In der Pfarre Frastanz trifft man sich seit über dreißig Jahren zur Osterzeit zum Ratschenbauen und Palmbuschenbinden. Im Haus der Begegnung fanden sich am Samstag vor Palmsonntag wieder zahlreiche Eltern, Großeltern und Kinder ein, um aus Holzbausätzen Ratschen zu bauen und aus dem bereitgestellten Material Palmbuschen zu binden.

Wolfgang Ölz

Daniela Sönser ist mit ihren beiden Kindern Andreas (7) und Darina (8) gekommen. Andreas wünscht sich für den Palmsonntag einen möglichst großen Palmbuschen, während Darina versichert, dass ihr Palmbuschen besonders schön geschmückt werden soll. Daniela Sönser ist Volksschullehrerin in Frastanz und leitet in der Pfarre den „Arbeitskreis Lebendige Familie“. Ihr ist wichtig, dass dieses Brauchtum nicht ausstirbt und Familien hier alles unkompliziert bekommen, um Palmbuschen zu binden oder unter Anleitung Ratschen zusammenzusetzen. Die Ratschen werden in Frastanz am Karfreitag eine Viertelstunde vor dem Kinderkreuzweg und am Karsamstag ebenfalls  vor der Speisensegnung ertönen.

Spaß im Vordergrund

Jungscharleiter Simon Tiefenthaler (17) und Jungscharleiterin Yasmin Tiefenthaler (15) helfen den Kindern beim Zusammenbauen der Ratschen. Simon macht  es Spaß, den Kindern beim Stecken, Leimen und Nageln ihrer persönlichen Ratsche zu helfen. Die Frastanzer Jungschar bietet übrigens über das Jahr verteilt auch andere Bastelnachmittage, Ausflüge und Spielstunden an, wie Yasmin erzählt.

Viele Kinder machen mit

Linda (6) ist mit ihrer Großmutter gekommen und konzentriert sich ganz auf das Zusammenleimen der Holzteile. Birgit Gstach hat zwei Kinder, Leonie (5) und Alina (7) mitgebracht, außerdem hat sie ihr Gotakind Lea (9) dabei. Für sie sind Palmsonntag und Kinderkreuzweg Fixpunkte im Jahreskreis. Brigitte Mair hat ihre drei Kinder mitgebracht, Katharina (5) und die Zwillinge Matthias und Emanuel (7), die heuer auch Erstkommunion feiern. Für Brigitte Mair ist es wichtig, sich auf die Auferstehung am Sonntag vorzubereiten. Matthias und Emanuel macht es sichtlich Freude, mit vollster Aufmerksamkeit an der eigenen Ratsche zu arbeiten. Auf die Erstkommunion freuen sie sich auch schon. Katharina geht noch in den Kindergarten und macht immer gerne mit, wenn die älteren Brüder etwas unternehmen.

Isolde Vonach ist schon viele Jahre beim Ratschenbauen dabei. Sie unterstützt die Kinder bei den Vorarbeiten, teilt ein Blatt mit Terminen und Wissenswertem aus und kassiert den Unkostenbeitrag für den Ratschenbausatz. Sie sagt: „Es ist mir besonders wichtig, dass auch die heranwachsenden Kinder eine Verbindung zur Liturgie der Karwoche bekommen. Durch eine handwerkliche Tätigkeit wie dem Ratschenbau kann auch den Jüngsten die Bedeutung von Ostern kindgerecht nahegebracht werden.“

Zur Sache

Nach alter Tradition läuten die Glocken am Gründonnerstag beim Gloria der Abendmahlfeier zum letzten Mal und bleiben dann ebenso wie die Orgel stumm bis zum feierlichen Gloria in der Osternachtsfeier, das die Auferstehung Jesu verkündet. Der Volksmund sagt, dass die Glocken nach Rom „fliegen“. Als Ersatz für die verstummten Glocken wurden seit dem 13. Jahrhundert hölzerne Ratschen verwendet. Auch in Vorarlberg wird in vielen Pfarren „geratscht“, meist machen das die Kinder. Mit dem Wiedererklingen des harmonischen Glockengeläuts und der Orgelmusik in der Feier der Osternacht kehren symbolisch Leben und Hoffnung in die Welt zurück.