Ostersonntag - Lesejahr A, 20. April 2014. Wort zum Sonntag von Pfr. Franz Wöckinger.

Ein Steg vor der Pfarrkirche St. Georgen an der Gusen weist in die Richtung der ehemaligen nahen Konzentrationslager. 40.000 Menschen sind in Gusen vernichtet worden. Ostern zu feiern bedeutet hier, sich nicht an den Gedanken zu gewöhnen, dass das von vielen erlittene Unrecht endgültig bleiben soll. Ostern bedeutet, als Glaubende zu wachen und aufzustehen gegen alles, wo heute Menschen Unrecht und Leid getan wird. 

Evangelium
Johannes  20,1–18

Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war. Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen, und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat. Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab; sie liefen beide zusammen dorthin, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als Erster ans Grab. Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging aber nicht hinein. Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle.
Da ging auch der andere Jünger, der zuerst an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte. Denn sie wussten noch nicht, dass er von den Toten auferstehen musste. Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück.

Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein. Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten. Die Engel sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Man hat meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat. Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen.

Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich ihm zu und sagte auf Hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister. Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und
zu eurem Gott. Maria von Magdala ging zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie richtete aus, was er ihr gesagt hatte.

1. Lesung 
Apostelgeschichte  10,34a.37–43

2. Lesung
Kolosser  3,1–4

Ihr seid mit Christus auferweckt; darum strebt nach dem, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt. Richtet euren Sinn auf das Himmlische und nicht auf das Irdische! Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott. Wenn Christus, unser Leben, offenbar wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit. 

WORT ZUM SONNTAG

Franz WöckingerFranz Wöckinger
ist Pfarrer in St. Georgen
an der Gusen, Oberösterreich.
Den Autor erreichen Sie unter
sonntag@kirchenzeitung.at

Ostern: Ausgang ist offen

Wir werden einmal sterben und nicht mehr auf diese Erde zurückkehren. Das macht unser Leben zu etwas ganz Einmaligem. Wir können keinen Tag und keine Stunde zurückspulen und ausbessern. Es wird aber auch niemand mehr auslöschen können, was wir jetzt im Augenblick an Gutem in unser Leben hineinlegen.
Und wir werden einmal mit Jesus auferstehen. Das nimmt unserem Leben alles Verhängnisvolle. Was uns misslungen ist oder was uns an Leid zugefügt wurde, wird nicht das letzte Wort behalten. Das Evangelium berichtet, dass der Stein vom Grab Jesu weggenommen war. Maria von Magdala und die beiden Jünger Petrus und Johannes haben es offen vorgefunden. Das offene Grab beweist nichts. Es kann aber bedeuten: Das Ende bleibt offen. Denen, die Jesus aus dem Weg geschafft haben, wird nicht bleibend Recht gegeben.

Vor unserer Pfarrkirche weist seit Kurzem ein Steg den Blick in die Richtung der ehemaligen nahen Konzentrationslager Gusen. 40.000 Menschen sind dort vernichtet worden. Das kann keiner mehr rückgängig machen. Als Glaubende wollen wir aber wachen und aufstehen gegen alles, wo heute Menschen gedemütigt werden. Indem wir Ostern feiern, bekunden wir: Wir wollen uns nicht an den Gedanken gewöhnen, dass das von vielen erlittene Unrecht endgültig bleiben soll. Der am einen Ende an einer Plattform befestigte Steg schwebt an seinem anderen Ende offen über dem Abgrund. Und es spiegelt sich in ihm der Himmel.
„Ich gehe zu meinem Gott und zu eurem Gott“, sagt der auferstandene Jesus. Auferstehung und Himmelfahrt sind dasselbe. Der verspottete und hingerichtete Jesus kommt ganz beim liebenden Vater an. Und mit ihm die Geschundenen und die Ausgebeuteten aus allen Epochen. Die Rücksichtslosen können sich nicht auch noch das Ewige richten. Sie haben keine bleibende Macht.

Zum Weiterdenken
Mit der Auferweckung Jesu protestiert Gott selbst gegen den Tod. Wie schaut mein persönlicher „Aufstand“ gegen Zerstörung von Leben und gegen Unrecht an Menschen aus? 

Ostern. Was tot schien ...

... meinen umdunkelten Augen
was reglos verharrte in klirrendem Licht
was stumm blieb vor meinem Fürchten und Hoffen
tritt hundertfach aus sich hervor

verletzliche Antwort

der Stein vor dem Grabe blüht                 

Christa Peikert-Flaspöhler