2. Fastensonntag - Lesejahr C, 24. Februar 2013. Wort zum Sonntag von Andrea Berger-Gruber.

In Philippi war die erste christliche Gemeinde Europas, Paulus hatte sie mit Silas gegründet. So herzlich er mit dieser Gemeinde verbunden ist, so persönlich schreibt er nun an sie und über sich selbst, seine Hoffnungen und Sorgen. Einiges scheint ordentlich schiefzulaufen. Letztlich ist es das Wort Gottes, an dem sie sich immer wieder neu orientieren müssen, sowohl als Gemeinde als auch als einzelne Gläubige.

1. Lesung
Genesis  15, 5–12. 17–18

Er führte ihn hinaus und sprach: Sieh doch zum Himmel hinauf, und zähl die Sterne, wenn du sie zählen kannst.
Und er sprach zu ihm: So zahlreich werden deine Nachkommen sein. Abram glaubte dem Herrn, und der Herr rechnete es ihm als Gerechtigkeit an. Er sprach zu ihm: Ich bin der Herr, der dich aus Ur in Chaldäa herausgeführt hat, um dir dieses Land zu eigen zu geben. Da sagte Abram: Herr, mein Herr, woran soll ich erkennen, dass ich es zu eigen bekomme? Der Herr antwortete ihm: Hol mir ein dreijähriges Rind, eine dreijährige Ziege, einen dreijährigen Widder, eine Turteltaube und eine Haustaube!

Abram brachte ihm alle diese Tiere, zerteilte sie und legte je eine Hälfte der andern gegenüber; die Vögel aber zerteilte er nicht. Da stießen Raubvögel auf die Fleischstücke herab, doch Abram verscheuchte sie. Bei Sonnenuntergang fiel auf Abram ein tiefer Schlaf, große unheimliche Angst überfiel ihn. [...] Die Sonne war untergegangen, und es war dunkel geworden. Auf einmal waren ein rauchender Ofen und eine lodernde Fackel da; sie fuhren zwischen jenen Fleischstücken hindurch. An diesem Tag schloss der Herr mit Abram folgenden Bund: Deinen Nachkommen gebe ich dieses Land vom Grenzbach Ägyptens bis zum großen Strom, dem Eufrat.

2. Lesung
Philipper  3, 17 – 4, 1

Ahmt auch ihr mich nach, Brüder, und achtet auf jene, die nach dem Vorbild leben, das ihr an uns habt. Denn viele – von denen ich oft zu euch gesprochen habe, doch jetzt unter Tränen spreche – leben als Feinde des Kreuzes Christi. Ihr Ende ist das Verderben, ihr Gott der Bauch; ihr Ruhm besteht in ihrer Schande; Irdisches haben sie im Sinn. Unsere Heimat aber ist im Himmel. Von dort her erwarten wir auch Jesus Christus, den Herrn, als Retter, der unseren armseligen Leib verwandeln wird in die Gestalt seines verherrlichten Leibes, in der Kraft, mit der er sich alles unterwerfen kann. Darum, meine geliebten Brüder, nach denen ich mich sehne, meine Freude und mein Ehrenkranz, steht fest in der Gemeinschaft mit dem Herrn, liebe Brüder.

Evangelium
Lukas  9, 28b–36

Da nahm Jesus Petrus, Johannes und Jakobus beiseite und stieg mit ihnen auf einen Berg, um zu beten. Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes, und sein Gewand wurde leuchtend weiß. Und plötzlich redeten zwei Männer mit ihm. Es waren Mose und Elija; sie erschienen in strahlendem Licht und sprachen von seinem Ende, das sich in Jerusalem erfüllen sollte. Petrus und seine Begleiter aber waren eingeschlafen, wurden jedoch wach und sahen Jesus in strahlendem Licht und die zwei Männer, die bei ihm standen. Als die beiden sich von ihm trennen wollten, sagte Petrus zu Jesus: Meister, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Er wusste aber nicht, was er sagte. Während er noch redete, kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf sie. Sie gerieten in die Wolke hinein und bekamen Angst. Da rief eine Stimme aus der Wolke: Das ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören. Als aber die Stimme erklang, war Jesus wieder allein. Die Jünger schwiegen jedoch über das, was sie gesehen hatten, und erzählten in jenen Tagen niemand davon. 

Wort zum Sonntag

Andrea Berger-GruberAndrea Berger-Gruber
Fachinspektorin für katholischen Religionsunterricht
an AHS, BMHS, BS und lw. FS im Burgenland;
verheiratet und Mutter einer Tochter.
Die Autorin erreichen Sie unter sonntag@kirchenzeitung.at

Mit Blick zum Himmel

Wie ein Freundschaftsbrief der Antike ist er geschrieben, der Brief des Apostels an die Gemeinde in Philippi. Paulus hat sie laut dem Bericht aus der Apostelgeschichte (V. 16, 11ff) als erste Gemeinde in Europa gegründet, und er ist mit ihr sehr stark verbunden. Die Lesung stammt aus dem Hauptteil dieses Paulusbriefes, in dem er zunächst vor Irrlehrern, Selbstgerechtigkeit und den Feinden des Kreuzes warnt und diese scharf attackiert. „Irdisches haben sie im Sinn. Unsere Heimat aber ist im Himmel.“
Mit „... ihr Ruhm ist der Bauch“ (V. 19), warnt Paulus vor einem gestörten Verhältnis zum eigenen Körper. Für mich ist diese Aussage eine Aufforderung, die heilsame Idee der österlichen Bußzeit ernstzunehmen. Fasten ist Nahrung für die Seele.

Xenophon, griechischer Schriftsteller und Schüler des Sokrates, sagte: „Hör auf mit dem vielen Essen; dann wirst du angenehmer, billiger und gesünder leben!“ Maßhalten ist in der Regel keine angeborene Stärke. Jeder Mensch muss von Zeit zu Zeit überprüfen, in welchen Bereichen des Lebens er eindeutig zu viel des Guten beansprucht oder konsumiert. Das kann ein Zuviel an Essen, Trinken, Rauchen, Internetsurfen, Telefonieren, Autofahren und vielem mehr sein. Die Trägheit, die uns mit der Zeit beschleicht, hält uns davon ab, den Himmel zu suchen.
„Alle Speisen sind rein!“ heißt es im Matthäusevangelium (15, 11). Wenn wir also zur Gemeinschaft mit Jesus gehören wollen, ist uns keine Speisevorschrift geboten. Dennoch finden wir immer wieder die Aufforderung zu maßvollem Genuss. Außerdem sind wir angehalten, die gebotenen Fasten- und Abstinenztage am Aschermittwoch und am Karfreitag einzuhalten. Mir gefallen diese Anregungen, die mir meine Religion gibt, weil sie mich daran erinnern, mich auf das Wesentliche zu konzen-trieren und den Blick zum Himmel zu richten.

Zum Weiterdenken
Fasten fördert die Gesundheit und macht innerlich frei! Welche Bereiche meines Lebensstils und meiner alltäglichen Gewohnheiten kann ich in dieser Fastenzeit wieder ins Maß bringen, damit mein Blick zum Himmel frei wird? 

Führe uns vom Tod zum Leben,
von Falschheit zu Wahrheit.
Führe uns von Verzweiflung zu Hoffnung,
von Angst zu Trost.
Lass Frieden erfüllen
unsere Herzen,
unsere Erde,
unsere Welt.
Lass uns zusammen träumen,
zusammen beten,
zusammen arbeiten
an der einen Welt
des Friedens und
der Gerechtigkeit für alle.

Herkunft unbekannt