Wer nach Jesus fragt, wird selbst zum Gefragten. Er wird vor die Entscheidung gestellt: Und du, wer bist du, was glaubst du, was tust du? Der Ort des Glaubens ist die Mitte des Menschen, das „Herz“. Aus dem Herzen kommen das gute Wort und die gute Tat. Glaube muss sich im Tun verwirklichen. Ohne Werke ist er tot, heißt es in der zweiten Lesung.

24. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr B, 16. September 2018
Wort zum Sonntag von Sr. Christina Blätterbinder

Evangelium
Markus 8,27–35

Jesus ging mit seinen Jüngern in die Dörfer bei Cäsarea Philippi. Auf dem Weg fragte er die Jünger: Für wen halten mich die Menschen? Sie sagten zu ihm: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für sonst einen von den Propheten. Da fragte er sie: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete ihm: Du bist der Christus! Doch er gebot ihnen, niemandem etwas über ihn zu sagen. Dann begann er, sie darüber zu belehren: Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohepriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er muss getötet werden und nach drei Tagen auferstehen. Und er redete mit Freimut darüber. Da nahm ihn Petrus beiseite und begann, ihn zurechtzuweisen. Jesus aber wandte sich um, sah seine Jünger an und wies Petrus mit den Worten zurecht: Tritt hinter mich, du Satan! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen. Er rief die Volksmenge und seine Jünger zu sich und sagte: Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten.

1. Lesung
Jesaja 50,5–9a

Gott, der HERR, hat mir das Ohr geöffnet.
Ich aber wehrte mich nicht und wich nicht zurück. Ich hielt meinen Rücken denen hin, die mich schlugen, und meine Wange denen, die mir den Bart ausrissen. Mein Gesicht verbarg ich nicht vor Schmähungen und Speichel. Und Gott, der HERR, wird mir helfen; darum werde ich nicht in Schande enden. Deshalb mache ich mein Gesicht hart wie einen Kiesel; ich weiß, dass ich nicht in Schande gerate. Er, der mich freispricht, ist nahe. Wer will mit mir streiten? Lasst uns zusammen vortreten! Wer ist mein Gegner im Rechtsstreit? Er trete zu mir heran. Siehe, Gott, der HERR, wird mir helfen.

2. Lesung
Jakobus 2,14–18

Was nützt es, meine Brüder und Schwestern, wenn einer sagt, er habe Glauben, aber es fehlen die Werke? Kann etwa der Glaube ihn retten? Wenn ein Bruder oder eine Schwester ohne Kleidung sind und ohne das tägliche Brot und einer von euch zu ihnen sagt: Geht in Frieden, wärmt und sättigt euch!, ihr gebt ihnen aber nicht, was sie zum Leben brauchen – was nützt das? So ist auch der Glaube für sich allein tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat. Aber es könnte einer sagen: Du hast Glauben und ich kann Werke vorweisen; zeige mir deinen Glauben ohne die Werke und ich zeige dir aus meinen Werken den Glauben. 

Wort zum Sonntag

Wort z.Sonntag Sept.2018
Sr. Christina Blätterbinder

Die Steyler Missionsschwester
lebt und arbeitet in Innsbruck
und ist verantwortlich für den
Freiwilligendienst „MissionarIn auf Zeit“.

Jesus, der Kartenspieler

Passionierte Kartenspieler/innen hätten mit Jesus im heutigen Evangelium ihre liebe Not: Er spielt mit offenen Karten, kündigt uns sein Leiden an. Damit verstößt er gegen die Spielregeln und stellt unser Leben auf den Kopf. Mit seinen Worten über den „Menschensohn, der vieles erleiden, der verworfen, getötet und nach drei Tagen auferstehen muss“, provoziert er und fordert er Kritik heraus. Er macht viele Hoffnungen seiner Landsleute zunichte, ein mächtiger politischer Befreier zu sein.
Ohne Umschweife hat Petrus gerade noch bezeugt, dass Jesus der Christus, „der Gesalbte“ ist. Nun nimmt er ihn beiseite und macht ihm Vorwürfe. Sein Meister, dem er vertraut und dem er nachgefolgt ist, geht sehenden Auges in den Tod. „Und er redete mit Freimut darüber.“ Petrus konnte damit anscheinend schlecht umgehen. Ich kann es ihm nicht übelnehmen. Nachdem Jesus Petrus vor den anderen Jüngern mit ungewöhnlich scharfen Worten zurechtgewiesen hat, ruft er die Volksmenge zu sich. Seine Belehrung erreicht einen Höhepunkt, indem er seine Zuhörerschaft und auch uns Leser/innen persönlich einlädt „sich selbst zu verleugnen, das Kreuz auf sich nehmen und ihm nachzufolgen“.

Es ist nicht immer einfach, das Kreuz zu tragen, das Gott einem zumutet. Die heutigen Zeilen aus dem Jakobusbrief geben uns eine Art Richtschnur, wie das gelingen kann: Aus dem Glauben an Jesus müssen wir nach seinem Vorbild auch Gutes tun. Es gilt „Bruder und Schwester zu geben, was sie zum Leben brauchen“. Ich wünsche Ihnen und mir Freude bei der Entdeckungsreise, wer uns aller Bruder und Schwester ist bzw. noch werden kann, und wie ein „Gutes Leben für alle“ möglich ist.

Impuls
Kenne ich die Impulsivität des Petrus auch in meinem Leben? Wie wird mein Glaube im Alltag konkret?

Ich liebe den Herrn …
denn er hört meine Stimme, mein Flehen um Gnade.
Ja, er hat sein Ohr mir zugeneigt,
alle meine Tage will ich zu ihm rufen.
Mich umfingen Fesseln des Todes,
Bedrängnisse der Unterwelt haben mich getroffen,
Bedrängnis und Kummer treffen mich.
Ich rief den Namen des HERRN: Ach HERR, rette mein Leben!
Gnädig ist der HERR und gerecht, unser Gott erbarmt sich.
Arglose behütet der HERR. Ich war schwach, er hat mich gerettet.
Ja, du hast mein Leben dem Tod entrissen,
mein Auge den Tränen, meinen Fuß dem Straucheln.
So gehe ich meinen Weg vor dem HERRN im Land der Lebenden.

Antwortpsalm (aus Psalm 116)

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(aus dem KirchenBlatt Nr. 37 vom 13. September 2018)