1. Fastensonntag – Lesejahr C, 17. Februar 2013

Als Heimatlose kamen sie nach Ägypten, doch schon bald waren sie rechtlos, geschunden im Frondienst für die Mächtigen. Doch Gott hörte die Schreie unserer Väter und Mütter, Gott sah das Unrecht und griff rettend ein. Angekommen im Land, in dem Milch und Honig fließen, verliert die Vergangenheit aber nicht ihre Bedeutung. Immer und immer wieder soll sie gemeinsam erinnert werden.

Evangelium
Lukas  4, 1–13


Erfüllt vom Heiligen Geist, verließ Jesus die Jordangegend. Darauf führte ihn der Geist vierzig Tage lang in der Wüste umher, und dabei wurde Jesus vom Teufel in Versuchung geführt. Die ganze Zeit über aß er nichts;
als aber die vierzig Tage vorüber waren, hatte er Hunger. Da sagte der Teufel zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl diesem Stein, zu Brot zu werden. Jesus antwortete ihm: In der Schrift heißt es: Der Mensch
lebt nicht nur von Brot. Da führte ihn der Teufel auf einen Berg hinauf und zeigte ihm in einem einzigen Augenblick alle Reiche der Erde. Und er sagte zu ihm: All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben; denn sie sind mir überlassen, und ich gebe sie, wem ich will. Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören.

Jesus antwortete ihm: In der Schrift steht: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen. Darauf führte ihn der Teufel nach Jerusalem, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte
zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich von hier hinab; denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er, dich zu behüten und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt. Da antwortete ihm Jesus: Die Schrift sagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen. Nach diesen Versuchungen ließ der Teufel für eine gewisse Zeit von ihm ab. 

1. Lesung
Deuteronomium  26, 4–10


(Mose sprach zum Volk: Wenn du die ersten Erträge von den Früchten des Landes darbringst ) Dann soll der Priester den Korb aus deiner Hand entgegennehmen und ihn vor den Altar des Herrn, deines Gottes, stellen. Du aber sollst vor dem Herrn, deinem Gott, folgendes Bekenntnis ablegen: Mein Vater war ein heimatloser Aramäer. Er zog nach Ägypten, lebte dort als Fremder mit wenigen Leuten und wurde dort zu einem großen, mächtigen und zahlreichen Volk. Die Ägypter behandelten uns schlecht, machten uns rechtlos und legten uns harte Fronarbeit auf. Wir schrien zum Herrn, dem Gott unserer Väter, und der Herr hörte unser Schreien und sah unsere Rechtlosigkeit, unsere Arbeitslast und unsere Bedrängnis. Der Herr führte uns mit starker Hand und hoch erhobenem Arm, unter großem Schrecken, unter Zeichen und Wundern aus Ägypten, er brachte uns an diese Stätte und gab uns dieses Land, ein Land, in dem Milch und Honig fließen. Und siehe, nun bringe ich hier die ersten Erträge von den Früchten des Landes, das du mir gegeben hast, Herr. Wenn du den Korb vor den Herrn, deinen Gott, gestellt hast, sollst du dich vor dem Herrn, deinem Gott, niederwerfen

2. Lesung
Römer  10, 8–13


Was sagt die Schrift? Das Wort ist dir nahe, es ist in deinem Mund und in deinem Herzen. Gemeint ist das Wort des Glaubens, das wir verkündigen; denn wenn du mit deinem Mund bekennst: „Jesus ist der Herr“ und in deinem Herzen glaubst: „Gott hat ihn von den Toten auferweckt“, so wirst du gerettet werden. Wer mit dem Herzen glaubt und mit dem Mund bekennt, wird Gerechtigkeit und Heil erlangen. Denn die Schrift sagt: Wer an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen. Darin gibt es keinen Unterschied zwischen Juden und Griechen. Alle haben denselben Herrn; aus seinem Reichtum beschenkt er alle, die ihn anrufen. Denn jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.

Wort zum Sonntag

Andrea Berger-GruberAndrea Berger-Gruber
Fachinspektorin für katholischen Religionsunterricht
an AHS, BMHS, BS und lw. FS im Burgenland;
verheiratet und Mutter einer Tochter.
Die Autorin erreichen Sie unter sonntag@kirchenzeitung.at

 

Trost in schwerer Zeit

Eher an ein Erntedankfest als an den 1. Fastensonntag lässt uns der Text aus dem Buch Deuteronomium denken. Die ersten Erträge des Landes werden Gott, dem Herrn dargebracht mit dem berühmten biblischen Glaubensbekenntnis, dem „kleinen historischen Credo Israels“. In diesem wird in vier Schritten die Geschichte
Israels skizziert, nämlich Not, Klage, Erhörung und Gottes rettendes Eingreifen. Wir lesen also schon am Beginn der Fastenzeit von der befreienden Kraft Gottes: „Der Herr führte uns mit starker Hand ... aus Ägypten ... und gab uns dieses Land ... in dem Milch und Honig fließen!“ Die  lebensbedrohliche Vergangenheit der Väter wird beschrieben, das Schreien zum Herrn, die Rechtlosigkeit als Fremde, die Arbeitslast und Bedrängnis (Vers 7). Dem-gegenüber steht heute ein Leben in Wohlstand und Sicherheit, in „einem Land, in dem Milch und Honig fließen“. Am Ende der österlichen Bußzeit wird dann in der Osternacht aus dem Buch Exodus berichtet, wie Gott sein Volk aus Ägypten herausführte durch das Rote Meer.

Glaubensbekenntnisse wie dieses biblische Credo drücken religiöse Erfahrungen aus und beschreiben Lebenssituationen, die uns selbst sprachlos machen. Ist Gottes befreiende Liebe für mich spürbar, gerade wenn ich unter Angst und Schrecken stehe? Vergangenen Sommer hatte ich nach einem Unfall die Ungewissheit zu ertragen, welche Folgen sich daraus für meine Zukunft ergeben. Ich war verletzt in einem fremden Land, mit starken Schmerzen und zwei Tagesreisen vom nächsten Krankenhaus entfernt. In meiner Angst vor der Operation habe ich mich immer wieder gefragt, wie stark mein Glaube an Gott ist! Nach einer Woche war ich wieder in Österreich, wo mir Sicherheit und die nötige medizinische Hilfe geboten wurde. Mein Glaubensbekenntnis formuliere ich jetzt als die persönliche Erfahrung, dass Gott mich mit seiner Liebe umgibt und mir in schweren Tagen Trost und Zuversicht gibt.

Zum Weiterdenken
Durch die Fastenzeit hinein in die Osternacht – dieser Weg lädt ein, die Mitte unseres Glaubens neu zu entdecken, Gottes befreiende Liebe.