Drei Heilige und ein Seliger werden bei der Reihe an jeweils einem Abend vorgestellt: Franz Jägerstätter, der hl. Martin von Tours, der hl. Aelred von Riveaulx und die hl. Katharine Drexel (v. li. nach re.).

Elisabeth Willi

Weshalb bietet ihr diese Reihe über Heilige an?
Juliana Troy: Ich fragte mich: Welches theologische Thema spricht all die unterschiedlichen Personen, die sich für das Angebot von St. Arbogast interessieren, an? Heilige sind sehr interessante Persönlichkeiten mit vielen Aspekten. Sie waren Menschen mit einem konkreten Leben, von dem man erzählen kann und das im Brauchtum teilweise bis heute weiterlebt. Man kann sich anschauen: Wie sind sie zur Kirche gestanden? Denn es ist nicht so, dass sie zu allem Ja und Amen gesagt haben. Zudem kann man sich mit ihrer persönlichen Glaubensauseinandersetzung beschäftigten, denn auch in diesem Bereich verlief bei vielen Heiligen nicht alles linear. Und schließlich: Auch wenn bei manchen Heiligen schon Jahrhunderte vergangen sind, seit sie gelebt haben, sind manche Herausforderungen heute dieselben oder sehr ähnlich. Ich denke da an Flucht- und Migrationsbewegungen oder, um den heiligen Martin herzunehmen, an Armut.

Bedeutet das, man kann das Leben der Heiligen als Leitfaden für das heutige Leben hernehmen?
Troy: Unsere Zeit ist sicher viel komplexer und anders, aber wir können erkennen: Es gab zu allen Zeiten Menschen, die mit Herausforderungen zu kämpfen hatten und die sich gegen die vorherrschende Meinung und Lebensweise gestellt haben.

Was zeichnet das Leben von Heiligen aus?
Troy: Das Leben Jesu war ihre Richtschnur. Auch für die Menschen heute könnte das so sein. Dies erfordert allerdings eine persönliche Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben - und manchmal ist das schwierig. Fragen wie „Woran glaube ich überhaupt?“ oder „Kann Jesus mir Stütze sein oder Orientierung bieten?“ vereinfachen das Leben nicht unbedingt, sie machen es aber spannender und reicher.

Wie gelingt eine solche Auseinandersetzung?
Troy: Einerseits durch eine Auseinandersetzung mit dem Leben Jesu; dazu reicht die Bibel. Andererseits - und das ist in unserer schnelllebigen Zeit nicht so einfach - durch ein Innehalten und zur Ruhe kommen. Dann tauchen die Fragen von selbst auf. Fragen wie „Was ist es, was Gott von mir will?“ Und damit kommen wir erneut zu den Heiligen. Sie haben sich das immer wieder gefragt. Oft kannten auch sie ein Ringen um Dinge und Gegebenheiten, die sie nicht wollten.

Welcher Heilige ist ein Beispiel dafür?
Troy: Der heilige Martin. Er wollte als Einsiedler leben, doch seine Mitmenschen haben ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht und ihn zum Bischof gewählt. Das Amt hat er dann angenommen. So etwas passiert uns ja auch: Wir können das Leben, das wir uns gewünscht haben, nicht leben. Vielleicht können wir in solchen Situationen - auch durch das Beispiel von Heiligen - erkennen: Mein Leben ist ein Geschenk, und es gibt jemanden da oben, der größer ist als ich, der da mitgehen will und der immer wieder bei mir reinschaut. Das ist bei den Heiligen gewesen, und so ist es auch bei uns.

Was bedeutet der Titel „Unerhört heilig!?“?
Troy: Einerseits: Diese Menschen haben sich in der Zeit, in der sie gelebt haben, gegen Konventionen gestellt und Unerhörtes getan. Wie Franz Jägerstätter, der sagte, ich nehme keine Waffen in die Hand. Andererseits soll das „Unerhört“ ausdrücken, dass manche Heilige damals - und vielleicht auch heute - nicht verstanden, nicht gehört wurden. «

• Franz und Franziska Jägerstätter, Vortrag von MMag.a Dr.in Magdalena Holztrattner MA, Do 21. November.
• Der hl. Martin von Tours, Vortrag von Dr. Dr. Mathias Moosbrugger, Do 27. Februar 2020.
• Der hl. Aelred von Rievaulx, Vortrag von Äbtissin Dr. Hildegard Brem, Do 26. März 2020
• Die hl. Katharine Drexel, Vortrag von Generalvikar Cons. Dr. Hubert Lenz, Do 23. April 2020.
• Alle Vorträge beginnen um 19 Uhr, Bildungshaus St. Arbogst, Götzis.

Dr. Juliana Troy ist als theologische Bildungsreferentin von St. Arbogast für die Vortragsreihe verantwortlich.

(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 46 vom 14. Oktober 2019)