3. Fastensonntag – Lesejahr C, 3. März 2013. Wort zum Sonntag von Franz Kogler.

Der Tag begann wie unzählige andere auch: Mose, der Hirte, ist unterwegs mit einer Herde Schafe und Ziegen. Doch dann: ein Engel, ein Bote Gottes erscheint, ein Dornbusch brennt und verbrennt doch nicht ... die Stimme Gottes ruft seinen Namen: „Mose, Mose!“ „Führe mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten heraus!“ Gottes Name ist „Ich-bin-da“ – kein ferner Gott, sondern Gott, die/der die Nähe der Menschen sucht und mit ihnen ist. 

1. Lesung
Exodus  3, 1–8a. 10. 13–15

Mose weidete die Schafe und Ziegen seines Schwiegervaters Jitro, des Priesters von Midian. Eines Tages trieb er das Vieh über die Steppe hinaus und kam zum Gottesberg Horeb. Dort erschien ihm der Engel des Herrn in einer Flamme, die aus einem Dornbusch emporschlug. Er schaute hin: Da brannte der Dornbusch und verbrannte doch nicht. Mose sagte: Ich will dorthin gehen und mir die außergewöhnliche Erscheinung ansehen. Warum verbrennt denn der Dornbusch nicht? Als der Herr sah, dass Mose näher kam, um sich das anzusehen, rief Gott ihm aus dem Dornbusch zu: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. Der Herr sagte: Komm nicht näher heran! Leg deine Schuhe ab, denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden. Dann fuhr er fort: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Da verhüllte Mose sein Gesicht, denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. Der Herr sprach: Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen, und ihre laute Klage über ihre Antreiber habe ich gehört. Ich kenne ihr Leid. Ich bin herabgestiegen, um sie der Hand der Ägypter zu entreißen und aus jenem Land hinaufzuführen in ein schönes, weites Land, in ein Land, in dem Milch und Honig fließen. [...] Und jetzt geh! Ich sende dich zum Pharao. Führe mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten heraus! [...]
Da sagte Mose zu Gott: Gut, ich werde also zu den Israeliten kommen und ihnen sagen: Der Gott eurer Väter und Mütter hat mich zu euch gesandt. Da werden sie mich fragen: Wie heißt er? Was soll ich ihnen darauf sagen?
Da antwortete Gott dem Mose: Ich bin der „Ich-bin-da“. Und er fuhr fort: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der „Ich-bin-da“ hat mich zu euch gesandt. Weiter sprach Gott zu Mose: So sag zu den Israeliten: Gott, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name für immer, und so wird man mich nennen in allen Generationen.

Evangelium
Lukas  13, 1–9

Zu dieser Zeit kamen einige Leute zu Jesus und berichteten ihm von den Galiläern, die Pilatus beim Opfern umbringen ließ, so dass sich ihr Blut mit dem ihrer Opfertiere vermischte. Da sagte er zu ihnen: Meint ihr, dass nur diese Galiläer Sünder waren, weil das mit ihnen geschehen ist, alle anderen Galiläer aber nicht? Nein, im Gegenteil:
Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt. Oder jene achtzehn Menschen, die beim Einsturz des Turms von Schiloach erschlagen wurden – meint ihr, dass nur sie Schuld auf sich geladen hatten, alle anderen Einwohner von Jerusalem aber nicht? Nein, im Gegenteil: Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt.
Und er erzählte ihnen dieses Gleichnis: Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum; und als er kam und nachsah, ob er Früchte trug, fand er keine. Da sagte er zu seinem Weingärtner: Jetzt komme ich schon drei Jahre und sehe nach, ob dieser Feigenbaum Früchte trägt, und finde nichts. Hau ihn um! Was soll er weiter dem Boden seine Kraft nehmen?
Der Weingärtner erwiderte: Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen; ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen. Vielleicht trägt er doch noch Früchte; wenn nicht, dann lass ihn umhauen.

2. Lesung
1 Korinther  10, 1–6. 10–12

Ihr sollt wissen, dass unsere Väter alle unter der Wolke waren, alle durch das Meer zogen und alle auf Mose getauft wurden in der Wolke und im Meer. Alle aßen auch die gleiche gottgeschenkte Speise, und alle tranken den gleichen gottgeschenkten Trank; denn sie tranken aus dem leben-spendenden Felsen, der mit ihnen zog. Und dieser Fels war Christus. Gott aber hatte an den meisten von ihnen kein Gefallen; denn er ließ sie in der Wüste umkommen. Das aber geschah als warnendes Beispiel für uns: damit wir uns nicht von der Gier nach dem Bösen beherrschen lassen, wie jene sich von der Gier beherrschen ließen. [...] Murrt auch nicht, wie einige von ihnen murrten; sie wurden vom Verderber umgebracht. Das aber geschah an ihnen, damit es uns als Beispiel dient; uns zur Warnung wurde es aufgeschrieben.

WORT ZUM SONNTAG

Franz KoglerFranz Kogler
leitet seit über 20 Jahren das Bibelwerk Linz,
wo ihm mit seinem Team ein lebendiger Zugang
zur Bibel ein besonderes Anliegen ist.
Den Autor erreichen Sie unter sonntag@kirchenzeitung.at

Entflammt – ohne auszubrennen

Gerne gehe ich im Sommer barfuß. So spüre ich jedes noch so kleine Steinchen am Boden, das mir im Weg liegt. Mose wird im Text der Lesung aufgefordert, seine Schuhe auszuziehen … Er steht auf heiligem Boden. Auf diesem Grund wird er jetzt Gott ganz neu und anders erfahren. Mose sieht einen entflammten Dornbusch, der nicht verbrennt. Der Dornbusch steht symbolisch für die Sehnsucht des Mose: für etwas begeistert und entflammt zu werden, ohne dabei auszubrennen.

Gott schaut genau auf das Elend seines Volkes, das in der Knechtschaft in Ägypten lebt. Die Situation soll sich ändern: heraus aus der Sklaverei und hinein in die Freiheit. Und dafür will Gott Mose in den Dienst nehmen. Eine Fülle von Ausreden und Einwänden äußert Mose: „Kann nicht vielleicht ein anderer … ?“ Vergeblich, denn die Zusage Gottes ist stärker. Der Name bringt das Wesen Gottes zum Ausdruck: Jahwe – „Ich bin da“ oder besser übersetzt „Ich werde mit dir sein!“ / „Ich lass dich nicht allein“. Dieser Zuspruch gilt zunächst Mose, und durch ihn allen Unterdrückten: „Ich werde mit dir sein!“ Egal was hinter und vor dir liegt.

Dafür ist es dann zu wenig, (nur) die Schuhe auszuziehen und die Not zu spüren. Es steht die Einladung im Raum, die Ärmel hochzukrempeln und das Erlebte auch den Unterdrückten erfahrbar zu machen. „Ich werde mit dir sein.“ Diese Erfahrung der Nähe Gottes zieht sich für das Volk Gottes durch alle Generationen.
Wer sich diese Zusage Gottes immer wieder aufs Neue in Erinnerung ruft und als Kraftquelle nutzt, hat gute Voraussetzungen, eine „burning-person“ zu sein bzw. zu werden – also entflammt zu sein, ohne auszubrennen.
 
Zum Weiterdenken
Der entflammte Dornbusch, der nicht verbrennt, ist für mich ein Symbol für jemanden, der die Ärmel hochkrempelt, dabei aber getragen ist von der Zusage: „Ich werde mit dir sein!“ Und diese Zusage gibt Kraft und stets neue Motivation zum Handeln.

Lobe den Herrn, meine Seele,
und alles in mir seinen heiligen Namen!
Lobe den Herrn, meine Seele,
und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat;
der dir all deine Schuld vergibt
und all deine Gebrechen heilt,
der dein Leben vor dem Untergang rettet
und dich mit Huld und Erbarmen krönt.
Der Herr vollbringt Taten des Heiles,
Recht verschafft er allen Bedrängten.
Er hat Mose seine Wege kundgetan,
den Kindern Israels seine Werke.
Der Herr ist barmherzig und gnädig,
langmütig und reich an Güte.
So hoch der Himmel über der Erde ist,
so hoch ist seine Huld über denen, die ihn fürchten.

Antwortpsalm, aus Psalm 103