17. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C, 28. Juli 2013. Wort zum Sonntag von Katharina Rizza.

Vom Beten ist hier die Rede. Immer wieder sind Menschen auf der Suche nach Gebetsweisen, die helfen, sich Gott „entgegen“ zu beten. Eine Fundgrube ist dabei das Alte Testament. Darin werden Menschen geschildert, die auf Du und Du mit Gott sind: Abraham feilscht mit Gott; Jakob kämpft mit Gott; Hanna bittet notvoll um ein Kind; David und seine Psalmdichtungen. Das ganze Leben vor Gott zur Sprache zu bringen ist eine beglückende Erfahrung.

Evangelium
Lukas  11, 1–13

Jesus betete einmal an einem Ort; und als er das Gebet beendet hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie schon Johannes seine Jünger beten gelehrt hat. Da sagte er zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen. Und erlass uns unsere Sünden; denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist. Und führe uns nicht in Versuchung. Dann sagte er zu ihnen: Wenn einer von euch einen Freund hat und um Mitternacht zu ihm geht und sagt: Freund, leih mir drei Brote; denn einer meiner Freunde, der auf Reisen ist, ist zu mir gekommen, und ich habe ihm nichts anzubieten!, wird dann etwa der Mann drinnen antworten: Lass mich in Ruhe, die Tür ist schon verschlossen, und meine Kinder schlafen bei mir; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben? Ich sage euch: Wenn er schon nicht deswegen aufsteht und ihm seine Bitte erfüllt, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seiner Zudringlichkeit aufstehen und ihm geben, was er braucht. Darum sage ich euch: Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet.
Oder ist unter euch ein Vater, der seinem Sohn eine Schlange gibt, wenn er um einen Fisch bittet, oder einen Skorpion, wenn er um ein Ei bittet? Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten.

1. Lesung
Genesis  18, 20–32

Der Herr sprach zu Abraham: Das Klagegeschrei über Sodom und Gomorra, ja, das ist laut geworden, und ihre Sünde, ja, die ist schwer. Ich will hinabgehen und sehen, ob ihr Tun wirklich dem Klagegeschrei entspricht, das zu mir gedrungen ist. Ich will es wissen. Da trat Abraham näher und sagte: Willst du auch den Gerechten mit den Ruchlosen wegraffen? Vielleicht gibt es fünfzig Gerechte in der Stadt: Willst du auch sie wegraffen und nicht doch dem Ort vergeben wegen der fünfzig Gerechten dort? Das kannst du doch nicht tun, die Gerechten zusammen mit den Ruchlosen umbringen. Sollte sich der Richter über die ganze Erde nicht an das Recht halten? Da sprach der Herr: Wenn ich in Sodom, in der Stadt, fünfzig Gerechte finde, werde ich ihretwegen dem ganzen Ort vergeben. Abraham antwortete und sprach: Ich habe es nun einmal unternommen, mit meinem Herrn zu reden, obwohl ich Staub und Asche bin. Vielleicht fehlen an den fünfzig Gerechten fünf. Wirst du wegen der fünf
die ganze Stadt vernichten? Nein, sagte er, ich werde sie nicht vernichten, wenn ich dort fünfundvierzig finde. Er fuhr fort, mit ihm zu reden: Vielleicht finden sich dort nur vierzig. Da sprach er: Ich werde es der vierzig wegen nicht tun. Und weiter sagte er: Mein Herr, zürne nicht, wenn ich weiterrede. Vielleicht finden sich dort nur dreißig.
Er entgegnete: Ich werde es nicht tun, wenn ich dort dreißig finde. Darauf sagte er: Ich habe es nun einmal unternommen, mit meinem Herrn zu reden. Vielleicht finden sich dort nur zwanzig. Er antwortete: Ich werde sie um der zwanzig willen nicht vernichten. Und nochmals sagte er: Mein Herr, zürne nicht, wenn ich nur noch einmal das Wort ergreife. Vielleicht finden sich dort nur zehn. Und wiederum sprach er: Ich werde sie um der zehn willen nicht  vernichten.

2. Lesung
Kolosser  2, 12–14 

WORT ZUM SONNTAG

Katharina RizzaKatharina Rizza
ist Geistliche Begleiterin,
lebt in Vorarlberg und arbeitet
als Pädagogische Mitarbeiterin
im Bereich Palliative Care im Bildungshaus Batschuns.
Die Autorin erreichen Sie unter
sonntag@kirchenzeitung.at

Wie geht beten?

Als kleines Mädchen nahm mich meine Mutter manchmal mit in die Kirche. Sie kniete nieder und betete. Ich wusste, dass ich sie jetzt nicht stören darf und schaute ihr neugierig zu. Dabei spürte ich die Innigkeit und nahm mir vor, auch einmal so beten zu können. Aber wie geht beten eigentlich? Im Lukasevangelium wird erzählt, wie Jesus sich bisweilen zurückzieht zum Gebet. Die Jünger und Jüngerinnen nahmen die starke und vertrauliche Beziehung Jesu zu Gott wohl wahr und spürten, dass dieses Gebet Quelle seines Handelns, seiner Kraft und seiner Verkündigung war. So kamen sie zu ihm mit der Bitte: „Herr, lehre uns beten!“

Wie kann man beten lernen? Das fragte sich auch eine Frau, die ohne Religion in einer atheistischen Gesellschaft aufgewachsen war. Sie erzählte mir, wie sie diese Frage auf ihrer Suche nach einer tragenden Spiritualität umgetrieben hatte. Dann nahm sie eines Tages an einem Gottesdienst teil, bei dem dieses Evangelium vorgelesen wurde: „Wenn ihr beten wollt, so sprecht …“. Das war für sie die Antwort auf ihr Suchen. Sie lernte das Vaterunser. Vorerst hatte sie einen Weg ins Gebet gefunden.

Beten will immer wieder neu erlernt werden. Immer wieder finde ich mich auf der Suche nach Gebetsweisen, die mir helfen, mich Gott „entgegen“ zu beten. Eine Fundgrube ist mir dabei das Alte Testament. Darin werden uns Menschen geschildert, die auf Du und Du mit Gott sind: wie zum Beispiel Abraham, der im sonntäglichen Lesungstext mit Gott feilscht;
Jakob, der an einem Übergang mit Gott kämpft; Hanna, die notvoll um ein Kind bittet; und ganz besonders gefällt mir David mit seinen Psalmdichtungen, in denen alle möglichen Facetten des Lebens anklingen und Gefühlstonleitern durchspielt werden. Es ist eine beglückende Erfahrung, wenn im Gebet das ganze Leben und Sein vor Gott zur Sprache gebracht werden kann.

Zum Weiterdenken
Bei Gott darf ich sein, wie ich bin. Ich suche einen Moment der Stille und horche in mich hinein. Ich nehme wahr, was mich bewegt und stelle mich in die Gegenwart Gottes.