Gottes wunderschöne Schöpfung fällt der Vergänglichkeit anheim. Doch es ist Licht am Ende dieses Tunnels: Mensch und alles Geschaffene sollen von Sklaverei und Verlorenheit befreit werden und in Freiheit, Herrlichkeit und Gotteskindschaft existieren.

15. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr A, 16. Juli 2017 
Wort zum Sonntag von Josef Kuzmits

Evangelium
Matthäus 13, 1–23 (oder 13,1–9)

An jenem Tag verließ Jesus das Haus und setzte sich an das Ufer des Sees. Da versammelte sich eine große Menschenmenge um ihn. Er stieg deshalb in ein Boot und setzte sich. Und alle Menschen standen am Ufer. Und er sprach lange zu ihnen in Gleichnissen.
Er sagte: Siehe, ein Sämann ging hinaus, um zu säen. Als er säte, fiel ein Teil auf den Weg und die Vögel kamen und fraßen es. Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab, und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war; als aber die Sonne hochstieg, wurde die Saat versengt und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte. Wieder ein anderer Teil fiel in die Dornen und die Dornen wuchsen und erstickten die Saat. Ein anderer Teil aber fiel auf guten Boden und brachte Frucht, teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach. Wer Ohren hat, der höre!

Da traten die Jünger zu ihm und sagten: Warum redest du zu ihnen in Gleichnissen? Er antwortete ihnen: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu verstehen; ihnen aber ist es nicht gegeben. Denn wer hat, dem wird gegeben und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat. Deshalb rede ich zu ihnen in Gleichnissen, weil sie sehen und doch nicht sehen und hören und doch nicht hören und nicht verstehen. An ihnen erfüllt sich das Prophetenwort Jesajas: Hören sollt ihr, hören und doch nicht verstehen; sehen sollt ihr, sehen und doch nicht einsehen. Denn das Herz dieses Volkes ist hart geworden. Mit ihren Ohren hören sie schwer und ihre Augen verschließen sie, damit sie mit ihren Augen nicht sehen und mit ihren Ohren nicht hören und mit ihrem Herzen nicht zur Einsicht kommen und sich bekehren und ich sie heile.
Eure Augen aber sind selig, weil sie sehen, und eure Ohren, weil sie hören. Denn Amen, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben sich danach gesehnt zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört. Ihr also, hört, was das Gleichnis vom Sämann bedeutet.  Zu jedem Menschen, der das Wort vom Reich hört und es nicht versteht, kommt der Böse und nimmt weg, was diesem Menschen ins Herz gesät wurde; bei diesem ist der Samen auf den Weg gefallen.
Auf felsigen Boden ist der Samen bei dem gefallen, der das Wort hört und sofort freudig aufnimmt; er hat aber keine Wurzeln, sondern ist unbeständig; sobald er um des Wortes willen bedrängt oder verfolgt wird, kommt er sofort zu Fall. In die Dornen ist der Samen bei dem gefallen, der das Wort hört, und die Sorgen dieser Welt und der trügerische Reichtum ersticken es und es bleibt ohne Frucht. Auf guten Boden ist der Samen bei dem gesät, der das Wort hört und es auch versteht; er bringt Frucht – hundertfach oder sechzigfach oder dreißigfach.

1. Lesung
Jesaja 55, 10–11

Denn wie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt und nicht dorthin zurückkehrt, ohne die Erde zu tränken und sie zum Keimen und Sprossen zu bringen, dass sie dem Sämann Samen gibt und Brot zum Essen, so ist es auch mit dem Wort, das meinen Mund verlässt: Es kehrt nicht leer zu mir zurück, ohne zu bewirken, was ich will, und das zu erreichen, wozu ich es ausgesandt habe.

2. Lesung
Römer 8, 18–23

Ich bin nämlich überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll. Denn die Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes. Gewiss, die Schöpfung ist der Nichtigkeit unterworfen, nicht aus eigenem Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat, auf Hoffnung hin: Denn auch sie, die Schöpfung, soll von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt. Aber nicht nur das, sondern auch wir, obwohl wir als Erstlingsgabe den Geist haben, auch wir seufzen in unserem Herzen und warten darauf, dass wir mit der Erlösung unseres Leibes als Söhne offenbar werden.

WORT ZUM SONNTAG

Wort z. So. Juli2017, Foto: GossmannJosef Kuzmits
Rektor und Seelsorger im Caritas Haus
St. Martin sowie Leiter des Liturgiereferates
in der Kroatischen Sektion
der Diözese
Eisenstadt
Den Autor erreichen Sie unter

Der Samen ist  das Wort Gottes 
In der heutigen ersten Lesung und im Evangelium geht es um das Wort Gottes, das gerne mit der Saat verglichen wird, die in uns gelegt wird und aufgehen soll. Manchmal gelingt eine Aussaat nicht oder sie bringt keine Ernte. Der Prophet Jesaja ist in Bezug auf die Wirkung des Wortes kurz und präzise: Gott spricht kein Wort zu uns, das nicht Frucht bringen wird – ähnlich dem Regen und Schnee, die vom Himmel fallen, den Boden bewässern, Frucht hervorbringen, die dem Sämann Samen zur Aussaat und Brot zum Leben geben.
Wer in Bildern und Gleichnissen spricht, wendet sich an die Erlebnisfähigkeit des Menschen. Ich brauche meine Sinne, meine Gefühle, meine Phantasie und mein Herz, um das aufzunehmen und anzunehmen, was mir erlebnismäßig mitgeteilt wird. Durch die Verpackung seiner Botschaft in Gleichnisse kann Jesus die Menschen zu allen Zeiten lebendig und ganz persönlich ansprechen und begeistern.
Jedes Herz, das sich nach Liebe sehnt, ist der gute Boden, auf dem das Wort Gottes gedeiht und fruchtbar wird. Der Mensch, in dem Gott durch sein Wort Wurzeln schlägt, beginnt in Gott Wurzeln zu schlagen. Was für ein Sämann des Wortes möchte ich sein? Einer, der sät, ohne Rücksicht auf den Boden oder einer, wie mein verstorbener Vater, ein fleißiger Bauer, mit Freude – wie „Der Sämann“ des Künstlers Vincent van Gogh?

Zum Weiterdenken
Habe ich Vertrauen in die Wirkungsmacht des Wortes Gottes? Glaube ich daran, dass kein Wort der Verkündigung wirkungslos bleibt, auch wenn ich selbst keine Früchte sehe? Erstickt das Wort Gottes bei uns unter Strukturdebatten und Haushaltsplänen wie unter Dornen?

Du hast für das Land gesorgt, es getränkt,
es überschüttet mit Reichtum.
Der Bach Gottes ist voller Wasser,
gedeihen lässt du ihnen das Korn,
so lässt du das Land gedeihen.
Du hast seine Furchen getränkt, seine Schollen geebnet,
du machst es weich durch Regen, segnest seine Gewächse.
Du hast das Jahr mit deiner Güte gekrönt,
von Fett triefen deine Spuren.
In der Steppe prangen Auen,
es gürten sich die Höhen mit Jubel.
Die Weiden bekleiden sich mit Herden,
es hüllen sich die Täler in Korn.
Sie jauchzen, ja, sie singen.

Antwortpsalm, aus Psalm 65(64)

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(aus dem KirchenBlatt Nr. 28 vom 13. Juli 2017)