6. Sonntag der Osterzeit - Lesejahr A, 25. Mai 2014. Wort zum Sonntag von Irmgard Klein, Innsbruck.

„Betreten stelle ich fest, dass mir die weltbewegenden Hoffnungen abhanden gekommen sind. Nüchternheit? Realitätsgewinn? Alterserscheinung? Keine plötzliche Hoffnungslosigkeit, eher schleichend.“ Aber sie sind da: die, die immer noch hoffen; jene, deren Hoffnung stärker ist als ihr Zweifel; die, die ein Meer aus Hoffnung in sich tragen. Und Generationen an Glaubenden lehren für heute: Durch alle Hoffnungslosigkeit hindurch ist Gottes Geist uns Beistand, verhilft der Blüte in der Knospe zum Durchbruch. 

Evangelium
Johannes  14,15–21

Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten. Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll. Es ist der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird. Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, sondern ich komme wieder zu euch. Nur noch kurze Zeit, und die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber seht mich, weil ich lebe und weil auch ihr leben werdet. An jenem Tag werdet ihr erkennen: Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir, und ich bin in euch. Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden, und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.

1. Lesung
Apostelgeschichte  8,5–8.14–17

Philippus aber kam in die Hauptstadt Samariens hinab und verkündigte dort Christus. Und die Menge achtete einmütig auf die Worte des Philippus; sie hörten zu und sahen die Wunder, die er tat. Denn aus vielen Besessenen fuhren unter lautem Geschrei die unreinen Geister aus; auch viele Lahme und Krüppel wurden geheilt. So herrschte große Freude in jener Stadt. [...] Als die Apostel in Jerusalem hörten, dass Samarien das Wort Gottes angenommen hatte, schickten sie Petrus und Johannes dorthin. Diese zogen hinab und beteten für sie, sie möchten den Heiligen Geist empfangen. Denn er war noch auf keinen von ihnen herabgekommen; sie waren nur auf den Namen Jesu, des Herrn, getauft. Dann legten sie ihnen die Hände auf, und sie empfingen den Heiligen Geist.

2. Lesung
1 Petrus  3,15–18

[... sondern] haltet in eurem Herzen Christus, den Herrn, heilig! Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt; aber antwortet bescheiden und ehrfürchtig, denn ihr habt ein reines Gewissen. Dann werden die, die euch beschimpfen, weil ihr in (der Gemeinschaft mit) Christus ein rechtschaffenes Leben führt, sich wegen ihrer Verleumdungen schämen müssen.
Es ist besser, für gute Taten zu leiden, wenn es Gottes Wille ist, als für böse. Denn auch Christus ist der Sünden wegen ein einziges Mal gestorben, er, der Gerechte, für die Ungerechten, um euch zu Gott hinzuführen; dem Fleisch nach wurde er getötet, dem Geist nach lebendig gemacht.

WORT ZUM SONNTAG

Irmgard KleinIrmgard Klein
interessiert sich für Pastoraltheologie,
interkulturell und feministisch,
und unterrichtet in einem Gymnasium
in Innsbruck Religion
Die Autorin erreichen Sie unter
sonntag@kirchenzeitung.at

Hoffentlich bald!

„Seid allezeit bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung in euch fragt“ (1 Petr 3,15b). Dieser Satz ist zeitlos und schwierig. [Im selben Kapitel stehen weniger zeitlose Sätze wie Frauen seien den Männern untertan (3,1) und Haareflechten wäre unheilig (3,3). Zeitgebundenes ist heute obsolet, meine ich. Zurück zum Ausgangsvers.] Betreten stelle ich fest, dass mir die weltbewegenden Hoffnungen abhanden gekommen sind. Nüchternheit, Alterserscheinung, Realitätsgewinn?
Keine plötzliche Hoffnungslosigkeit, eher schleichend. Als wär der Himmel über den Bergen eine Nuance leerer als noch vor ein paar Jahren. Ich erinnere mich an ein Lied, das die argentinische Sängerin Mercedes Sosa singt:
todavía cantamos, todavía pedimos, todavía soñamos, todavía esperamos – immer noch singen wir, bitten wir, träumen wir, hoffen wir. „Hoffen“ und „warten“ ist im Spanischen ein Wort.

Eine 15-Jährige – sagen wir, sie heißt Iris – erzählt vom Tod ihrer Tante und ihrer Cousine. Innerhalb einer Woche sind sie verstorben. Seither kann sie nicht mehr an Gott glauben. Worauf sie dennoch wartet, es sich sehnlichst wünscht: wiedersehen. Eigentlich ist ihre Hoffnung stärker als die Zweifel.
Die heurige Songcontest-Gewinnerin muss neben einem immensen Spaß an Verkleidung und Showbusiness auch ein Meer aus Hoffnung in sich tragen. Es wird einmal eine Welt ohne Diskriminierung geben.

Den, der für unser aller Lebensträume hat sterben müssen, im Herzen tragend (1 Petr 3,15a) will ich mich nähren und trösten lassen. Von Worten des Er-Wartens und der Sehnsucht. Generationen vor mir, die mir ihren Glauben vererbt haben, lehren mich: Die Kraft des Geistes (Joh 14,16) und des Neuen kann uns gegen die Hoffnungslosigkeit, die uns zu schaffen macht, verteidigen. Wir haben einen Beistand.

Zum Weiterdenken
Nur für heute überlege ich: Worauf hoffe ich? Für wen? Halte ich aus? Wo ist mir die Hoffnung abhanden gekommen? Ich frage mal jemanden, worauf er wartet, was sie erhofft.