Mit großer Freude ist kürzlich das fein gestaltete Bregenzerwälder Barockbaumeister Museum in Au eröffnet worden. Marianna Moosbrugger, der gute Geist des Hauses, hat das KirchenBlatt durch die sehenswerten Räumlichkeiten im Erdgeschoss des ehemaligen „Kurathus“ geführt und mit manchem schönen Detail überrascht.

Wolfgang Ölz

Das „Kurathus“ im Ortsteil Au-Rehmen erstrahlt in neuem Glanz. Hier wohnte in der Barockzeit der Porträtmaler Wendelin Moosbrugger, später lebte hier der Kurat, also jener Priester, der den Ortsteil Au-Rehmen seelsorglich betreute. Bei der Renovierung arbeitete die Handwerker-
zunft von Au zeitweise mit vier Zimmereibetrieben gleichzeitig, die im Tagesgeschäft eigentlich in Konkurrenz zueinander stünden, erklärt Marianna Moosbrugger nicht ohne Stolz. Ausführung und Betreibung des Museums geschehen mit viel Herzblut.

800 Kirchen gebaut.

Der Zunftgründer der Auer Barockbaumeister war Michael Beer (1605 bis 1666), der insgesamt 18 Lehrlinge ausbildete. Rund 1500 Bauarbeiter und Handwerker verließen im 17. und 18. Jahrhundert Vorarlberg zwischen 1. März (Josefitag) und dem 11. November (Martinifest), um auf Baustellen in Deutschland, der Schweiz und im Elsass zu arbeiten. Die katholische Kirche investierte im großen Stil. Baumeister und Handwerker aus dem Dorf Au im Bregenzerwald planten und errichteten insgesamt 800 Gebäude. Während der Abwesenheit von rund 90% der männlichen Dorfbevölkerung standen die Ehefrauen den Haushalten vor und regelten das Tagesgeschäft daheim.

Viele barocke Schätze.

Das professionell und ansprechend aufbereitete historische Material gliedert sich in vier Bereiche: 1. „Planen, bilden, bauen“, 2. „Das Bauen organisieren“, 3. „Mobil und vernetzt“ und 4. „Gehen und bleiben“. Ein Unikat sind die „Auer Lehrgänge“, zwei handgezeichnete bzw. handgeschriebene Architektur- und Lehrbücher, die in der Ausstellung in digitaler Form zur Erforschung vorliegen. Auch die originale Zunfttruhe aus der Gründerzeit beherbergt das Museum. Ein besonderes Stück in der Ausstellung ist eine große Kiste mit Stuck, die der Barockbaumeister Johann Josef Moosbrugger seinerzeit in der Pfarre St. Marcellus in Gerisau (CH) für etwaige Reparaturen zurückgelassen hatte. Die Museumsleiterin Bernadette Rüscher ist über eigene Recherchen auf diesen Fund gekommen, den die Pfarre St. Marcellus dem Museum nun als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt hat. «

Barockbaumeister Museum, Rehmen 39, Au, T 05515 25561 www.barockbaumeister.at
Öffnungszeiten im Oktober (1. November bis
12. Dezember geschlossen): Do 13 bis 17 Uhr,
Fr bis So, 10 bis 17 Uhr.

Baukulturelle Leistung

Diözesanbaumeister Herbert Berchtold hat das Projekt Kuratiehaus in Au seit über zwanzig Jahren intensiv begleitet. Die gemeinsame Lösung von Barockbaumeister Museum im Erdgeschoss, Krankenpflegeverein im mittleren Stockwerk und Wohnung der Pfarre im Dachgeschoss hält er für sehr gut.

Berchtold hebt lobend hervor, dass die Arbeiten der Auer Zunft am Kuratiehaus insgesamt „handwerklich extrem gut gemacht sind“. Die Gesamtkonzeption hatte Architekt Christian Lenz und die Ausstellungsplanung Bruno Winkler inne. Das Bundesdenkmalamt in Person der Abteilungsleiterin für Vorarlberg, Barbara Keiler, hat sich nach der Einschätzung von Herbert Berchtold sehr ergebnisorientiert eingebracht.

Das Barockbaumuseum sei eine gute Basis für weitergehende Forschungen über die Auer Schule der Barockbaumeister - angefangen von der Herkunft und Ausbildung der ersten Baumeister wie Michael Beer bis hin zu den soziokulturellen Problemen, die das Verschwinden der Barockbaumeister im Bregenzerwald verursachte. Jedenfalls hebt Herbert Berchtold das hohe Niveau der Barockbaumeister damals hervor, das er mit dem der heutigen Holzbau-Architekten im Land vergleicht.

DI Herbert Berchtold hat als Diözesanbaumeister das Projekt intensiv begleitet.