16. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C, 21. Juli 2013. Wort zum Sonntag von Katharina Rizza.

Wenn es doch so einfach wäre wie in dieser Marta-Maria-Geschichte! Den meisten wird es bekannt sein: Marta müht sich um ihren Gast, und ihre Schwester Maria sitzt einfach vor Jesus und hört ihm zu. „Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig“, sagt Jesus.
Sich hinsetzen können, zuhören, nur dasein für jemand anderen ... wenn das Hören doch so einfach wäre! Sich Zeit nehmen, zur Ruhe kommen, still werden, hören ... auf die leise Stimme aus dem Herzen. 

Evangelium
Lukas  10, 38–42

Sie zogen zusammen weiter, und er kam in ein Dorf. Eine Frau namens Marta nahm ihn freundlich auf. Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu. Marta aber war ganz davon in Anspruch genommen, für ihn zu sorgen. Sie kam zu ihm und sagte: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die ganze Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen! Der Herr antwortete: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden. 

1. Lesung
Genesis  18, 1–10a

Der Herr erschien Abraham bei den Eichen von Mamre. Abraham saß zur Zeit der Mittagshitze am Zelteingang. Er blickte auf und sah vor sich drei Männer stehen. Als er sie sah, lief er ihnen vom Zelteingang aus entgegen, warf sich zur Erde nieder und sagte: Mein Herr, wenn ich dein Wohlwollen gefunden habe, geh doch an deinem Knecht nicht vorbei! Man wird etwas Wasser holen; dann könnt ihr euch die Füße waschen und euch unter dem Baum ausruhen. Ich will einen Bissen Brot holen, und ihr könnt dann nach einer kleinen Stärkung weitergehen; denn deshalb seid ihr doch bei eurem Knecht vorbeigekommen.

Sie erwiderten: Tu, wie du gesagt hast. Da lief Abraham eiligst ins Zelt zu Sara und rief: Schnell drei Sea feines Mehl! Rühr es an, und backe Brotfladen! Er lief weiter zum Vieh, nahm ein zartes, prächtiges Kalb und übergab es dem Jungknecht, der es schnell zubereitete. Dann nahm Abraham Butter, Milch und das Kalb, das er hatte zubereiten lassen, und setzte es ihnen vor. Er wartete ihnen unter dem Baum auf, während sie aßen. Sie fragten ihn: Wo ist deine Frau Sara? Dort im Zelt, sagte er. Da sprach der Herr: In einem Jahr komme ich wieder zu dir, dann wird deine Frau Sara einen Sohn haben.

2. Lesung
Kolosser  1, 24–28

Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage. Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden Christi noch fehlt. Ich diene der Kirche durch das Amt, das Gott mir übertragen hat, damit ich euch das Wort Gottes in seiner Fülle verkündige, jenes Geheimnis, das seit ewigen Zeiten und Generationen verborgen war. Jetzt wurde es seinen Heiligen offenbart; Gott wollte ihnen zeigen, wie reich und herrlich dieses Geheimnis unter den Völkern ist: Christus ist unter euch, er ist die Hoffnung auf Herrlichkeit. Ihn verkündigen wir; wir ermahnen jeden Menschen und belehren jeden mit aller Weisheit, um dadurch alle in der Gemeinschaft mit Christus vollkommen zu machen. 

WORT ZUM SONNTAG

Katharina RizzaKatharina Rizza
ist Geistliche Begleiterin,
lebt in Vorarlberg und arbeitet
als Pädagogische Mitarbeiterin
im Bereich Palliative Care im Bildungshaus Batschuns.
Die Autorin erreichen Sie unter
sonntag@kirchenzeitung.at

Hellhörig für Sinn

Jesus stellt meine Vorstellungen mit diesem Evangelium wieder einmal auf den Kopf: Nicht die fleißige Marta, sondern die dasitzende und nichtstuende Maria erhält sein Lob und seine Unterstützung im schwesterlichen Streit. Nicht Leistung gewinnt seine Anerkennung, sondern das Hören. Und tatsächlich scheint das Hören eine große Bedeutung für Jesus zu haben, wiederholt er es doch häufig in seinen Reden.
Mir kommt vor, die Jünger und Jüngerinnen müssen sich arg anstrengen, wollen sie das rechte Hören und Tun lernen. Immer wieder werden sie – werden auch wir – eingeladen zum Hören des Wortes. Mit dem Hören auf Gottes Wort nimmt Glauben wohl seinen Anfang.

Richtig hören zu können, so wurde mir im Laufe der Jahre immer deutlicher, ist auch eine wertvolle Voraussetzung im Pflegeberuf, und unschätzbar in Palliative Care. Geht es in der palliativen Pflege doch um die letzten Tage, Wochen und Stunden im Leben. Menschen mit einer begrenzten Lebenserwartung sollen sagen dürfen, wonach sie sich sehnen und was sie bedürfen. Bei einer Befragung über die Wünsche zur Versorgung am Lebensende wurde von den meisten der Befragten genannt: „Dass ich meinen Willen äußern darf.“ Gehört- und Gesehen-Werden bezeichneten auch die Bewohner und Bewohnerinnen eines Pflegeheims als das ihnen am Wichtigste, vor der Pflege und vor dem Essen und Trinken.

Wenn das Hören doch so einfach wäre in dem Vielerlei der Aufgaben! Ich erlebe zuweilen, wie mich die Arbeitsbelastung in einen Aktivitätsstrudel zieht und das Gespür für das Wesentliche und Wichtige dabei verloren gehen kann. In solch beladenen Zeiten tut mir Stille gut.
In der Stille und in der Ausrichtung auf Jesus kann sich mein Leben ordnen und ich werde hellhörig für die Nuancen und Schwingungen des Lebens, und frei für das momentan Sinnvolle in der jeweiligen Situation.

Zum Weiterdenken
Jesus lädt uns zum Hören ein. Die Stimme, die aus dem Herzen kommt, ist meist ganz leise. Ich werde still und lausche in mich hinein.