwältigt wäre, wenn er entdeckte, dass Er plötzlich käme.“ Der wacht auf Christus hin, der nach ihm ausschaut in allem, was ihm begegnet, und nicht überrascht noch bestürzt noch verzweifelt wäre, wenn er ihn auf einmal kommen sähe.

Zum Weiterdenken
Wachsamkeit und Aufmerken sind gefragt, wenn Gott in den leisen Tönen des Herzens spricht! Behutsam will das Leben, das sich leise in dir regt, geschützt und mit Liebe bedeckt werden. 

Wachsam sein heißt ...

... vor den Anforderungen des Lebens nicht flüchten,
sondern sich ihnen stellen.
Stell dich den Dingen aus vergangener Zeit!
Dein Herz kann erst heilen, wenn du nicht vor dir fliehst.
... wach sein im Augenblick.
In jedem Augenblick klopft Gott an deine Türe.
... wach sein, um ganz gegenwärtig zu sein.
Dann bist du nicht nur im Augenblick, sondern auch in Gott,
der immer gegenwärtig ist.  
 

Sr. Emmanuela