4. Sonntag der Osterzeit - Lesejahr C, 21. April 2013. Wort zum Sonntag von Martin Fenkart, Diözese Feldkirch.

Es ist eines der beliebtesten Bilder der Bibel – Jesus, der gute Hirte, der jedes seiner Schafe kennt. Aber nicht nur das, auch die Schafe, die zu ihm gehören, rennen nicht einfach dem nächstbesten Hammel nach. Sie erkennen ihren Hirten an seiner Stimme und an seinen Worten. „Ich kenne sie und sie folgen mir“ – so spricht Jesus von sich als Hirte seiner Herde. 

Evangelium
Johannes  10, 27–30

Meine Schafe hören auf meine Stimme;
ich kenne sie, und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals zugrunde gehen, und niemand wird sie meiner Hand entreißen. Mein Vater, der sie mir gab, ist größer als alle, und niemand kann sie der Hand meines Vaters entreißen. Ich und der Vater sind eins.

1. Lesung
Apostelgeschichte  13, 14. 43b–52

Sie selbst (Paulus und Barnabas) wanderten von Perge weiter und kamen nach Antiochia in Pisidien. Dort gingen sie am Sabbat in die Synagoge und setzten sich. [...] schlossen sich viele Juden und fromme Proselyten Paulus und Barnabas an. Diese redeten mit ihnen und ermahnten sie, der Gnade Gottes treu zu bleiben. Am folgenden Sabbat versammelte sich fast die ganze Stadt, um das Wort des Herrn zu hören. Als die Juden die Scharen sahen, wurden sie eifersüchtig, widersprachen den Worten des Paulus und stießen Lästerungen aus. Paulus und Barnabas aber erklärten freimütig: Euch musste das Wort Gottes zuerst verkündet werden. Da ihr es aber zurückstoßt und euch des ewigen Lebens unwürdig zeigt, wenden wir uns jetzt an die Heiden. Denn so hat
uns der Herr aufgetragen: Ich habe dich zum Licht für die Völker gemacht, bis an das Ende der Erde sollst du das Heil sein.
Als die Heiden das hörten, freuten sie sich und priesen das Wort des Herrn; und alle wurden gläubig, die für das ewige Leben bestimmt waren. Das Wort des Herrn aber verbreitete sich in der ganzen Gegend. Die Juden jedoch hetzten die vornehmen gottesfürchtigen Frauen und die Ersten der Stadt auf, veranlassten eine Verfolgung gegen Paulus und Barnabas und vertrieben sie aus ihrem Gebiet. Diese aber schüttelten gegen sie den Staub von ihren Füßen und zogen nach Ikonien. Und die Jünger waren voll Freude und erfüllt vom Heiligen Geist.

2. Lesung
Offenbarung  7, 9. 14b–17

Danach sah ich: eine große Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen; niemand konnte sie zählen. Sie standen in weißen Gewändern vor dem Thron und vor dem Lamm und trugen Palmzweige in den Händen. [...] Und er (einer der Ältesten) sagte zu mir: Es sind die, die aus der großen Bedrängnis kommen, sie haben ihre Gewänder gewaschen und im Blut des Lammes weiß gemacht. Deshalb stehen sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm bei Tag und Nacht in seinem Tempel; und der, der auf dem Thron sitzt, wird sein Zelt über ihnen aufschlagen. Sie werden keinen Hunger und keinen Durst mehr leiden, und weder Sonnenglut noch irgendeine sengende Hitze wird auf ihnen lasten. Denn das Lamm in der Mitte vor dem Thron wird sie weiden und zu den Quellen führen, aus denen das Wasser des Lebens strömt, und Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen. 

WORT ZUM SONNTAG

Martin FenkartMartin Fenkart
leitet das Referat für Berufungspastoral der Diözese Feldkirch
und ist gemeinsam mit seiner Frau verantwortlich für die
Gemeinschaft Emmanuel in Europa.
Den Autor erreichen Sie unter sonntag@kirchenzeitung.at

Ein Original im Schafstall Gottes

Ein guter Hirte kennt seine Schafe. Aber nicht nur das! Auch die Schafe, die zu ihm gehören, rennen nicht einfach dem nächstbesten Hammel nach. Weil sie eben nicht belämmert sind, können sie unterscheiden. Sie erkennen ihren Hirten an seiner Stimme, an der Stimmlage und an seinen Worten. Die Schafe dieses guten Hirten Jesus können auch einmal in die Irre gehen. Das ist Zeichen dafür, dass der Hirte seinem Gefolge Vertrauen schenkt.
Jesu Schafe sind frei und darüber hinaus sind sie in ihm sicher. „Ich kenne sie und sie folgen mir“ – so stellt Jesus sich als guter Hirte für die Seinen vor. In der biblischen Sprache meint dieses „Kennen“ auch jemanden zu lieben.

Es geht also wieder einmal darum, sich geliebt und somit voll und ganz erkannt zu wissen.
Der Weltgebetstag für geistliche Berufe an diesem Sonntag kann Anlass für jede/n sein, sich die Frage zu stellen: Bin ich von meinen Eltern oder meinen Nächsten richtig erkannt worden? Erkenne und kenne ich mich selber in all meiner Einzigartigkeit als Original mit vielen Fähigkeiten, Talenten, Sehnsüchten, aber auch Schwachstellen? Hat man mir das rechte Ansehen verliehen oder fühle ich mich gar verkannt? Glaube ich, dass Jesus der gute Hirte auch in meinem Leben ist, dass ich in ihm geborgen bin? Jeder Mensch ist ein unverwechselbares Original Gottes mit einer einzigartigen Berufung. Dieser Berufung auf die Spur zu kommen ist mitunter eine Lebensaufgabe.

Berufung ist nicht nur eine Angelegenheit für Priester oder Frauen und Männer in Klöstern. Aus der Perspektive der Bibel gibt es ein Gerufen- und Berufensein, das alle Christ/innen etwas angeht. Denn neben unserem Menschsein sind wir alle zur Freundschaft mit Jesus berufen und dazu, mitten in unserem Leben Zeuginnen und Zeugen seiner Nähe und Güte zu sein.

Zum Weiterdenken

„Was wir im Auge haben, das prägt uns, dahinein werden wir verwandelt. Und wir kommen, wohin wir schauen.“  (Heinrich Spaemann)