Nicht alles planen, dem Leben Vertrauen schenken, mit Gott rechnen: Wer sich auf die Suche macht, wer offen und veränderungsbereit ist, gibt Gottes Überraschungen Raum. Denn kostbare Entdeckungen sind Geschenke, die wir nicht machen, nur finden können.

17. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr A, 26. Juli 2020
Wort zum Sonntag von Ernst Jäger

Evangelium

Matthäus 13,44–52 (oder 13,44–46)
In jener Zeit sprach Jesus zu den Jüngern: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war.
Ein Mann entdeckte ihn und grub ihn wieder ein. Und in seiner Freude ging er hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte den Acker. Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte. Als er eine besonders wertvolle Perle fand, ging er hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte sie. Wiederum ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Netz, das ins Meer ausge-worfen wurde und in dem sich Fische aller Art fingen. Als es voll war, zogen es die Fischer ans Ufer; sie setzten sich, sammelten die guten Fische in Körbe, die schlechten aber warfen sie weg. So wird es auch bei dem Ende der Welt sein: Die Engel werden kommen und die Bösen aus der Mitte der Gerechten aussondern und sie in den Feuerofen werfen. Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein. Habt ihr das alles verstanden? Sie antworteten ihm: Ja. Da sagte er zu ihnen: Deswegen gleicht jeder Schriftgelehrte, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, einem Hausherrn, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt.

1. Lesung

1 Könige 3,5.7–12
In jenen Tagen erschien der Herr dem Sálomo nachts im Traum und forderte ihn auf: Sprich eine Bitte aus, die ich dir gewähren soll! Und Sálomo sprach: Herr, mein Gott, du hast deinen Knecht anstelle meines Vaters David zum König gemacht. Doch ich bin noch sehr jung und weiß nicht aus noch ein. Dein Knecht steht aber mitten in deinem Volk, das du erwählt hast: einem großen Volk, das man wegen seiner Menge nicht zählen und nicht schätzen kann. Verleih daher deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht! Wer könnte sonst dieses mächtige Volk regieren? Es gefiel dem Herrn, dass Sálomo diese Bitte aussprach.
Daher antwortete ihm Gott: Weil du gerade diese Bitte ausgesprochen hast und nicht um langes Leben, Reichtum oder um den Tod deiner Feinde, sondern um Einsicht gebeten hast, um auf das Recht zu hören, werde ich deine Bitte erfüllen. Sieh, ich gebe dir ein so weises und verständiges Herz, dass keiner vor dir war und keiner nach dir kommen wird, der dir gleicht.

2. Lesung

Römer 8,28–30
Schwestern und Brüder! Wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten gereicht, denen, die gemäß seinem Ratschluss berufen sind; denn diejenigen, die er im Voraus erkannt hat, hat er auch im Voraus dazu bestimmt, an Wesen und Gestalt seines Sohnes teilzuhaben, damit dieser der Erstgeborene unter vielen Brüdern sei. Die er aber vorausbestimmt hat, die hat er auch berufen, und die er berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht; die er aber gerecht gemacht hat, die hat er auch verherrlicht.

Wort zum Sonntag

Ernst Jäger war von 1998 bis 2005 Generalvikar der Diözese Innsbruck. Derzeit ist er Vikar im Seelsorgeraum Westliches Mittelgebirge. Den Autor erreichen Sie unter

 

Von Gnade und Staunen

Für Jesus sind Gott und seine siegreiche Präsenz, das Himmelreich, etwas unsagbar Kostbares: ein überraschender Schatz im Acker für einen Landarbeiter, eine traumhaft schöne Perle für einen begeisterten Schmuckhändler, ein Netz voller Fische für einen geplagten Fischer – das sind nur unzureichende Vergleiche für den einzigartigen Wert Gottes und seiner Liebe!  Ob wir etwas von dieser unvergleichlichen Überraschung, von dieser faszinierenden Schönheit und Fülle, die hier Gott zugeschrieben wird, manchmal spüren können!? So vieles drängt sich uns im alltäglichen Leben auf, drängt sich zwischen uns und jene geheimnisvolle Wirklichkeit, die wir „Gott“ nennen! Ist es uns manchmal geschenkt, etwas vom Glanz, von der Schönheit und Lebensfülle Gottes zu erahnen?

Wir können solche Erfahrungen, Ahnungen und überwältigende Einsichten nicht selber herstellen. Sie sind überraschende Geschenke, gnadenhafte „Zufälle“, falls sie uns zufallen. Es ist wie in den Gleichnissen des Evangeliums: der Landarbeiter erfindet nicht den Schatz, er findet ihn. Der Kaufmann produziert nicht die einzigartige Perle, er entdeckt sie. Die Fischer füllen nicht selber das Fischernetz, sie staunen über den reichen Fang. Das Himmelreich wird für uns alle überwältigende Überraschung sein, jetzt noch unvorstellbare Schönheit und Lebensfülle. Jesus spricht vom „Ende der Welt“ – das kann unterschiedliche Gefühle auslösen: Erschrecken, weil alles aufgedeckt wird; Staunen, weil alles  erfüllt wird. Das Evangelium ist eine Einladung zu Vertrauen und Hoffnung, dass „das Beste erst noch kommt.“

Zum Weiterdenken

Finden die Verheißungen von Jesus Widerhall in meinem Leben? Kann ich mich auf die Begegnung mit dem letzten Du des Lebens freuen?

Mein Anteil ist es, HERR, das habe ich versprochen,
deine Worte zu beachten.
Gut ist für mich die Weisung deines Mundes,
mehr als große Mengen von Gold und Silber.
Tröste mich in deiner Liebe,
nach dem Spruch für deinen Knecht!
Dein Erbarmen komme über mich, sodass ich lebe,
denn deine Weisung ist mein Ergötzen.
Darum liebe ich deine Gebote
mehr als Rotgold und Weißgold.
Darum halte ich alle deine Befehle für richtig,
alle Pfade der Lüge hasse ich.
Wunderwerke sind deine Zeugnisse,
darum bewahrt sie meine Seele.
Das Aufschließen deiner Worte erleuchtet,
den Unerfahrenen schenkt es Einsicht.

Antwortpsalm (aus Psalm 119)

(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 30 vom 23. Juli 2020)