Mehr als 40 Jahre waren Schwestern vom Kostbaren Blut in Langen bei Bregenz - dem Heimatdorf ihres Gründervaters Abt Pfanner - tätig. Vor zehn Jahren beschloss die Ordensleitung, die Niederlassung aufzulassen. Ein Rückblick auf die Zeit, in der die Schwestern mit Fürsorge und Spiritualität das Abt Pfanner-Haus führten - und dabei auch ihr handwerkliches Geschick unter Beweis stellten.

Elisabeth Willi

September 1969 in Langen bei Bregenz: Als drei Schwestern vom Kostbaren Blut eintrafen, um das neue Abt Pfanner-Haus zu betreiben, waren sie wohl ein wenig überrascht - die Räume waren nämlich noch nicht wirklich beziehbar. Doch davon ließen sich Sr. Maria Jacintha, Sr. Franziska und Sr. Ambrosia nicht beirren. Kurzerhand griffen sie zu Besen und Schaufeln, sammelten den Bauschutt ein und räumten ihn mit der Schubkarre weg. Wenn das nicht im Sinne ihres Gründervaters, Abt Franz Pfanner (1825-1909), war! Er hatte in Südafrika, gut ein Jahrhundert zuvor, nicht nur seine Ordensbrüder - die Trappisten, die kurz vor Pfanners Tod zur eigenständigen Kongregation der Marianhiller Missionare wurden - zu körperlicher Arbeit angehalten, auch von seinen Ordensschwestern erwartete er, dass sie mit anpackten.

Pläne überschnitten sich

Bis in die 1960er- Jahre hinein war die einzige sichtbare Erinnerung an den bislang bekanntesten Sohn der Gemeinde eine Gedenktafel an der Kirche in Langen. Dann wurden Überlegungen angestellt, wie Abt Pfanner ein weiteres Denkmal gesetzt werden könnte. Da Franz Pfanner in Südafrika neben seinem Missionsauftrag u.a. sozial tätig gewesen war, wurde beschlossen, in Langen ein Sozialprojekt zu verwirklichen: das Abt Pfanner-Haus, ein Wohnheim für betagte Personen. Zeitgleich schmiedete die Leitung des Ordens vom Kostbaren Blut Pläne, in der Heimatgemeinde ihres Gründers eine Niederlassung zu errichten. Als feststand, dass die Gemeinde ein Wohnheim bauen wollte, sagte sie zu, drei Schwestern zu schicken.

Einweihung und Abschied

Das neue Haus, das aus dem Wohnheim, dem Schwesternheim mit vier Klausurzimmern und einer Priesterwohnung bestand, wurde schließlich im April 1970 von Bischof Bruno Wechner eingeweiht. Genau 40 Jahre später, im Jahr 2010, beschloss die Ordensleitung wegen fehlenden Nachwuchses, die Schwestern ins Mutterhaus zurückzurufen. 2013 verließ mit Sr. Camilla die letzte Schwester vom Kostbaren Blut die Gemeinde. Das Abt Pfanner-Haus selbst wurde dennoch nicht geschlossen: Die Benevit Pflegemanagement GmbH betreibt es weiter. 2016 wurde es größtenteils abgerissen und neu erbaut, im Dezember 2018 fertiggestellt.

Weltoffen

16 Schwestern waren in all den Jahren in Langen tätig. Meist waren es drei zur selben Zeit, zum Schluss vier. Da das Heim schrittweise vergrößert wurde, konnten sie es nicht alleine führen, sodass auch Personal von außerhalb mitarbeitete. Teilweise kamen einzelne Mitarbeiter/innen aus anderen Erdteilen, was sehr gewünscht und ebenfalls im Sinne Abt Pfanners war, wie in einem Leitbild für das Senioren- und Pflegeheim aus dem Jahr 2004 nachzulesen ist: „Durch die missionarische Ausrichtung, die uns der Orden vermittelt, schöpfen wir aus dem Reichtum und der Vielfalt der verschiedenen Kulturen.“ Hans Kogler, von 1999 bis 2013 Bürgermeister von Langen und Obmann des Kuratoriums des Abt Pfanner-Hauses, bestätigt beim KirchenBlatt-Gespräch diese Einstellung und sagt: „Die Schwestern waren immer weltoffen.“

Eigenes Flair

Rund 43 Jahre lebten und arbeiteten die Schwestern in Langen, ca. 200 Senior/innen haben sie in dieser Zeit betreut. „Die Schwestern gaben dem Heim ein eigenes Flair“, sagt Hans Kogler. „Sie führten es mit fürsorglichem und spirituellem Charakter.“ Großen Wert legten sie darauf, dass die Menschen in Würde altern konnten. Der Begleitung von Sterbenden widmeten sie besonderes Augenmerk. „Nächtelang sind sie bei den sterbenden Menschen gesessen und haben mit ihnen gebetet“, erzählt Hans Kogler. „Nie haben sie auf die Uhr geschaut und gerechnet, ob sie ihr Soll an Stunden  schon erfüllt haben.“
Wichtig war den Schwestern, dass Heimbewohner/innen und Menschen von außerhalb miteinander Kontakt hatten. Zu diesem Zweck setzten sie durch, dass beim Umbau 1984 eine Kapelle im Heim errichtet wurde - auch bei diesem Bau scheuten sie sich übrigens nicht davor, selbst handwerklich mitzuarbeiten. In der fertigen Kapelle konnten fortan alle gemeinsam Gottesdienst feiern. Die Glocke der Kapelle wurde von den Nachbar/innen des Abt Pfanner-Hauses, den sogenannten „Dörflern“, gespendet. Die Kapelle wurde beim letzten Umbau im Jahr 2016 erhalten, und das Glöcklein schlägt heute noch, wenn ein Gottesdienst stattfindet oder jemand gestorben ist - eine stete Erinnerung auch an die Schwestern vom Kostbaren Blut.

Teil der Dorfgemeinschaft

Neben ihren Aufgaben im Pflegeheim haben manche Ordensschwestern auch als Krankenschwestern beim Krankenpflegeverein Langen-Thal gearbeitet. Sr. Franziska hat ab 1970 mit der mobilen Krankenpflege in Langen und Thal begonnen. „Mit ihrer Freundlichkeit und ihrem Einfühlungsvermögen ist es Schwester Franziska gelungen, dass zwei Drittel aller Familien auf Anhieb Mitglieder wurden“, sagt Hans Kogler. Als Schwestern vom Krankenpflegeverein hatten die Ordensschwestern Kontakt mit vielen Familien. „Aber auch sonst waren sie gut in die Dorfgemeinschaft integriert“, erklärt der ehemalige Bürgermeister. Sie begleiteten die Heimbewohner/innen oft zu Weihnachtskonzerten oder zum Frühschoppen bei Festen im Dorf und tranken ein Gläschen Wein. Gerne pflegten sie auch lustige Unterhaltung bei Faschingskränzchen im Heim - kostümiert natürlich. So tauschten die Schwestern ihren Habit zum Beispiel mit Dirndl und Perücke, um als Älplerinnen auf dem Faschingskränzchen zu erscheinen. In dem Aufzug erkannte sie kaum jemand. Die Schwestern scheinen also auch Sinn für Humor gehabt zu haben - genauso wie ihr Gründervater Abt Pfanner, wie in vielen seiner selbst geschriebenen Kalender und Prospekten zu bemerken ist.

Wehmut

Als die letzten Schwestern das Dorf verließen, war der Abschiedsschmerz bei ihnen und bei der Gemeinde groß. Der Kontakt riss jedoch nie ganz ab: Noch heute pflegen einige Langener/innen mit den Schwestern die Beziehung, und es finden immer wieder gegenseitige Besuche statt.