Gott hat den Menschen nach seinem Bild geschaffen, ihm "ähnlich" (Genesis 1,26). Durch die von Gott gegebenen Geistesgaben – Vernunft, Wille, Gefühl – ist der Mensch fähig, den Plan Gottes für diese Welt zu verstehen und daran mitzuwirken.

Ursprung des Lebens. Woran wir glauben – Teil 11

Walter Krieger, Österreichisches Pastoralinstitut

Es gibt eine Sehnsucht im Menschen, ganz eins zu sein mit sich selbst und der Welt. Menschen streben nach innerem Frieden, nach einem glückseligen Zustand, nach einem Paradies, in dem all seine Wünsche erfüllt werden. Zumindest ein Stück davon möchten sie erleben. Vielleicht muss es gar kein Paradies sein. Ein „gutes Leben“ genügt, um glücklich zu sein. Gottes Glückszusage an Abraham waren keine paradiesischen Zustände, sondern die Verheißung von einem Land, das zur Heimat wird, von Nachkommen und für ein gesegnetes Leben.

Sehnsucht nach Glück

Menschen wollen glücklich sein. Zumeist geht es um gute Beziehungen: eine liebevolle Partnerschaft, Geborgenheit und Rückhalt in der Familie, verlässliche und humorvolle Freunde, rücksichtsvolle, tolerante und hilfsbereite Nachbarn. Auch eine gewisse materielle Sicherheit gehört dazu – wieviel man „braucht“, ist unterschiedlich. Zum Glück gehört, dass man mit dem Leben zufrieden ist; dass man Sinn erlebt in der Arbeit oder in dem, wofür man arbeitet; dass man einigermaßen gern das tut, was man tun muss. In diesem Sinn werden Menschen glücklich, denen es um das Reich Gottes geht, das nicht als Paradies, sondern als gutes, sinnvolles Leben inmitten dieser unvollkommenen Welt erlebt wird. Das ist ein Glück, das über diese Welt hinausweist, weil es in der Gemeinschaft mit Gott Sinn und Ziel hat.

Person und Gesellschaft

Der Mensch ist auf Gemeinschaft angelegt. Menschen sind Familienmitglieder, Freund/innen, Arbeitskolleginnen, Nachbarn, Angehörige und Praktizierende einer Religionsgemeinschaft, Mitglied eines Vereins, einer Gruppe, einer Initiative oder einer politischen Partei, Bewohner/innen eines Ortes und einer Region, Volksangehörige, Staatsbürger/innen – und man hat oft internationale Kontakte. Auch durch Medien ist man mit anderen verbunden. In all diesen Beziehungen leben die Einzelnen. Sie tragen Verantwortung, vorrangig für jene Personen, mit denen sie das Leben intensiver teilen. An erster Stelle steht daher die Familie. Je nach Interesse und Möglichkeit ist man beteiligt am Funktionieren und an der Weiterentwicklung aller gesellschaftlichen Bereiche, von denen man mitbetroffen ist. Das kann einem nicht gleichgültig sein.

Kirche und Welt

Unabhängig von ihrer göttlichen Berufung und obwohl Religionsgemeinschaften eine gesellschaftliche Sonderstellung einnehmen, ist die Kirche Teil der Zivilgesellschaft. Sie kann hier die Sachkompetenz kirchlicher Mitarbeiter/innen und ethische Prinzipien einbringen, die sich am Evangelium orientieren. Wenn sich die Kirche hier als kompetent erweist, hat sie Ansehen, und ihre Stimme hat eine gewisse Autorität. In der Entwicklung unserer Gesellschaft hat die Kirche mehrmals entscheidend mitgewirkt: im Gesundheits- und Bildungswesen, in wirtschaftlichen Bereichen, in der weltweiten Sorge um Arme und um Flüchtlinge, in der Entwicklung des Rechtssystems und von Solidargemein-schaften, in Kunst, Kultur und durch Orientierungen, wie das menschliche Zusammenleben gelingen kann. Natürlich lernt die Kirche dabei von der Welt, die ja von Gott geschaffen ist und in die sein Wille hineingelegt wurde. Deshalb ist man bereit, mit allen Menschen und gesellschaftlichen Kräften zum Wohl der Menschheit und der Schöpfung zusammenzuarbeiten. Man will ein „Segen“ sein (Genesis 12,3) – als Kirche und als Einzelne.

Walter Krieger

 

Zur Serie: Vertrauen ins Leben hat gute Gründe. Doch welche? In der Serie macht Walter Krieger in vier mal drei Teilen Aspekte des christlichen Glaubens greifbar: den Ursprung des Lebens, Quellen des Vertrauens, Beziehungspflege mit Gott, die Welt verbessern.

Der Text wurde gekürzt; das Buch „Glauben ist ein Weg der Freundschaft“ von Walter Krieger mit den ausführlichen Texten erscheint 2022 im Echter-Verlag.

(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 45 vom 11. November 2021)