Der Künstler Hermann Präg beschreibt in der neuen KirchenBlatt-Serie „Mein Lieblingskunstwerk“ Glasfenster von Martin Häusle, diesem leuchtenden spirituellen Schatz in vielen Kirchen des Landes - nicht nur in der Bregenzer Pfarre Herz Jesu.

Hermann Präg

Man übersieht es leicht, das erste Glasfenster am Anfang des linken Seitenschiffes der Herz-Jesu-Kirche Bregenz. Es wirkt zurückhaltend. Aber es ist der Beginn eines großartigen Fensterzyklus, geschaffen von Martin Häusle in einer kongenialen Zusammenarbeit mit dem Theologen Josef Böckle. Es ist der Keim einer Heils- und Befreiungsgeschichte, die sich zunehmend zu einer unvergleichlichen Expressivität steigert. In diesem Ursprung sind die Szenen noch gefangen in Kreisen.

Christus rot wie die Schlange

Im ersten oberen Kreis blickt Eva zur Schlange und nimmt den Apfel entgegen. Eine ungewöhnliche Schlange! Rot hängt sie am Baum wie Christus am Kreuz am unteren Ende des Fensters. Warum diese Gleichstellung? Eine Provokation? Keinesfalls, denn durch diese Bezugnahme vollzieht sich von oben nach unten ein Wandel. Der Feind wurde am Holz besiegt. Der Baum des Todes wird zum Baum des Lebens. Das Fenster endet mit dem Sieg über die Schlange und der Auferstehung.Im ersten oberen Kreis blickt Eva zur Schlange und nimmt den Apfel entgegen. Eine ungewöhnliche Schlange! Rot hängt sie am Baum wie Christus am Kreuz am unteren Ende des Fensters. Warum diese Gleichstellung? Eine Provokation? Keinesfalls, denn durch diese Bezugnahme vollzieht sich von oben nach unten ein Wandel. Der Feind wurde am Holz besiegt. Der Baum des Todes wird zum Baum des Lebens. Das Fenster endet mit dem Sieg über die Schlange und der Auferstehung.

Eine rätselhafte Frau

Die Figur im dritten Kreis zitiert das Buch Genesis: „Feindschaft setze ich zwischen dich und die Frau, zwischen deinen Nachwuchs und ihren Nachwuchs. Er trifft dich am Kopf und du triffst ihn an der Ferse.“ Wer ist diese rätselhafte Frau? Eva? Oder Maria?Das Motiv der Schlange taucht im gesamten Zyklus mehrfach auf. Zum Beispiel am Ende des linken Seitenschiffes als heilbringende eherne Schlange, Symbol für den erniedrigten Christus. Die Figur im dritten Kreis zitiert das Buch Genesis: „Feindschaft setze ich zwischen dich und die Frau, zwischen deinen Nachwuchs und ihren Nachwuchs. Er trifft dich am Kopf und du triffst ihn an der Ferse.“ Wer ist diese rätselhafte Frau? Eva? Oder Maria?

Der endzeitliche Kampf

Blickt man vom ersten Fenster exakt diagonal zum Ende des rechten Seitenschiffes, erkennen wir den Kampf des Erzengel Michael mit der „alten Schlange“, die die Apokalyptische Frau bedroht. Sicher kein Zufall, denn beide Figuren werden häufig mit Maria identifiziert. Erstere gleicht aber auch einem Engel. Ist sie daher vielleicht eher ein Hinweis auf den endzeitlichen Kampf des Erzengel Michael gegen das Ungeheuer? Häusle würde so den Schwerpunkt auf den bevorstehenden Befreiungskampf in der Heilsgeschichte legen.

Religion ist Liebe

Häusles Bildsprache begnügt sich nicht mit braven Illustrationen. Sie geht in die Tiefe und erweitert den Blick. Sie ordnet sich dem biblischen Text nicht unter. Sie entsteht eigenständig und parallel dazu. Häusles facettenreiche Darstellungsweise zerfällt nicht in unzählige Fragmente. Ein komplexes Beziehungsgeflecht hält alles zusammen. Religion ist Beziehung, Anziehung und Liebe.


Zur Person

Hermann Präg, geb. 1956, Hochschule Mozarteum Salzburg, Künstler und Pädagoge, verheiratet, zwei Kinder.
Schwerpunkt seiner Arbeit sind Lichtobjekte und Fotografien. Damit versucht er, Grenzen zu überschreiten. Es geht dem Künstler um das Überwinden des auf sich selbst bezogenen Denkens. Ein Ziel ist die Transzendenz.
Im Versuch, das Undenkbare zu denken, entstand zum hundertjährigen Jubiläum der Herz Jesu Kirche 2008 an der Fassade ein „Lichtblitz“. In unregelmäßigen Abständen war ein Lichtstrahl zwischen den Türmen zu sehen. Die Unberechenbarkeit des Aufleuchtens stand im Kontrast zur fest gebauten Kirche. Das unplanbare Ereignis wurde laut Hermann Präg in dieser Arbeit dem konstruierenden Denken des Menschen gegenübergestellt.

(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 15 & 16 vom 9./16 April 2020)