Er kennt die Seinen und die Seinen kennen ihn. Sie hören auf ihn und er führt sie zusammen. Er geht sogar so weit, sein Leben für sie zu geben - von sich aus. Das macht Jesus zu einem ganz besonderen Hirten.

4. Sonntag der Osterzeit – Lesejahr B, 22. April 2018
Wort zum Sonntag von Michael Willam

1. Lesung
Apostelgeschichte 4, 8–12

Da sagte Petrus, erfüllt vom Heiligen Geist, zu ihnen: Ihr Führer des Volkes und ihr Ältesten! Wenn wir heute wegen einer guten Tat an einem kranken Menschen darüber vernommen werden, durch wen er geheilt worden ist, so sollt ihr alle und das ganze Volk Israel wissen: im Namen Jesu Christi, des Nazoräers, den ihr gekreuzigt habt und den Gott von den Toten auferweckt hat. Durch ihn steht dieser Mann gesund vor euch. Dieser Jesus ist der Stein, der von euch Bauleuten verworfen wurde, der aber zum Eckstein geworden ist. Und in keinem anderen ist das Heil zu finden. Denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen.

2. Lesung
1 Johannes 3,1–2

Seht, welche Liebe uns der Vater geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes und wir sind es. Deshalb erkennt die Welt uns nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat. Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes. Doch ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen, dass wir ihm ähnlich sein werden, wenn er offenbar wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.

Evangelium
Johannes 10,11–18

Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe. Der bezahlte Knecht aber, der nicht Hirt ist und dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen, lässt die Schafe im Stich und flieht; und der Wolf reißt sie und zerstreut sie. Er flieht, weil er nur ein bezahlter Knecht ist und ihm an den Schafen nichts liegt. Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe. Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind; auch sie muss ich führen und sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten. Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen. Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es von mir aus hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen.

Wort zum Sonntag

Wort z.Sonntag April 2018Michael Willam
Theologe, Ethiker, Leiter der Krankenhaus-Seelsorge der
Katholischen Kirche Vorarlberg.
Den Autor erreichen Sie unter

Der gute Hirte

Der gute Hirte und seine Schafe. Dieses in der damaligen Zeit allgegenwärtige und in der Kultur der Zeit Christi verwurzelte Bild mag heute manche irritieren: Wer lässt sich schon gerne mit einem genüg- und folgsamen Schaf vergleichen? Ist die Gemeinschaft der Gläubigen wirklich mit einer Schafherde zu vergleichen, die von einem Hirten geführt und beschützt werden muss? Dieses Bild ist Ausdruck einer traditionellen Volkskirche aus längst vergangenen Zeiten, als die Leute weder lesen noch schreiben konnten und ihnen vom Pfarrer und von der Kirche die Welt erklärt und gedeutet wurde. Es scheint nicht wirklich ein geeignetes Bild im Blick auf unsere postmoderne Gesellschaft zu sein, in welcher wir es meist mit gebildeten, selbstständig denkenden und selbstverantwortlichen Individuen zu tun haben, die in der Regel hohe Ansprüche an das kirchliche Personal stellen.

Neben dem Bild der ahnungslosen Schäfchen, das sich grundlegend gewandelt hat, stellt sich auch die Frage, was es heißt, in der heutigen Zeit „ein guter Hirte“ zu sein. Am heutigen Weltgebetstag für geistliche Berufe braucht es meiner Meinung nach eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit den Rollenbildern, die etwa an den Beruf eines Priesters herangetragen werden. Womöglich braucht es ­heute weniger den Schafhirten, sondern vielmehr den verlässlichen Wegbegleiter, der mit den Menschen auf Augenhöhe ist, der Beziehung zu den Menschen aufbaut und lebt.

Zum Weiterdenken
Vielleicht sind weniger das Hüten und Führen, als vielmehr die Gabe der Moderation und die Rolle eines spirituellen Impulsgebers für ­einen Priester im 21. Jahrhundert die notwendigen ­Fähigkeiten? Nicht die bedingungslose und ins Burnout führende Aufopferung in den erbarmungslosen Mühlen der Pfarrverbände und Seelsorgeräume wäre somit das Ziel, sondern die Abgabe von Verantwortung und die Konzentration aufs Wesentliche.

Dankt dem HERRN,
denn er ist gut,
denn seine Huld währt ewig!
So sollen sagen, die den HERRN fürchten:
Denn seine Huld währt ewig.
Besser, sich zu bergen beim HERRN,
als zu vertrauen auf Menschen.
Besser, sich zu bergen beim HERRN,
als zu vertrauen auf Fürsten.
Ich will dir danken,
dass du mir Antwort gabst,
du bist mir zur Rettung geworden.
Ein Stein, den die Bauleute
verwarfen,
er ist zum Eckstein geworden.
Vom HERRN her ist dies gewirkt,
ein Wunder in unseren Augen.
Gesegnet sei, der da kommt
im Namen des HERRN!
Wir segnen euch
vom Haus des HERRN her.
Mein Gott bist du,
dir will ich danken.
Mein Gott bist du,
dich will ich erheben.
Dankt dem HERRN, denn er ist gut,
denn seine Huld währt ewig!

Antwortpsalm (aus Psalm 118)

nach oben

(aus dem KirchenBlatt Nr. 16 vom 19. April 2018)