P. Markus Rinderer hat im Juni sein silbernes Priesterjubiläum gefeiert, mittlerweile ist er seit 18 Jahren in Bolivien. Das KirchenBlatt sprach mit ihm über seine Arbeit, über die Befreiungstheologie und über den Stamm der Ayoreos, der ihm besonders am Herzen liegt. Das Gespräch führte Wolfgang Ölz

Alle drei Jahre kommt Pater Markus Rinderer OFM aus Bolivien in seine Heimat Vorarlberg zurück. Deswegen nimmt er die Veränderungen, die hierzulande passieren, deutlicher wahr, als jemand, der ständig hier lebt.

Dieses Jahr scheinen ihm die Veränderungen besonders stark zu sein: “Das erste, das ich gesehen habe, war, dass der Autopark total erneuert wurde. Ich kenne die neuen Automarken, die hier in Österreich herumfahren, kaum noch. Das zweite, was auffällt, sind die großen Probleme, die es in der Kirche gibt. Jedesmal, wenn ich von Südamerika komme, fällt mir die Krise auf, die die österreichische Kirche erfasst hat.“

Für den Franziskaner P. Markus gibt es zwei Motive in seinem Leben, erstens Jesus Christus und zweitens seinen Ordensgründer Franziskus.
Zu Bolivien sagt P. Markus, dass es zwei Arten der Eroberung und zwei Missionierungsarten gehabt hat. Eine erfolgte von Peru ausgehend über das Hochland, und hatte ihr Ziel in den Silber und Goldbergwerken. Die andere erfolgte von Paraguay aus über die Mission durch die Jesuiten, die ihr heiliges Experiment durchführten. Während die Mission im Hochland fehlgeschlagen ist, hat die Mission im Tiefland funktioniert. Während die einen die Bodenschätze suchten, suchten die anderen die Menschen.

Laien in den Basisgemeinden
Der Ort der Befreiungstheologie ist das Hochland, wo die Menschen unterdrückt worden sind. Pater Markus arbeitet im Tiefland, und was ihn mit der Befreiungstheologie stark verbindet sind die Basisgemeinden, die sie von Anfang an hatten. Während bei uns in der Diözese Feldkirch Pfarren zum Teil in Pfarrverbände zusammengelegt werden, werden in der Diözese von P. Markus neue Pfarren gegründet.
Seine Pfarre Puerto Suarez, die er gemeinsam mit P. Leo Zechner betreut, wurde kürzlich in eine Land- und eine Stadtpfarre geteilt. Die Fläche seiner Pfarre ist so groß wie Vorarlberg, Gläubige sind es ca. 20.000. In den Außenstellen, ca. fünf Dörfer, sind es Laien, die Gottesdienste feiern, wenn P. Markus als Priester nicht da sein kann. Diese Außenstellen leben nach dem Ideal der Basisgemeinden.

Auf die Frage, was die Kirche in Vorarlberg machen soll, um auch wieder näher bei den Menschen zu sein, erzählt P. Markus Folgendes:
„Wenn ich die Messe feiere, dann kommen gelegentlich auch Hunde in die Kirche, weil die Türen der Kirche offen sind.“ Das sieht der Franziskanerpater als Sinnbild dafür,  dass hierzulande die Türen der Kirchen weit offen stehen sollen. Den einzigen Weg sieht P.  Markus darin, „ein persönliches Zeugnis abzugeben“. Das sieht er so, wie die Geschichte von Sodom und Gomorra, zuletzt zerstört Gott die Stadt nicht, und das nur wegen zehn Gerechten.
Wolfgang Ölz

Ayoredo-FrauBlitzlicht - Die Ayoreos

Was Pater Markus besonders wichtig ist, ist der Nomadenstamm der Ayoreos, die er in seiner Pfarre betreut. Diese Waldläufer sind über das halbe Jahr nicht in seinem Gebiet. Sie wandern über Paraguay und Brasilien, und kommen dann auch wieder nach Bolivien. Mit dem Glauben haben sie wenig am Hut, aber sie kommen um zu betteln.

Die Ayoreos produzieren selbst Taschen und gelegentlich kommen sie auch in die Pfarre von P. Markus.

(aus KirchenBlatt Nr. 30 vom 1. August 2010)