Petrus soll nicht in Ufernähe im Seichten grundeln, wo das Risiko kalkulierbar ist, die Netze aber leer bleiben. Jesus will auch von uns, dass wir uns hinauswagen ins bewegte Wasser des Lebens, wo die tiefen Sehnsüchte der Menschen liegen, wo Schuld und Unversöhntheit gären, wo verdrängte Verwundungen auf Heilung warten.

5. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr C, 10. Februar 2019
Wort zum Sonntag von Dr. Elisabeth Kathrein

Evangelium

Lukas 5,1–11
Es geschah aber: Als die Volksmenge Jesus bedrängte und das Wort Gottes hören wollte, da stand er am See Gennesaret und sah zwei Boote am See liegen. Die Fischer waren aus ihnen ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Jesus stieg in eines der Boote, das dem Simon gehörte, und bat ihn, ein Stück weit vom Land wegzufahren. Dann setzte er sich und lehrte das Volk vom Boot aus. Als er seine Rede beendet hatte, sagte er zu Simon: Fahr hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! Simon antwortete ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Doch auf dein Wort hin werde ich die Netze auswerfen. Das taten sie und sie fingen eine große Menge Fische; ihre Netze aber drohten zu reißen. Und sie gaben ihren Gefährten im anderen Boot ein Zeichen, sie sollten kommen und ihnen helfen. Sie kamen und füllten beide Boote, sodass sie fast versanken. Als Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sagte: Geh weg von mir; denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr! Denn Schrecken hatte ihn und alle seine Begleiter ergriffen über den Fang der Fische, den sie gemacht hatten; ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, die mit Simon zusammenarbeiteten. Da sagte Jesus zu Simon: Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen. Und sie zogen die Boote an Land, verließen alles und folgten ihm nach.

1. Lesung

Jesaja 6,1–2a.3–8
Im Todesjahr des Königs Usija, da sah ich den Herrn auf einem hohen und erhabenen Thron sitzen und die Säume seines Gewandes füllten den Tempel aus. Serafim standen über ihm. [...] Und einer rief dem anderen zu und sagte:
Heilig, heilig, heilig ist der HERR der Heerscharen. Erfüllt ist die ganze Erde von seiner Herrlichkeit. Und es erbebten die Türzapfen in den Schwellen vor der Stimme des Rufenden und das Haus füllte sich mit Rauch. Da sagte ich: Weh mir, denn ich bin verloren. Denn ein Mann unreiner Lippen bin ich und mitten in einem Volk unreiner Lippen wohne ich, denn den König, den HERRN der Heerscharen, haben meine Augen gesehen. Da flog einer der Serafim zu mir und in seiner Hand war eine glühende Kohle, die er mit einer Zange vom Altar genommen hatte. Er berührte damit meinen Mund und sagte: Siehe, dies hat deine Lippen
berührt, so ist deine Schuld gewichen und deine Sünde gesühnt. Da hörte ich die Stimme des HERRN, der sagte: Wen soll ich senden? Wer wird für uns gehen? Ich sagte: Hier bin ich, sende mich!

2. Lesung

1 Korinther 15,1–11
Ich erinnere euch, Brüder und Schwestern, an das Evangelium, das ich euch verkündet habe. Ihr habt es angenommen; es
ist der Grund, auf dem ihr steht. Durch dieses Evangelium werdet ihr gerettet werden, wenn ihr festhaltet an dem Wort, das ich euch verkündet habe, es sei denn, ihr hättet den Glauben unüberlegt angenommen. Denn vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe: Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift, und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift, und erschien dem Kephas, dann den Zwölf. Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich; die meisten von ihnen sind noch am Leben, einige sind entschlafen. Danach erschien er dem Jakobus, dann allen Aposteln. Zuletzt erschien er auch mir, gleichsam der Missgeburt. Denn ich bin der Geringste von den Aposteln; ich bin nicht wert, Apostel genannt zu werden, weil ich die Kirche Gottes verfolgt habe. Doch durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin, und sein gnädiges Handeln an mir ist nicht ohne Wirkung geblieben. Mehr als sie alle habe ich mich abgemüht – nicht ich, sondern die Gnade Gottes zusammen mit mir. Ob nun ich verkünde oder die anderen: Das ist unsere Botschaft und das ist der Glaube, den ihr angenommen habt.

WORT ZUM SONNTAG

Dr. Elisabeth KathreinDr. Elisabeth Kathrein
war bis zur Pensionierung Religionslehrerin in Tirol. Die Theologin lebt mit ihrer Familie in Telfs und ist erreichbar unter

Nicht für die Fisch!

Ein Gedanke zieht sich an diesem Sonntag durch die Lesungen und das Evangelium:
„Ich bin verloren. Denn ich bin ein Mann mit unreinen Lippen“, heißt es im Jesajatext.
Paulus spricht im Korintherbrief von sich als der „Missgeburt“, die es nicht wert sei, Apostel genannt zu werden. Und Petrus bittet Jesus: „Geh weg von mir; denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr!“ Die Angst nicht zu genügen, das Empfinden, nicht in Ordnung zu sein, das Wissen um Unzulänglichkeiten, um vergebliches Mühen – wir kennen das genau so wie Jesaja, Paulus oder Petrus.

Petrus hatte sich die ganze Nacht umsonst abgemüht – und jetzt dieser Erfolg! Nach der Logik des Marktes hätte er jubeln müssen über die unerwartete Menge an Fischen. Er hätte Jesus zum Produktmanager machen können, mit Erfolgsgarantie. Doch die unerwartete Fülle rührt Tieferes in ihm an, es wird ihm bewusst, wer ihm da gegenüber steht. Seine Reaktion ist die Selbstanklage als Sünder. Solche Ernsthaftigkeit ist heute selten. „Ich habe gesündigt“ wird dann in den Mund genommen, wenn der Schlagobers auf dem Kuchen zuviel des Guten war. Und zum Shoppen wird damit geworben, dass „es eine Sünde wert“ sei.

Jesus spürt die Ernsthaftigkeit des Petrus, auch wenn er nicht ausdrücklich auf dessen Selbstverurteilung als Sünder eingeht. Die braucht Jesus nicht. Der Angst des Petrus, nicht zu genügen, setzt er ein „Fürchte dich nicht“ entgegen. Und die wertschätzende Zusage, gebraucht zu werden. Diese Zusage gilt auch uns. Wie Petrus können wir die Stimme Jesu vernehmen: „Fahr hinaus, wo es tief ist. Wage dein Leben – ich brauche dich!“ Mit Jesus im Boot wird unüberbietbare Fülle möglich; mit ihm ist keine Mühe „für die Fisch“.

Zum Weiterdenken

  • Kann ich auch in mühevollen Phasen mein Leben lieben und auf Gott vertrauen?
  • Wage ich die Begegnung mit Jesus in den Sakramenten?

Ich will dir danken mit meinem ganzen Herzen,
vor Göttern will ich dir singen und spielen.
ich will mich niederwerfen zu deinem heiligen Tempel hin
und deinem Namen danken für deine Huld und für deine Treue.
Denn du hast dein Wort größer gemacht als deinen ganzen Namen.
Am Tag, da ich rief, gabst du mir Antwort,
du weckst Kraft in meiner Seele.
Dir, HERR, sollen alle Könige der Erde danken,
wenn sie die Worte deines Munds hören.
Sie sollen singen auf den Wegen des HERRN.
Die Herrlichkeit des HERRN ist gewaltig.
Du streckst deine Hand aus, deine Rechte hilft mir.
Der HERR wird es für mich vollenden.
HERR, deine Huld währt ewig.
Lass nicht ab von den Werken deiner Hände!

Antwortpsalm (aus Psalm 138)

(aus dem KirchenBlatt Nr. 6 vom 7. Februar 2019)