11. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C, 16. Juni 2013. Wort zum Sonntag von Stefanie Hinterleitner.

Es ist weder Kunststück noch Verdienst ... die Älteren waren immer schon vor den Jüngeren da, und Junge sind anders als Alte. Nicht die Verschiedenheit ist ein Problem. Problematisch ist, wenn eine Gruppe beginnt, anderen ihr Verständnis z.B. von Gebet aufzuzwingen; wenn die eigene Ängstlichkeit vor Veränderungen oder Neuem das Kennenlernen des Anderen verhindert ... Alt und Jung haben vielleicht nicht die Liebe zum Rosenkranz gemein, Glaube und Liebe aber können Verschiedenheit verbinden. 

Evangelium
Lukas  7, 36 – 8, 3

Jesus ging in das Haus eines Pharisäers, der ihn zum Essen eingeladen hatte, und legte sich zu Tisch. Als nun eine Sünderin, die in der Stadt lebte, erfuhr, dass er im Haus des Pharisäers bei Tisch war, kam sie mit einem Alabastergefäß voll wohl riechendem Öl und trat von hinten an ihn heran. Dabei weinte sie, und ihre Tränen fielen auf seine Füße. Sie trocknete seine Füße mit ihrem Haar, küsste sie und salbte sie mit dem Öl. Als der Pharisäer, der ihn eingeladen hatte, das sah, dachte er: Wenn er wirklich ein Prophet wäre, müsste er wissen, was das für eine Frau ist, von der er sich berühren lässt; er wüsste, dass sie eine Sünderin ist.

Da wandte sich Jesus an ihn und sagte: Simon, ich möchte dir etwas sagen. Er erwiderte: Sprich, Meister! (Jesus sagte:) Ein Geldverleiher hatte zwei Schuldner; der eine war ihm fünfhundert Denare schuldig, der andere fünfzig. Als sie ihre Schulden nicht bezahlen konnten, erließ er sie beiden. Wer von ihnen wird ihn nun mehr lieben? Simon antwortete: Ich nehme an, der, dem er mehr erlassen hat. Jesus sagte zu ihm: Du hast Recht. Dann wandte er sich der Frau zu und sagte zu Simon: Siehst du diese Frau? Als ich in dein Haus kam, hast du mir kein Wasser zum Waschen der Füße gegeben; sie aber hat ihre Tränen über meinen Füßen vergossen und sie mit ihrem Haar abgetrocknet. Du hast mir keinen Kuss gegeben; sie aber hat mir, seit ich hier bin, unaufhörlich die Füße geküsst. Du hast mir nicht das Haar mit Öl gesalbt; sie aber hat mir mit ihrem wohl riechenden Öl die Füße gesalbt. Deshalb sage ich dir: Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie so viel Liebe gezeigt hat. Wem aber nur wenig vergeben wird, der zeigt auch nur wenig Liebe. Dann sagte er zu ihr: Deine Sünden sind dir vergeben.

Da dachten die anderen Gäste: Wer ist das, dass er sogar Sünden vergibt? Er aber sagte zu der Frau: Dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden! In der folgenden Zeit wanderte er von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und verkündete das Evangelium vom Reich Gottes. Die Zwölf begleiteten ihn, außerdem einige Frauen, die er von bösen Geistern und von Krankheiten geheilt hatte: Maria Magdalene, aus der sieben Dämonen ausgefahren waren, Johanna, die Frau des Chuzas, eines Beamten des Herodes, Susanna und viele andere. Sie alle unterstützten Jesus und die Jünger mit dem, was sie besaßen.

1. Lesung
2 Samuel  12, 7–10. 13

Da sagte Natan zu David: Du selbst bist der Mann. So spricht der Herr, der Gott Israels: Ich habe dich zum König von Israel gesalbt, und ich habe dich aus der Hand Sauls gerettet. Ich habe dir das Haus deines Herrn und die Frauen deines Herrn in den Schoß gegeben, und ich habe dir das Haus Israel und Juda gegeben, und wenn das zu wenig ist, gebe ich dir noch manches andere dazu. Aber warum hast du das Wort des Herrn verachtet und etwas getan, was ihm missfällt? Du hast den Hetiter Urija mit dem Schwert erschlagen und hast dir seine Frau zur Frau genommen; durch das Schwert der Ammoniter hast du ihn umgebracht. Darum soll jetzt das Schwert auf ewig nicht mehr von deinem Haus weichen; denn du hast mich verachtet und dir die Frau des Hetiters genommen, damit sie deine Frau werde. [...] Darauf sagte David zu Natan: Ich habe gegen den Herrn gesündigt. Natan antwortete David: Der Herr hat dir deine Sünde vergeben; du wirst nicht sterben.

2. Lesung
Galater  2, 16ac. 19–21

Weil wir aber erkannt haben, dass der Mensch nicht durch Werke des Gesetzes gerecht wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus [...] und nicht durch Werke des Gesetzes; denn durch Werke des Gesetzes wird niemand gerecht. [...] Ich aber bin durch das Gesetz dem Gesetz gestorben, damit ich für Gott lebe. Ich bin mit Christus gekreuzigt worden; nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir. Soweit ich aber jetzt noch in dieser Welt lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat. Ich missachte die Gnade Gottes in keiner Weise; denn käme die Gerechtigkeit durch das Gesetz, so wäre Christus vergeblich gestorben. 

WORT ZUM SONNTAG

Stefanie HinterleitnerStefanie Hinterleitner

stammt aus der Pfarre Helfenberg, 22 Jahre alt,
studiert Theologie an der KTU Linz
und ist seit 2011 ehrenamtliche Vorsitzende
der Katholischen Jugend Oberösterreich.
Die Autorin erreichen Sie unter sonntag@kirchenzeitung.at

„SuperChrist“ gesucht

„Den Menschen, besonders den Jugendlichen, ist der christliche Glaube nichts mehr wert. Sie gehen nicht in die Kirche, engagieren sich nicht in der Pfarre und können keine Gebete mehr. Kein Wunder, dass unsere Gesellschaft moralisch verfällt.“ Solche Sätze bekomme ich sehr oft zu hören und jedes Mal wieder schmerzt es mich, weil im Besonderen immer auf die Jugend geblickt wird und auf das, was sie NICHT macht, anstatt auf all die vielen positiven Aktivitäten.  Ist es wirklich das, was einen guten Christen oder eine gute Christin ausmacht? Bin ich ein „SuperChrist“, wenn ich jeden Sonntag in die Kirche gehe, Rosenkränze beten kann und mich in der Pfarre engagiere? Ist das schon alles?

Paulus prangert im Galaterbrief jene an, die, selber nach dem mosaischen Gesetz lebend, das auch von Heidenchristen verlangen. Damit will er nicht sagen, dass Gesetze sinnlos sind und jeder tun kann was er will.
Um Paulus’ Anliegen verstehen zu können, müssen wir uns in die damalige Zeit hineinversetzen. Die Gemeinde in Galatien bestand aus Christen jüdischer Herkunft, die teilweise an ihren Traditionen festhielten und Christen nicht-jüdischer Herkunft, sogenannte Heidenchristen. Paulus beobachtet, dass die rigorosen Forderungen der einen Seite die Gemeinschaft gefährden; Judenchristen wollten nicht mehr mit den Heidenchristen gemeinsam essen und drängten sie zur Beschneidung. Ziel von Paulus ist es, klarzumachen, dass Gesetze nicht alles sind und dass es die Liebe und der Glaube ist, der die Gemeinschaft verbindet.

Das Thema der Einheit im Brief an die Galater ist auch in unserer Zeit noch aktuell. Die jungen Menschen zu verurteilen und ständig zu schimpfen, dass sie nicht jeden Sonntag in die Kirche gehen und ihnen scheinbar Traditionen nichts mehr wert sind, finde ich fatal. Christ/in sein bedeutet doch mehr. Es bedeutet ein Leben und Handeln in ganz konkreten Lebensvollzügen aus dem Glauben heraus, aus der Botschaft, die Jesus uns hinterlassen hat.

Zum Weiterdenken
Erkennt man an meinem Handeln und Denken mein Christ-Sein?