Darstellung des Herrn, 2. Februar 2014. Wort zum Sonntag von Stephan Renner, Eisenstadt.

Es ist berührend, sich diese Begegnung zwischen den zwei Alten und dem Baby, das gerade einmal 40 Tage alt ist, vorzustellen: Da ist der alte Simeon, „gerecht und fromm“, der Geist Gottes ruht auf ihm und hat ihn in den Tempel geführt; da ist die 84-jährige Hanna, eine Prophetin, die „Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten“ im Tempel dient. Alt sind sie geworden, aber nicht müde. Die Hoffnung ist lebendig. Bewahrt in den langen Jahren ihrer Leben, durch Mühen und Enttäuschungen hindurchgetragen. Für Hanna und Simeon wird die Begegnung mit diesem Kind, es zu sehen und in ihren Armen zu halten, zur Erfüllung. 

Evangelium
Lukas  2,22–40

Dann kam für sie der Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung. Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen, gemäß dem Gesetz des Herrn, in dem es heißt: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geweiht sein. Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.

In Jerusalem lebte damals ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und fromm und wartete auf die Rettung Israels, und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe. Jetzt wurde er vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern Jesus hereinbrachten, um zu erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten: Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.

Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden. Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen.

Damals lebte auch eine Prophetin namens Hanna, eine Tochter Penuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt; nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten. In diesem Augenblick nun trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.

Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück. Das Kind wuchs heran und wurde kräftig; Gott erfüllte es mit Weisheit, und seine Gnade ruhte auf ihm.

1. Lesung
Maleachi  3,1–4

Seht, ich sende meinen Boten; er soll den Weg für mich bahnen. Dann kommt plötzlich zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht, und der Bote des Bundes, den ihr herbeiwünscht. Seht, er kommt!, spricht der Herr der Heere. Doch wer erträgt den Tag, an dem er kommt? Wer kann bestehen, wenn er erscheint? Denn er ist wie das Feuer im Schmelzofen und wie die Lauge im Waschtrog. Er setzt sich, um das Silber zu schmelzen und zu reinigen: Er reinigt die Söhne Levis, er läutert sie wie Gold und Silber. Dann werden sie dem Herrn die richtigen Opfer darbringen. Und dem Herrn wird das Opfer Judas und Jerusalems angenehm sein wie in den Tagen der Vorzeit, wie in längst vergangenen Jahren.

2. Lesung
Hebräer 2,11–12.13c–18

Denn er, der heiligt, und sie, die geheiligt werden, stammen alle von Einem ab; darum scheut er sich nicht, sie Brüder zu nennen und zu sagen: Ich will deinen Namen meinen Brüdern verkünden, inmitten der Gemeinde dich preisen; und ferner: [...] Seht, ich und die Kinder, die Gott mir geschenkt hat. Da nun die Kinder Menschen von Fleisch und Blut sind, hat auch er in gleicher Weise Fleisch und Blut angenommen, um durch seinen Tod den zu entmachten, der die Gewalt über den Tod hat, nämlich den Teufel, und um die zu befreien, die durch die Furcht vor dem Tod ihr Leben lang der Knechtschaft verfallen waren. Denn er nimmt sich keineswegs der Engel an, sondern der Nachkommen Abrahams nimmt er sich an. Darum musste er in allem seinen Brüdern gleich sein, um ein barmherziger und treuer Hoherpriester vor Gott zu sein und die Sünden des Volkes zu sühnen. Denn da er selbst in Versuchung geführt wurde und gelitten hat, kann er denen helfen, die in Versuchung geführt werden. 

WORT ZUM SONNTAG

Stephan Renner
Präsident der Katholischen Aktion
der Diözese Eisenstadt.
Den Autor erreichen Sie unter
sonntag@kirchenzeitung.at

Umhüllt und geborgen

Ein Mensch hat im Auf und Ab des Lebens existentielle Fragen und Sehnsüchte nach andauerndem Heil. Simeon, ein alter Mann, nimmt das Kind Jesus in die Arme und preist Gott kraft des Geistes: „Nun entlässt du deinen Diener, Herr, nach deinem Wort in Frieden; denn meine Augen haben dein Heil geschaut, das du bereitet hast im Angesicht aller Völker, ein Licht zur Offenbarung für die Heiden und zur Verherrlichung deines Volkes Israel.“ Simeon suchte und wartete zeit seines Lebens auf das Heil, das der Messias dem Volk bringen soll. Im Kind Jesus sehen seine Augen dieses Heil, das von Gott kommt. Der erwachsene Jesus ruft seinen Zuhörer/innen zu: „Wenn ihr nicht ... wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen.“(Mt 18,3b) In der Annahme des Kindseins haben wir die Zusage und die Möglichkeit, den Himmel – Gottes Heil – schon jetzt zu erfahren.

Kinder staunen, sie sind offen für Neues, sie wollen lernen und selbst erkunden, was das Leben ist, sie lassen sich ein. In kindlichem Verhalten ist kein Platz für Herrschsucht und Macht. Kinder vertrauen, sie gehen vorurteilsfrei auf andere zu. Kinder strahlen Freude und Zufriedenheit aus, wenn eine geliebte Bezugsperson da ist. Das Kind Jesus bringt das Antlitz des Simeon zum Leuchten.

Wenn Kinder uns Erwachsene beglücken und wir Erwachsene das Wesen des Kindes erkennen, es benennen und schließlich das Kind segnen, dann werden Alte und Junge füreinander zu Segen und Heil. Im Kind Jesus berührt und umgibt uns Gott. Auch durch unser Kindsein berührt und umgibt Gott die Menschen. Wir dürfen Freude, Gelassenheit und Zufriedenheit ausstrahlen, weil wir durch das Kind Jesus und durch das Kindsein der Menschen von Gott umgeben sind.

Zum Weiterdenken
Dietrich Bonhoeffer macht im NS-Todesgefängnis die Gotteserfahrung: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen, und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“ Von welchen Gotteserfahrungen kann ich aus meinem Leben erzählen? 

Segen sei mit dir
wie der Mantel einer Mutter zur Nachtzeit.
Segen sei mit dir
wie das Lächeln eines Kindes am Morgen.
Der Segen meines Gottes sei mit dir
wie eine Freundin auf deinem Weg.
So segne dich Gott, jetzt und allezeit und in Ewigkeit.

Brigitte Enzner-Probst