25. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C, 22. September 2013. Wort zum Sonntag von Angelika Stegmayr.

Einen Herrn, der vor mehr als 2700 Jahren lebte, zum Frühstück einzuladen – das könnte aus mehreren Gründen spannend werden. Wie war das damals wirklich? Wie es ihm persönlich ging bei seiner „Mission“ Und dann wären da noch die Gemeinsamkeiten, damals und heute: Profitgier, religiöse Heuchelei, ein Leben in Verschwendung auf Kosten der Armen.

1. Lesung
Amos  8, 4–7

Hört dieses Wort, die ihr die Schwachen verfolgt und die Armen im Land unterdrückt. Ihr sagt: Wann ist das Neumondfest vorbei? Wir wollen Getreide verkaufen. Und wann ist der Sabbat vorbei? Wir wollen den Kornspeicher öffnen, das Maß kleiner und den Preis größer machen und die Gewichte fälschen. Wir wollen mit Geld die Hilflosen kaufen, für ein Paar Sandalen die Armen. Sogar den Abfall
des Getreides machen wir zu Geld. Beim Stolz Jakobs hat der Herr geschworen: Keine ihrer Taten werde ich jemals vergessen.

2. Lesung
Timotheus  2, 1–8

Vor allem fordere ich zu Bitten und Gebeten, zu Fürbitte und Danksagung auf, und zwar für alle Menschen, für die Herrscher und für alle, die Macht ausüben, damit wir in aller Frömmigkeit und Rechtschaffenheit ungestört und ruhig leben können. Das ist recht und gefällt Gott, unserem Retter; er will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen. Denn: Einer ist Gott, Einer auch Mittler zwischen Gott und den Menschen: der Mensch Christus Jesus, der sich als Lösegeld hingegeben hat für alle, ein Zeugnis zur vorherbestimmten Zeit, als dessen Verkünder und Apostel ich eingesetzt wurde – ich sage die Wahrheit und lüge nicht –, als Lehrer der Heiden im Glauben und in der Wahrheit. Ich will, dass die Männer überall beim Gebet ihre Hände in Reinheit erheben, frei von Zorn und Streit.

Evangelium
Lukas  16, 1–13

Jesus sagte zu den Jüngern: Ein reicher Mann hatte einen Verwalter. Diesen beschuldigte man bei ihm, er verschleudere sein Vermögen. Darauf ließ er ihn rufen und sagte zu ihm: Was höre ich über dich? Leg Rechenschaft ab über deine Verwaltung! Du kannst nicht länger mein Verwalter sein. Da überlegte der Verwalter: Mein Herr entzieht mir die Verwaltung. Was soll ich jetzt tun? Zu schwerer Arbeit tauge ich nicht, und zu betteln schäme ich mich. Doch – ich weiß, was ich tun muss, damit mich die Leute in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich als Verwalter abgesetzt bin. Und er ließ die Schuldner seines Herrn, einen nach dem andern, zu sich kommen und fragte den ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig? Er antwortete: Hundert Fass Öl. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setz dich gleich hin und schreib „fünfzig“. Dann fragte er einen andern: Wie viel bist du schuldig? Der antwortete: Hundert Sack Weizen. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, und schreib „achtzig“. Und der Herr lobte die Klugheit des unehrlichen Verwalters und sagte: Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes. Ich sage euch: Macht euch Freunde mit Hilfe des ungerechten Mammons, damit ihr in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet, wenn es (mit euch) zu Ende geht. Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen Unrecht tut, der tut es auch bei den großen. Wenn ihr im Umgang mit dem ungerechten Reichtum nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann das wahre Gut anvertrauen? Und wenn ihr im Umgang mit dem fremden Gut nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann euer wahres Eigentum geben? Kein Sklave kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben, oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon.

WORT ZUM SONNTAG

Angelika StegmayrAngelika Stegmayr
ist verheiratet, Mutter von zwei Töchtern (1 und 5 Jahre)
und lebt mit ihrer Familie in Innsbruck;
sie arbeitet als Religionslehrerin an
einer Berufsschule (Handel, Büro).
Die Autorin erreichen Sie unter sonntag@kirchenzeitung.at


Frühstück mit Amos

Mit wem aus der Bibel möchten Sie gerne einmal frühstücken? Mit Mose, Paulus ... oder Maria Magdalena? Ich möchte eine Lanze für Amos brechen. Ob’s langweilig sein könnte mit dem Propheten aus dem 8. Jh. vor Chr.? Über was mit ihm sprechen? Profitgier, Scheinheiligkeit, Unterdrückung, Verfolgung – überraschend aktuell sind seine Worte, das könnte die Tageszeitung sein. Eigentlich müsste sich Amos um nichts sorgen, er ist vermögend, gebildet, er gehört zur Oberschicht. Ein gutes, zufriedenes Leben als Vieh- und Maulbeerzüchter könnte es sein. Doch der Ruf Gottes ereilt ihn. Weg von seiner Schafherde führt ihn Gott, um das Strafgericht über Israel anzukündigen. Und Amos? Er geht. Was geht ihm da wohl durch den Kopf? Weiß er, was ihn erwartet?

Er begegnet den Ärmsten der Armen, während es sich die Reichen auf „Betten aus Elfenbein“ und mit „Lämmern und Mastkälbern“ und „Wein aus großen Humpen“ (Amos 6, 4–6) gut gehen lassen. Es ist die Glanzzeit Israels, es wäre doch eigentlich genug für alle da. Aber damit nicht genug: Amos deckt auch die Heuchelei rund um den Gottesdienst auf und er weist auf die falsche Rechtsprechung hin. Da kommt Wut auf und so mag uns die Sprache des Amos’ mit all ihrer Aggression nicht verwundern. Mitten in sozialer Ungerechtigkeit und Kultchaos ergreift Amos im Namen Gottes Position.

Trotz der verheerenden Bestandsaufnahme und der Ablehnung seiner Botschaft legt Amos seine Hände nicht in den Schoß. Er zeigt auf, wie die Umkehr doch noch gelingen könnte. Er setzt sich mit all seiner Kraft für Gerechtigkeit und Barmherzigkeit ein. „Sucht den Herrn, dann werdet ihr leben“ (5, 6) ist sein Ratschlag.
Auch diese Worte haben trotz der vergangenen 2700 Jahre nichts an Aktualität eingebüßt. Leicht ist es nicht, und deshalb wäre ein Frühstück mit Amos eine gute Idee.

Zum Weiterdenken
Amos hat den Weg der Solidarität gewagt und auch ich traue mir etwas zu. „Wir sind uns bewusst, dass das, was wir tun, nur ein Tropfen im Ozean ist. Aber gäb’ es diesen Tropfen nicht, würde er im Ozean fehlen.“ (Mutter Teresa)