32. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C, 10. November 2013. Wort zum Sonntag von Harald Mandl.

War eine Frau, weil verwitwet, siebenmal verheiratet – wessen Mannes Ehefrau ist sie bei der Auferstehung? Auf diese Frage – am Ende einer konstruierten Geschichte, die den Glauben an eine Auferstehung lächerlich machen soll – wollen einige Sadduzäer eine Antwort von Jesus. Nur die Tora, die fünf Bücher Mose, war für Sadduzäer offenbartes Gotteswort; und weil in der Tora davon keine Rede ist, glaubten sie nicht an eine Auferstehung. Geheiratet wird nur in dieser Welt, meint Jesus und wechselt damit das Thema. Der Gott,
an den Sadduzäer und Jesus glauben, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs ist kein Gott der Toten, sondern ein Gott der Lebenden. 

Evangelium
Lukas  20,27–38

Von den Sadduzäern, die die Auferstehung leugnen, kamen einige zu Jesus und fragten ihn: Meister, Mose hat uns vorgeschrieben: Wenn ein Mann, der einen Bruder hat, stirbt und eine Frau hinterlässt, ohne Kinder zu haben, dann soll sein Bruder die Frau heiraten und seinem Bruder Nachkommen verschaffen. Nun lebten einmal sieben Brüder. Der erste nahm sich eine Frau, starb aber kinderlos. Da nahm sie der zweite, danach der dritte und ebenso die anderen bis zum siebten; sie alle hinterließen keine Kinder, als sie starben. Schließlich starb auch die Frau. Wessen Frau wird sie nun bei der Auferstehung sein? Alle sieben haben sie doch zur Frau gehabt. Da sagte Jesus zu ihnen: Nur in dieser Welt heiraten die Menschen. Die aber, die Gott für würdig hält, an jener Welt und an der Auferstehung von den Toten teilzuhaben, werden dann nicht mehr heiraten. Sie können auch nicht mehr sterben, weil sie den Engeln gleich und durch die Auferstehung zu Kindern Gottes geworden sind. Dass aber die Toten auferstehen, hat schon Mose in der Geschichte vom Dornbusch angedeutet, in der er den Herrn den Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs nennt. Er ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden; denn für ihn sind alle lebendig.

1. Lesung
Makkabäer  7,1–2.7a.9–14

Ein andermal geschah es, dass man sieben Brüder mit ihrer Mutter festnahm. Der König (Antiochus) wollte sie zwingen, entgegen dem göttlichen Gesetz Schweinefleisch zu essen, und ließ sie darum mit Geißeln und Riemen peitschen. Einer von ihnen ergriff für die anderen das Wort und sagte: Was willst du uns fragen und von uns wissen? Eher sterben wir, als dass wir die Gesetze unserer Väter und Mütter übertreten. [...] Als der erste der Brüder (auf diese Weise) gestorben war, führten sie den zweiten zur Folterung. [...] Als er in den letzten Zügen lag, sagte er: Du Unmensch! Du nimmst uns dieses Leben; aber der König der Welt wird uns zu einem neuen, ewigen Leben auferwecken, weil wir für seine Gesetze gestorben sind. Nach ihm folterten sie den dritten. Als sie seine Zunge forderten, streckte er sie sofort heraus und hielt mutig die Hände hin. Dabei sagte er gefasst:
Vom Himmel habe ich sie bekommen, und wegen seiner Gesetze achte ich nicht auf sie. Von ihm hoffe ich sie wiederzuerlangen. Sogar der König und seine Leute staunten über den Mut des jungen Mannes, dem die Schmerzen nichts bedeuteten. Als er tot war, quälten und misshandelten sie den vierten genauso. Dieser sagte, als er dem Ende nahe war: Gott hat uns die Hoffnung gegeben, dass er uns wieder auferweckt. Darauf warten wir gern, wenn wir von Menschenhand sterben. Für dich aber gibt es keine Auferstehung zum Leben.

2. Lesung
2 Thessalonicher  2,16 – 3,5

Jesus Christus aber, unser Herr, und Gott, unser Vater, der uns seine Liebe zugewandt und uns in seiner Gnade ewigen Trost und sichere Hoffnung geschenkt hat, tröste euch und gebe euch Kraft zu jedem guten Werk und Wort. [...] Im Übrigen, Brüder, betet für uns, damit das Wort des Herrn sich ausbreitet und verherrlicht wird,
ebenso wie bei euch. Betet auch darum, dass wir vor den bösen und schlechten Menschen gerettet werden; denn nicht alle nehmen den Glauben an. Aber der Herr ist treu; er wird euch Kraft geben und euch vor dem Bösen bewahren. Wir vertrauen im Herrn auf euch, dass ihr jetzt und auch in Zukunft tut, was wir anordnen. Der Herr richte euer Herz darauf, dass ihr Gott liebt und unbeirrt auf Christus wartet. 

Wort zum Sonntag

Harald MandlHarald Mandl
Leiter des Institutes für religions-pädagogische Bildung der Pädagogischen Hochschule Burgenland und Religionslehrer seit 1981, verheiratet und Vater zweier Kinder.
Den Autor erreichen Sie unter sonntag@kirchenzeitung.at

 

Über Spitzel und Lebensqualität des Glaubens

Verständlicherweise bleiben die Sadduzäer in ihrer Logik. Und doch ist ihr Vorhaben keine ehrliche Anfrage, kein Suchen eines Gesprächs, sondern der Versuch, Jesus vorzuführen. Heutige Spitzel haben Ähnliches im Sinn. Jesus wendet die Situation und zeigt, dass Glauben eine Steigerung der Lebensqualität bewirken kann.
Viele von uns haben das schon erlebt – du wirst gefragt, angefragt, herausgefordert und spürst gleich: „Hier geht es um etwas ganz Anderes“! In deinem Bauch macht sich ein mulmiges Gefühl breit und es ist schwierig für dich, nicht gleich aggressiv zu werden. Jesus zeigt uns vor, wie man in so einer Situation am besten handelt. Er bleibt ruhig, überlegen, meistert diese Herausforderung souverän. Die „Spitzel“ können ihm nicht an. Ruhig beginnt Jesus zu argumentieren und es gelingt ihm, die Gruppierung zum Schweigen zu bringen. Der Versuch der Sadduzäer, das unendliche Gottvertrauen Jesu in Frage zu stellen, scheitert.

Ja und weil Jesus schon dabei ist, geht er noch einen Schritt weiter. Er wendet sich mit einer liebevollen, für uns Menschen so zentralen Botschaft an alle: Gott ist ein Gott der Lebenden, nicht der Toten! Diese Zusage Gottes gilt auch für uns. Durch Jesus bekommt unsere Hoffnung Hand und Fuß, ein Gesicht und ein Herz. Jesus tanzt aus der Reihe, Auferstehung ist nicht einfach Leben nach dem Tod, sondern etwas gänzlich Anderes und ganz Neues. Im Hier und Jetzt nicht erklär- und verstehbar – es bedarf des Glaubens! Für mich steckt in diesem Gedanken Jesu ein wichtiger Hinweis auf die Bedeutung des Glaubens für unser Leben. Die Erinnerung an die Auferstehung, das Vertrauen in den Gott des Lebens, der uns begleitet, kann hilfreich und eine Steigerung der Lebensqualität sein – auch wenn alle Stricke reißen. Jesus ist nicht im Grab geblieben.

Zum Weiterdenken
Machen wir uns auf, die göttlichen Spuren in unserem Leben zu suchen.
Wo erfahre ich ,Gott ist mit mir‘?